Portraitobjektive 8x10

  • Hallo zusammen,

    mittlerweile bin ich im 8x10-Lager gelandet und plane eine kleine Portrait-Serie, bei der vom Ausschnitt her nicht mehr als Kopf und Hals sichtbar sein werden. Ich habe an meiner Plaubel Profia 8x10 derzeit ein Apo-Sinaron-N 210mm f5,6 im Einsatz, welches zwar prinzipiell gut funktioniert, aber halt doch ein wenig weit für Portraits ist.

    Da ich locker bis 80cm Balgenauszug gehen kann, schwebt mir z.B. eine 360mm-Linse vor, um bequem auf 1:1 zu kommen, evtl. auch 450mm. Dazu möchte ich kurz nachfragen, wie es hierzu mit Erfahrungen Eurerseits aussieht? Es gibt ja doch einige Kandidaten..

    Es grüßt
    Alex

  • Von Kodak gibt es ein 405mm Porträt Objektiv für 8x10, ich finde 360mm das absolute minimum für Kopf und Hals wäre für mich eher das Kopf und Schulter Objektiv. So 450mm finde ich da schon wesentlich besser, weil du dann auch den Personen nicht so nah an die Pelle rücken musst! Ich würde vermutlich mein 480mm Xenar nehmen, werde das nächstens endlich dafür verwenden können!

    FG Armin

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  • Hi,

    ich würde mich mal umsehen nach
    Goerz Red-Dot Artar 14",
    Voigtländer Heliar,
    und die Tessar-Verwandten wie Tessar / Xenar / Kodak Commercial Ektar 14".

    Mit den ersten beiden hab ich Erfahrungen, beim Heliar hakt es leider derzeit noch mit der Blitzsynchro,
    sodass ich bei Portraits mit dem Artar arbeite.

    Die neueren Objektive haben in vielen Fällen kein so schönes Bokeh.

    Normalerweise sagt man immer länger wie normal,
    aber pragmatisch gesehen würde ich aufgrund des Auszuges nicht auf zu lange Brennweiten gehen, im Prinzip reicht 300-360mm.

    Grüße,
    Martin

  • .. ein 360er bei 8x10 entspricht ziemlich genau 50mm bei kb!
    kann man natürlich auch verwenden für portraits -
    ein wenig länger, wäre aber schon nicht schlecht!!

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Moin,

    ich bin da einigermassen pragmatisch. Das Budget ist doch begrenzt, somit habe ich nur wenige "echte" 8x10 Objektive. Das 305er, bzw. 240er (Schneider G-Claron) ist eher fuer Halb-Portraits und Ganzkoerperaufnahmen geeignet. Ich habe auch noch ein 480er Ronar im Verschluss, das geht schon ganz gut fuer Kopf/Kopf-Schulter-Portraits. Braucht allerdings wirklich viel Licht, wenn man sich auf Portraitentfernung naehert.

    Portrait auf 8x10 ist an sich genial, aber es ist eine echte Gratwanderung zwischen "Modell mit der Kamera erschlagen" und "Modell per Lampe/Blitz braten". Ich nehme am liebsten 6x7 fuer "normale" Abzuege und die 8x10 fuer Kontaktkopien (Cyano, Van-Dyke o.ae). Fuer mich die beste Wahl aus den Moeglichkeiten.

    Viele Gruesse,
    Christoph

    When you change the way you look at things, the things you look at change. — Max Planck

  • budget ist immer ein todschlag argument!
    eigentlich dürfte man gar nichts mehr machen, wenn man diesem argument folgt ..

    keiner guckt auch nur dumm, wenn man sich eine canon wasweissich kauft oder zieht neidische blicke auf sich, wenn man sich ein digitales rückteil der neuesten generation leisten würde ..
    aber für eine aussergewöhnlich gute und passende linse einen bruchteil dessen auszugeben kann niemand verstehen ..

    es ist wie mit allem ..
    man muss prioritäten setzen!
    und richtig gute gf-linsen gibt es für relativ wenig geld bei ein wenig geduld!
    http://www.ebay.de/itm/Rodenstock…=p2047675.l2557

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Exzellente Portraitobjektive für 8x10 sind meistens die alten Repro- oder Kopierobjektive. Die sind auch sehr, sehr günstig!

