Kamera für Kollodium-Nassplatte

  • Moin zusammen,

    ich wurde darauf hingewiesen, dass auch dieser Kreis sich anbieten würde, bei meinem "Problem" hilfreich zu sein ;=

    Hier mal meine ursprüngliche Anfrage (woanders):
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    Mich hat das Kollodium-Fieber gepackt, ich möchte dieses Verfahren unbedingt ausprobieren! Chemie und Trägermaterial kann ich beschaffen, DuKa ist vorhanden, insofern alles fein.

    Fehlt das geeignete Aufnahmegerät. Dass es eine Großformatkamera sein muss, ist mir klar. Dass keine normalen "Platten-Schieber-Magazine" á la Voigtländer 9x12-Falter gehen ist (leider) auch klar, eine entsprechende Kamera hätte ich nämlich.

    Selbst wenn ich mir entsprechende 4x5" Rückteile beschaffen / bauen könnte, ist mir meine Master-Technika doch zu schade.

    Ich muss mich also auf die Suche nach einer (möglichst günstigen) Kamera für dieses Verfahren machen. In der elektronischen Bucht werden immer mal schöne Holzkameras angeboten, oft aber recht teuer.

    Daher ergeben sich einige Fragen:

    Könnt Ihr mir Quellen nennen, wo man sich nach entsprechendem Gerät umschauen könnte?
    Was brauche ich (Format sollte möglichst klein sein, wegen der Chemie-Mengen)?
    Worauf ist zu achten?

    Vielleicht kann mir ja jemand weiter helfen.
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    Da der Tipp jetzt schon mehrfach aufkam: meine Linhof möchte ich für dieses Verfahren eigentlich nit nutzen, ist mein Heiligtum und ich hätte Angst die einzusauen.

    Am liebsten wäre es mir, wenn ich mit der Faltbalgen-Kamera in 9x12 starten könnte. Das ist so ein Teil (also in der Art): http://www.emtus.ch/knoll_plattenkamera_9x12.html


    Die Magazine sind diese gefalzten, also jene: http://www.ebay.de/itm/Voigtlande…=item4175057a10


    Diese Magazine sind zwar für Glasplatten gemacht, nur hätte ich Sorge, mir mit dem Schieber die Emulsion zu verschmieren... Berechtigt oder unberechtigt?


    Nochmal zurück zur Linhof: mit den modifizierten Magazinen in Kombination mit der flüssigen Emulsion besteht doh immer ein potentielle Gefahr, dass die Suppe irgendwo landet, wo ich sie nicht haben will? Und wenn ich sie nur mit meinen Handschuhen irgendwo hin klehe...


    Es entstehen bestimmt Rückfragen, andieser Stelle soll es das aber erstmal gewesen sein. Danke und bis später, Gruß Jan

  • Hallo Jan,

    schön, dass die Nassplattenfraktion immer größer wird.

    Ich glaube, Deine Sorge über in die Kamera tropfende Chemie ist nicht begründet. Nach dem Silberbad stellt man die PLatte auf Küchenpapier und wischt die Rückseite ab. Auch die Vorderseite ist nicht mehr so triefend nass, dass dort Chemikalien im nennenswerter Menge austreten. Sollten doch mal ein oder zwei Tropfen ihren Weg finden, bleiben sie in der Kassette.

    Bei Alex findet sich eine sehr schöne Anleitung zum Konvertieren einer Kassette für das internationale Rückteil:
    http://www.collodion-art.blogspot.de/2013/01/modify…der-to-wet.html

    Ich sehe dort viele Vorteile. Sie sind billig und praktisch in beliebigiger Menge verfügbar. Kaufst Du eine alte unstandardisierte Kamera mit ein oder zwei Holzkassetten (oder gar ohne) ist das Problem viel größer.

    Gruß
    AndréHH

    PS: Im Oktober mache ich schwerpunktmäßig einiges an Platten. Komm einfach vorbei. Zur geografischen Orientierung: Ikea Schnelsen ist ca. 10 Minuten mit dem Auto entfernt.