    Ein altes Klimsch 485mm 9.0 Apo-Ronar zB war ein absoluter Liebling für mich - auch bei Offenblende sehr scharf und hat ein traumhaftes Bokeh. Klar - lichtschwach aber dafür ein wunderbares Bild und auch nicht so stark verzerrt wie eine 360er im Nahbereich. Wenn du das Geld dafür hast würd ich allerdings eher in Richtung 480 Symmar gehen oder gleich 600mm - die gibt's auch mit Blende 8.4 sofern ich mich jetzt nicht irre.

    Das einzige Problem war für die Prozessor/Kopier/Repro-Objektive einen Verschluss zu finden, deswegen habe ich lange Zeit mit einem Sinar Copal-Verschluss gearbeitet, da kann man jede beliebige Optik verwenden.

  • Hallo,

    es gilt die Abbildungsgleichung: 1/Brennweite = 1/Abstand + 1/Auszug

    Wenn man mit 8x10 inch Portraits macht wird das wichtig. Warum? Nun wenn man 1-2 Meter mit dem Objektiv vom Modell weg ist, hat man schon einen beträchtlichen Auszug. UND der Auszug ist die effektive Brennweite. Bei den kleineren Formaten ist der Auszug in diesem Bereich noch zu vernachlässigen, bei 8x10 aber nicht. Hier einmal eine Tabelle, die zeigt, wie sich die effektive Brennweite bei verschiedenen Abständen und dem Format 8x10 ergibt:

    Brennweite Abstand Auszug/eff.Brennweite vergleich Kleinbild (Beschnitten auf gleiches Seitenverhältnis 8x10)

    300 mm 1 Meter ~430 mm ~51 mm
    300 mm 2 Meter ~350 mm ~41 mm

    360 mm 1 Meter ~560 mm ~65 mm
    360 mm 2 Meter ~440 mm ~52 mm

    420 mm 1 Meter ~720 mm ~75 mm
    420 mm 2 Meter ~530 mm ~60 mm

    D.h. fokussieren mit 8x10 inch in einer Entfernung von 1–2 Metern vor dem Objektiv bedeutet Brennweitenverlängerung. Deshalb reichen bei solchen Aufnahmen auch Objektive mit 300 bis 360 mm Brennweite. 420 mm finde ich schon zu lang.

    Paolo Roversi arbeitet mit einem 12" Dagor Golden Dot, das sind rund 305 mm Brennweite.

    Ich persönlich mag auch das 360 mm Apo Ronar MC oder das Hinterglied des Schneider Angulon 210 mm hat 330 mm (nicht das Super Angulon). Auch das Hinterglied des Symmar 240/420 ist schön. Die Auszüge werden aber schnell zu lang zum sinnvollen Arbeiten. Auch das Sinaron-S 360 habe ich schon verwendet.

    Was man noch beachten sollte, ist dass die bei offener Blende kontrastarmen älteren Objektive das fokussieren zum Glücksspiel machen.

    Hope that helps,
    Johannes

  • Wobei der Paolo Roversi sehr selten nur Schultern und Kopf macht sondern meistens bis ca Bauchnabel oder noch mehr, also jedenfalls die Bilder die ich von ihm so auf die schnelle gefunden habe!

    Da ich gerne so im Bereich 1,5-2m vom Model/Kunden entfernt bin, weil ich ihn nicht mit der Sinar P erschlagen will, ist mir für ein Kopf/ Schulter Portrait ein 360mm tendenziell zu kurz, ich bin aber in der schönen Lage noch ein 450mm und 2 480mm + ein 610 mm zu haben, aber das letztere ist mir dann doch zu lang!

    FG Armin

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  • Ich setze Portraits tendenziell eher enger an, daher kann ich hier auch ein paar mm mehr gebrauchen. Bisher hat sich noch nichts ergeben, gestern ging mir ein Nikkor 450mm f9 durch die Lappen, welches aktuell meine Wunschlinse darstellt..

    Es grüßt
    Alex

  • ApoRonar und Co - die zeigen bei Portraits Sachen, die würde ich da gar nicht sehen wollen :)
    Für mich kommt da meist nur Altes in Frage. Möglichst weich bitteschön.

    Objektivempfehlungen für 8x10" kann ich keine geben, ist nicht mein Format.
    Aber mal ein 30x40cm Beispiel, mit 4x5" ( genauer 9x12cm) und einem 135er Xenar aufgenommen.
    Das entspräche bei 8x10 dann 270mm, also quasi 300mm Brennweite.

    Die Schultern sind schon mit drin, und trotzdem waren wir unterhalb der Wohlfühldistanz, vielleicht gute 50,75cm cm so nach der Erinnerung.

    http://www.fotos-hochladen.net/view/portrettp9qu8a1w52.jpg

    VG,
    Ritchie

    ...

  • .. ein 135mm objektiv für 4x5 entspräche einem 34mm für kb ..
    eigentlich nicht die klassische brennweite für ein portrait -
    da sind doch die proportionen im nahbereich (kopfportrait) nur noch "vorlageähnlich" oder?

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • ""eigentlich nicht die klassische brennweite für ein portrait ""

    Nö, eigentlich ein bissel kurz, auch wenn ein 135mm an 9x12cm wieder etwas länger wird.Tendenz Normalobjektiv an KB.
    Bin jedenfalls zufrieden mit dem Ergebnis, würde aber generell auch zu etwas längeren BW tendieren, allein schon wegen der Aufnahmedistanz...

    Was meinst Du mit vorlageähnlich ?

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Hallo an alle,

    der Winkel des scharfen Sehens beim menschlichen Auge liegt bei ca. 30 Grad. Deshalb hatten sich als Portrait-Kopfobjektive wie dem Petzval für 13x18 die Brennweiten von 420 und 480 mm durchgesetzt, bei 8x10" waren es 480 mm, 600 mm und 800 mm.
    Es gab früher Tabellen (die jeder Lehrling auswendig kennen musste und Vorgaben der Meister (aus Gründen der "Schicklichkeit") für den Mindestabstand der Kamera vom Modell - nicht umsonst!!!
    Bei der erforderlichen Lichtstärke bei Aufnahmen mit wenig Zusatzbeleuchtung im Glashaus oder Zimmeratelier können keine der heutigen Kameras auf optischer Bank oder die leichten Landschaftskameras diese Objektive tragen, auch begrenzen die gängigen Hinterlinsen-Verschlüsse diese Vorhaben vollends. Unsere Altvorderen hatten für diese Portraitzwecke die entsprechenden Atelierkameras, in der Regel bis zum Format 50x60 als Tischkamera, darunter mit dem Salonstativ mit Grundner- oder Klappenverschluss - Belichtungszeit "mal drücken". Die letzte mir bekannte Neuschöpfung war die 50x60 Polaroid-Kamera und die österreichische Lotus 50x60 mit Fahradräder-Fahrwerk (noch neu zu haben).
    Es gibt zwar den bekannten Fotografen Konrad Hoffmeister aus Berlin, der seine 30x40 Portraits mit Reproobjektiven anfertigte. Dies tat er jedoch nur, um die herbe Wirkung seiner an biometrische Passbilder erinnernden Fotos in den von ihm gewünschten Kontext zu stellen.
    Bei einem Portrait (also nicht der oberflächengetreuen Reproduktion im Sinne einer "Dermatologischen Studie in Kammgarn") kommt es mir jedoch darauf an, mich nicht in Details zu verlieren und mit den Augen meines Modells zu kommunizieren. Mein Auge möchte seinen ersten Ruhepunkt im Auge des Modells als Spiegel der Seele finden und nicht eine Bildfläche nach maximalen Schärfepunkten immer wieder abscannen und dabei das Modell vergessen. (soetwas wird uns ja immerzu in irgendwelchen "Medien" als das allein seeligmachende untergejubelt. Ich möchte einen unaufdringlichen Schärfeabfall mit dezenter Konzentration auf das Wesentliche. Dazu ist das Format 8x10" hervorragend geeignet, der Erfolg muss jedoch auch hier mühsam errungen werden. Ich arbeite gern im Format 13x18 wegen der bequemeren Weiterverarbeitung, schätze natürlich auch 8x10". Für Aufnahmen in diesen Formaten verwende ich sehr gern neben Petzval-Objektiven ab 400 mm die Portrait-Aplanate von Voigtländer oder die Trioplane 1:3,5 mit 420 und 480 mm Brennweite - ein Traum. Auch bieten sich geeignete Weichzeicher-Objektive wie das hier schon genannte Kodak-Portraitobjektiv an. Nur bitte beachten: schon damals war die Effekthaschei und brutale Übertreibung der Weichzeichnung, wie in Amerika und teilweise in England üblich, für die deutschen Sehgewohnheiten nicht so toll...
    Und zur Not kann man ja auch noch mit Monokel-Objektiven und Vorsatz-Achromaten experimentieren und braucht keine Vermögen auszugeben.