  • andrehh hat geschrieben:
    > PS: Im Oktober mache ich schwerpunktmäßig einiges an Platten. Komm einfach
    > vorbei. Zur geografischen Orientierung: Ikea Schnelsen ist ca. 10 Minuten
    > mit dem Auto entfernt.


    Hallo Andre,

    Danke für den Kommentar und auf Dein Angebot komme ich sicher gern zurück, ich wohne in Schnelsen, im fußläufigen Umfeld der Frohmestraße; trifft sich günstig...


    Gruß Jan

  • ""Dass keine normalen "Platten-Schieber-Magazine" á la Voigtländer 9x12-Falter gehen ist (leider) auch klar,Diese Magazine sind zwar für Glasplatten gemacht, nur hätte ich Sorge, mir mit dem Schieber die Emulsion zu verschmieren""

    Der Schieber schrammelt ja nicht über die Glasplatte, und über den Planfilm auch nicht, daher wirds schon gehen.
    Wenn Du Angst um die Technika hast, wäre die alte Plattenkamera doch die beste Wahl, sofern Du auch wirklich die passenden Kassetten dazu hast.
    Die Mattscheibe dürfte wohl etwas dunkler ausfallen, aber für den Anfang gehts durchaus.

    Gruss,
    Ritchie

    ...

  • Guten Morgen, Danke für die weiteren Tipps!


    mgeiss hat geschrieben:
    > Nassplatten gehen auch mit Mittelformatkameras und Plattenkameras einwandfrei, man
    > muss halt je nach Kamera mehr oder weniger basteln. Es gibt z.B, sehr viele, die 6x9
    > Boxkameras benutzen, was auch eine der günstigsten Möglichkeiten darstellt, und vom
    > Format her sogar historisch näher an den verbreiteten, recht kleinformatigen Tintypes
    > liegt.
    >

    Interesant. Eine Agfa Box hätte ich ja auch noch; meinst Du sowas? Die ist allerdings auf 120er Rollfilm ausgelegt... Aber ich denke auch, dass 9x12 eigentlich ein sinnvoller Einstieg sein sollte. Starten möchte ich auf Alu, später dann evtl Glas. Da gibt es ja alles fertig beim freundlichen Tschechen. Wenn ich da ohnehin die Chemie bestelle, kann ich die Platten gleich mitnehmen.


    bequalm hat geschrieben:
    > Der Schieber schrammelt ja nicht über die Glasplatte, und über den Planfilm auch
    > nicht, daher wirds schon gehen.
    > Wenn Du Angst um die Technika hast, wäre die alte Plattenkamera doch die beste Wahl,
    > sofern Du auch wirklich die passenden Kassetten dazu hast.
    > Die Mattscheibe dürfte wohl etwas dunkler ausfallen, aber für den Anfang gehts durchaus.
    >


    Stimmt, schrammeln sollte da nix. Die Blech-Kassetten passen definitiv, habe quasi eine komplette Ausrüstung gekauft, inkl 6 Kassetten. Da die Kassetten ja ursprünglich ohnehin für Platten ausgelegt sind, sollte das ja perfekt passen. In Sachen Mattscheibe hätte ich sonst nmoch einen fähigen und vertrauenswürdigen Glaser an der Hand, der kann mir da ggf helfen ;)


    Eine Frage noch zur Chemie: Das Komplett-Set aus Tschechien enthält 240ml Kollodium. Mir ist schon klar, dass das auch sehr individuell ist - gerade bei Anfängern - trotzdem würde ich gern ungefähr einschätzen können, wie viele Platten ich mit dieser Menge ungefähr beschichten kann?


    andrehh: Ich melde mich bei Gelegenheit mal per PN, wäre wirklich klasse, wenn ich mal dabei sein könnte; dann wäre ich für eigene Versuche ja optimal vorbereitet; mixt Du die Chemie eigentlich selber?