    Viele Grüße

    Thomas

    Der Fotograf zum Maler: Geiles Bild - mit welchem Pinsel gemalt?

  • schon damals war die Effekthaschei und brutale Übertreibung der Weichzeichnung, wie in Amerika und teilweise in England üblich, für die deutschen Sehgewohnheiten nicht so toll...

    Hallo, Thomas,

    vielen Dank für den historischen Abriß und Deine praktischen Ausführungen.
    Ich denke jedoch, da hat sich inzwischen doch Einiges getan.

    Zum Einen darf man heute durchaus etwas näher an den oder die Portraitierte/n herantreten, als es damals die von Dir angesprochene "Schicklichkeit" zuließ.
    Tatsächlich bin ich grad am Überlegen, welchen Stellenwert "damals" überhaupt das reine Kopfportrait hatte, ich hab grad überwiegend die klassischen Brust- oder Ganzkörperportraits vor Augen ...

    Wie ich inzwischen nach Lektüre manch alter Schwarte entnahm, war die , ich nenn sie jetzt direkt mal Verteufelung der amerik. Sichtweise, stets in Worte wie obenstehend, "zuckersüss" oder "verweichlicht" gekleidet, dauerhaft present, bis über die Nachkriegszeiten hinaus.

    Zum Einen schliesse ich daraus, dass die deutsche Sehgewohnheit nicht naturgegeben, sondern eher vorgegeben war, es ist eben die alte Schule, die aus meiner Sicht recht stur an eigenen Prinzipien festhielt.
    Wenn da man nicht sogar ein bischen der Kampf gegen die Pictorialisten durchsickert, die es ja gerne mal auf die Spitze trieben...

    Zum Anderen frage ich mich ernsthaft, ob das politische Hintergründe hatte, denn dieses eigentllich schon als Dogma zu verstehende Statement wurde vehement und mit wirklich nachdrücklicher Verbissenheit vertreten.
    Eine wirklich vergleichende Begründung aber las ich nie, immer nur die Abwertungen, so zumindest verstehe ich sie in der Gesamtheit und über die enorme Zeitspenne von Jahrzehnten.

    Ich meine, hier hätte inzwischen eine Befreiung stattgefunden, welche auch eine erfrischende Vielfalt ermöglichte.
    Für meinen Teil bin ich sehr froh, Zugang zu der verzuckerten Sichtweise zu haben, ich verstehe dies als grosse Bereicherung für mich, und auch mindestens nachahmenswert.

    Hier nun aber den Grad der reinen Effekthascherei zu überwinden und dem Bild eine gesamtwirksame Aussage überzuhelfen, das scheint m.E. ebenso hohe Kunst wie der eher subtile Umgang mit den Eigenheiten des Objektives, aber ich sehe jede Menge hervorragender Beispiele, teils wirklich meisterlich gelöst.

    Das Auge in den Fokus zu rücken halte ich immer noch für wichtig, mein Bild oben zeigt, wie verwirrend ein Bild wirken kann, wenn der Fokus nicht sitzt; aber ich muss nicht mehr ins Auge direkt einblicken können, Profilgeschichten finde ich derzeit wesentlich spannender.

    VG,
    Ritchie

    ...

  • Die Amis sehen das alles etwas lockerer, auch da kann ich mich an einen erinnern der das 480mm als das Mass der Dinge für 8x10 angeschaut hat, aber das sind die Ausnahmen, bei denen geht alles von 300mm bis 480mm und ich habe früher mal mit einem Profi von Übersee diskutiert und der schwörte auf das 405 Kodak Porträt Objektiv und das war für ihn die Referenz, ganz offen weich und ab f 11 scharf und gute Tiefe 3D zeichnend!

    Ich werde mit Sicherheit auch ein Kopf Schulter mit meinem Kodak 305mm auf 8x10 machen ohne mit der Wimper zu zucken!

    Gruss Armin

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  • Hallo Armin, Hallo Ritchie,

    Ihr seht mich in voller Übereinstimmung mit Euren Aussagen. Ich wollte das Ganze lediglich mal in einen Kontext stellen. Das Problem der unreflektierten Nachäfferei kennen wir alle zur Genüge, ich erinnere nur an die Fisheye-Ära, an Effektfilter, an Cross-Entwicklung, an...... Heinrich Kühn als "Privatgelehrter" und "Privatier" gab lediglich in seinen Aufsätzen und Büchern seine Sichtweise an, die die Adepten der Zeit meist speichelleckenderweise und nicht immer verstanden als religionsgleiche Eingebung verehrten. Die Pictorialisten waren auch immer nur eine sehr kleine Gruppe von Fotografen, obwohl sie beachtliche Ausstellungen vorweisen konnten und fotografisch auch viel geleistet habe. Wichtig ist für mich auch die bis dato vernachlässigte Darstellung des "Lichtes" in einer augengefälligen Art. Daneben verdanken wir diesen Leuten in ihren Bemühungen um eine optimierte Tonwertwiedergabe die Edeldrucke. Während die deutschen Pictorialisten ausgehend von Kühn (der sich selbst mehr als ernsthafter Amateur ansah) von kleinen (Amateur-) Aufnahmeformaten ausgingen, verwendeten die Franzosen und die englischsprachigen meist grüßere Formate und Brennweiten ab 70 cm bis 1,20 m für ihre Landschaften und Portraits.
    Trotzdem haben wir Heinrich Kühn etwas zu verdanken, was kaum je angesprochen wird: den "Syngraphischen Film". Er war der erste, der über die Kombination von 2 Platten (hochempfindlich und geringempfindlich) zu einem doppelschichtig begossenen Film kam und der die Industrie auf Grund seiner Reputation überzeugen konnte, diese auch heute noch üblichen Doppelschichtemulsionen zu gießen. Das sollte mal heute ein Fotograf versuchen...
    Die meisten der damals gebräuchlichen Weichzeichnerobjektive wurden beim Abblenden knackscharf; man kann so auch mit dem Imagon (leidliche) Reproduktionen machen. Das von Dir angesprochene Kodak Portrait-Objektiv ist ein sehr gutes Exemplar und stammte aus sehr guten Hause (Pinkham-Smith). Ich habe davon selbst leider nur das 305-er. Natürlich kann man es auch für 8x18" nutzen, besser (wegen der dann zu großen Nase im Verhältnis zu den Ohren) jedoch ist, wenn man es auf 13x18 beschränkt. Die Tiefe ist auf Grund der Unterkorrektur natürlich toll, da gebe ich Dir vollkommen recht.

    Viele Grüße

    Thomas

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  • Wichtig ist für mich auch die bis dato vernachlässigte Darstellung des "Lichtes" in einer augengefälligen Art.


    Du meinst sicher den Weichzeichner.
    "Der Wahrnehmung des Auges nachempfunden"..

    Besser noch gefällt mir die Bezeichnung "Schilderung des Lichtes"...
    Da steckt einfach soviel drin !

    Auch bei den Pictorialisten gibt es erstaunliches Licht.
    Allerdings, und dies entnahm ich der Lektüre vom ehrenwerten Herren Mortensen, wurde da gerne gezaubert.
    Und zwar nicht, oder nicht nur mit der Linse, sondern in aufwändigster "Retusche" und weiterführenden Experimenten.
    Etwas Umbezzo für den Hintergrund, Chiaruscoro per Stift statt mit der Illumination vor Ort, schon die Begrifflichkeiten zeigen, wos herkommt..
    Stellenweise waren das mehr Handwerker und Maler, als Fotografen :)

    Kein Wunder also, dass die beste Optik nichts nutzt, wenn man auf der Suche nach möglichst originaler Replikation ist...
    Man muss wirklich verstehen, besser noch wissen, was die getrieben haben und wie das Licht verstanden wurde.
    Das Licht nicht messen, sondern angemessen schildern.
    Beim Rest eben nachhelfen.

    Viele einstige Visionäre und Erfinder sind heute vergessen, es wird Ihnen nur gerecht, hin und wieder an deren Leistungen zu erinnern.
    Kühn hatte mit Seiner künstlerischen Ader weiteren Einfluss auf die Fotografie, und nicht zuletzt verdanken wir Ihm auch zu angemessenem Teile das Imagon.

    Wir können heute aus dem Vollen schöpfen, wenn wir wollen, so also auch bei der Wahl der Brennweite, in Bezug auf die eigene Intention ( und die vorliegenden Möglichkeiten).

    VG,
    Ritchie

    ...

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