    Viele Grüße, Jan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    > Stimmt, schrammeln sollte da nix. Die Blech-Kassetten passen definitiv, habe quasi
    > eine komplette Ausrüstung gekauft, inkl 6 Kassetten. Da die Kassetten ja ursprünglich
    > ohnehin für Platten ausgelegt sind, sollte das ja perfekt passen. In Sachen

    Du hast da nicht zufälligerweise ein paar Planfilmeinsätze übrig, die du nicht mehr brauchst? :)

    Gruss

    Christian

  • Hallo Christian,

    nein, Planfilmeinsätze waren (leider) nicht dabei, das scheint wirklich noch eine Ausrüstung aus Zeiten zu sein, in der Planfilme noch nicht verbreitet waren (die Blech-Kassetten waren in original Pergament eingeschlagen, mit Aufdruck); und wenn welche dabei gewesen wären, dann würde ich die auch nicht her geben :P


    VG Jan

  • JanN hat geschrieben:
    > Eine Frage noch zur Chemie: Das Komplett-Set aus Tschechien enthält 240ml Kollodium.
    > Mir ist schon klar, dass das auch sehr individuell ist - gerade bei Anfängern -
    > trotzdem würde ich gern ungefähr einschätzen können, wie viele Platten ich mit dieser
    > Menge ungefähr beschichten kann?

    Das ist in der Tat sehr individuell. Ich habe meinen Verbrauch mit ungefähr 10ml für eine 13x18 Platte mitgekoppelt. Die Fläche bei 9x12 ist ungefähr die Hälfte, so kommt man ungefähr auf 50 Platten. Einiges geht natürlich daneben; anderes verdunstet. Nach 40-50 Platten hast Du aber gut Erfahrung. Nicht zu unterschätzen sind die völlig anderen zeitlichen Dimensionen. Mehr als 4 Platten pro Stunde sind kaum zu schaffen.

    Ich bin sehr auf Deine Erfahrung mit den Mamut-Platten gespannt. Meine kommen von hier: http://shop24.w-hartmann.de/shop.php?page=…c637b16c05c176b
    Kosten ca. das Dreifache. Damals gab es das Mamut-Angebot noch nicht. Ich tue mich damit eher schwer und bin auf Glas zurückgegangen.

    Bevor Du bestelltst, lass uns bitte nochmal vorher reden, ob wir etwas bündeln. Die Versandkosten sind heftig.


    >
    >
    > andrehh: Ich melde mich bei Gelegenheit mal per PN, wäre wirklich klasse, wenn ich
    > mal dabei sein könnte; dann wäre ich für eigene Versuche ja optimal vorbereitet; mixt
    > Du die Chemie eigentlich selber?

    Kollodion bisher nein. Alles andere ja.

  • Hallo Andre,

    andrehh hat geschrieben:
    > Bevor Du bestelltst, lass uns bitte nochmal vorher reden, ob wir etwas bündeln. Die
    > Versandkosten sind heftig.
    >


    in der Tat, habe da was von 40 Euro gelesen. Insofern wäre eine Bündelung - gerade ob unserer geographischen Nähe - sicher sinnvoll. Ich möchte mir das eh gern erstmal bei Dir anscheuen, bevor ich was bestellt; zumal mir jetzt gerade eh das Kleingeld fehlt.

    Wie gesagt, ich melde mich und bringe dann auch gern en Bierchen oder so mit ;)


    Sven: Danke für den Tipp, schaue ich mir mal an!


    Viele Grüße, Jan

  • Hallo, Christian,

    ""Du hast da nicht zufälligerweise ein paar Planfilmeinsätze übrig, die du nicht mehr brauchst? ""

    ich hab noch einige Metallkassetten (komplett über) - wie sollen die denn aussehen, bzw. woran werden die verwendet?

    Gruss,
    Ritchie

    ...

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ritschie,

    > ich hab noch einige Metallkassetten (komplett über) - wie sollen die denn
    > aussehen, bzw. woran werden die verwendet?

    ich habe eine Voigtländer Avus 9x12 zu der ich einige Metallkassetten habe, die sind aber leider nur für die Vewendung
    von Glasplattennegativen gedacht. Deshalb wären ein paar Planfilmeinsätze schön (hilfsweise auch ein paar Kassetten
    mit denselben) oder solche, die für den Einsatz von Planfilmen gedacht sind.

    Gruss

    Christian

  • Christian,

    schick doch bitte mal ne mail und gib mir den Falz an.
    Voraussichtlich Sonntag schaue ich mal in meiner alten Hütte nach, was ich noch so liegen habe.

    Ansonsten könntest Du doch auch zur Not Glasplatten o.ä. nehmen und den Film einfach draufpeppen?

    Gruss,
    Ritchie

    ...

  • Moin zusammen,

    habe ja lange nix hören lassen. Zwischenzeitlich durfte ich dankenswerterweise in den Genuss eines kleinen Nassplatten-Workshops bei André kommen. Was soll ich sagen: geiles Verfahren, das muss ich selber machen.

    So angefixt, ging ich direkt auf die Suche nach irgendwelchen Holzkameras, muss mich da aber erstmal wieder bremsen, da sind andere Anschaffungen erstmal wichtiger.

    Duka-Ausstattung ist reichhaltig vorhanden, in Sachen Kamera werde ich auf den 9x12-Falter zurückgreifen, habe mir die Blechkasetten nochmal genauer angeschaut, das sollte keine Probleme geben. Platten sind auch kein großes Problem.

    Fehlt also die Chemie, da werde ioch mich zum Anfang an dem Starterkit aus CZ versuchen: 240ml Collodion ("Extra dry" - was heißt das?), 500ml Entwickler, 1000ml Fixierer, 1000ml "Sensitizer for Collodion" (9% Silber-Nitrat - wenn ich das richtig sehe, ist das also das fertige Silberbad), 250ml Varnish... Bei 9x12 Platten müsste ich doch schon relativ weit kommen, oder?

    Und dann fehlt mir noch so ein Tank für das Silberbad. Für sowas aber 70 € aufwährts hinzulegen, sehe ich aber irgendwie nicht ein. Das muss man doch selber basteln können. Kunststoff wird jawohl nicht von dem Silbernitrad angegriffen. Gut man kann es auch offen in der Laborschale machen, ich möchte da aber schon lieber mit stehenden Platten arbeiten. Hat da vielleicht jemand schon DIY-Erfahrungen?

    Was für ein Füllvolumen sollte ich bei 9x12 kalkulieren?


    Danke und viele Grüße, Jan

  • Hallo Matthias,

    vielen Dank für die Informationen, die helfen mir sehr weiter. Dass ich mit normalem Fixierer usw klakomme ist bekannt, aber bei dem Set bezahlt man ja hauptsächlich das Kollodium, den Entwickler und das Silberbad, insofern nehme ich den und das Varnish gern mit ;)


    Zitat von "mgeiss"


    Das Problem ist meistens eher, dass die Emulsion mit der Zeit zu zäh wird, da Ether und Alkohol verdunsten. Man sollte deswegen den Überschuss, der beim Gießen von der Platte abläuft, in eine separate Flasche laufen lassen. Der Inhalt dieser "drain bottle" lässt sich wieder regenerieren, man braucht dann aber die Rohzutaten.

    Da es sich bei der im CZ-Set enthaltenen Emulsion um ein Äther- (Ether?)-freies Kollodium handelt (Collodion, Ethanol, Potasium Bromide, Potasium Iodide), müsste man der drain bottle also zum Regenerieren "nur" Ethanol zugeben? Oder ist das zu einfach gedacht?


    Zitat von "mgeiss"


    Das Silberbad wird immer wieder gereinigt und regeneriert, man gleicht also nur den Verbrauch an Silbernitrat und Wasser aus.

    Ok, verstehe (glaube ich). Das heißt, wenn das Bad nicht mehr ausreicht wird es gefiltert und mit Wasser + 9% Silbernitrat (im Verhältnis zur nachgefüllten Wassermenge) wieder aufgefüllt?


    Zitat von "mgeiss"


    Zum Silberbad: Für 9x12 Platten würde ich das Gefäß mit Innenmaßen von ca. 11x15x2cm bauen (lassen), das wäre dann ein Volumen von ca 330ml.

    Sind Silikon und Plexiglas unempfindlich gegen das Nitridbad? Dann wäre selber bauen ja echt kein Problem, braucht ja nicht hübsch aussehen...


    Nochmal Danke und viele Grüße, Jan

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