• Wenn es um den schattigen Vordergrund geht:
    Im Labor hätte ich den abgewedelt. Am PC habe ich den maskiert und von den Veränderungen ausgenommen bzw. getrennt angepaßt.

    Gruß
    Dieter

  • Hallo,

    ich muss jetzt auch mal antworten, obwohl ich Winfried ja bei den Kirchen schon auf die Füsse getreten bin. Winfried, Du bist hier nicht der Einzige, der sein Geld mit Architekturfotos verdient, und es ist gut, dass die Architekturfotografie so ein weites Feld mit vielen verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten ist.

    Aber wieder allgemein:

    1. Architekturfotografie muss nicht immer ein Gebäude bewerben, es gibt die Architekturfotografie auch in der künstlerischen Fotografie beispielsweise.

    2. Das vermeintliche Dogma "nur kontrastreiche Fotos in der knalligen Sonne sind gute Fotos" stimmt so nicht. So hat z.B. Klaus Kinold lieber bei bedecktem Himmel fotografiert, seine Fotos sind eher kontrastarm, aber dafür kommt jede Nuance der Farbe und der Struktur raus.

    und 3. ist denn nur der Kontrast oder die Sonne der Parameter, der ein Bild aus der Allgemeinheit hervorhebt? Was ist dann mit Architekturfotos im Nebel?

    Ich finde Dieters Bild nicht wegen oder trotz des Kontrasts gut, mir gefällt, dass im Vordergrund eine dunklere Einfahrt ist, die mich auf das Objekt seiner Begierde führt. Mich interessiert eher die Gestaltung, die Technik ist dann eher zweitrangig.

  • Sorry Gerhard,

    Gestaltung und Technik gehören in der Fotografie immer zusammen.
    Aber jeder darf das sehen, wie er es möchte. Es ist ja nicht mein Bild.

    Winfried

  • Ja, gehören zusammen, vielleicht habe ich mich hier unscharf ausgedrückt. Ich lege bei meinen Fotos auch viel Wert auf die Technik.

    Aber wenn ich ein Bild sehe, dann ist halt nicht das erste, was mir einfällt, der Kontrast. Mich wundert es, dass hier ewig über den Kontrast geredet wird, und v.a. allgemeine Regeln gegen die Auffassung des Bildautors aufgestellt werden. Er sagt, er will das so mit dem Kontrast, dann melden sich gleich Stimmen, dass er das nicht so wollen darf. Und kaum ein Kommentar kommt zum Inhalt, zur Gestaltung, etc...

  • ............. Und kaum ein Kommentar kommt zum Inhalt, zur Gestaltung, etc...

    Ja, woran mag das wohl liegen ?
    Wenn ich mich mit einem Bild intensiv beschäftige, dann setzt das für mich voraus, dass ich von dem Bild vom ersten Moment an "gefangen" bin.
    Nun mag jeder darüber nachdenken, welche Kriterien es sind, die den Blick fesseln.

    Max-Friedrich.

    Vielen, die ihr Maul weit aufreißen, fehlt es an Biss !

  • der allgemeingültigkeitsanspruch der angelesenen/übernommenen meinung ist völliger quatsch, aber sehr weit vertreten!!

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Sorry Gerhard,

    Gestaltung und Technik gehören in der Fotografie immer zusammen.
    Aber jeder darf das sehen, wie er es möchte. Es ist ja nicht mein Bild.

    Winfried

    "Mein Lehrherr" Heinrich Heidersberger hat mich 1978 mal gefragt, ob ich die fotografischen Regeln der Bildgestaltung kenne. Ich sagte: "Ja, zum Teil". Er antwortete darauf zu mir: "Vergessen Sie sämtliche Regeln, es gibt keine!"

    Daran habe ich mich bis heute gehalten und werde es weiterhin tun.

    Gruß, Udo

  • Udo,

    es ist müßig, darüber diskutieren zu wollen.
    Mir ist klar, daß viele "Fotografen" sich genau an diese Vorgaben der Bildgestaltung nicht halten, aus welchen Gründen auch immer.
    Dementsprechend sehen diese freien Fotografien auch aus.

    Das ist eine Hype dieser Zeit, die rasch auch wieder vergehen wird. Was übrig bleibt, sind die Fotografen, die sich alter, teils uralter Techniken und Bildauffassungen bedienen. Maler des 17. Jahrhunderts, selbst die berühmtesten (J.B. Tiepolo etc.) haben andere Künstler kopiert, immer und immer wieder, um so nahe wie möglich an ihre Idole heranzukommen.

    Heute wird nur interpretiert und versucht, alles anders zu machen. Ein Fehler, das wird die Geschichte uns lehren. Nur, unsere Generation wird das nicht mehr erleben, denn die Einsicht (und die Hähme) kommt meist erst 100 Jahr später.

    So gesehen ist es mir egal, wer was macht. Trotzdem gebe ich meinen Senf dazu. Solange ich von meinen Arbeiten gut leben kann, ist es mir wurscht, was andere machen, die sich selbst dann als Künstler bezeichnen und doch nur vergeistigt arme Menschen sind.

    Sie tun mir nur leid.

    Winfried

  • Sprach der Meisterfotograf.

  • So gesehen ist es mir egal, wer was macht. Trotzdem gebe ich meinen Senf dazu. Solange ich von meinen Arbeiten gut leben kann, ist es mir wurscht, was andere machen, die sich selbst dann als Künstler bezeichnen und doch nur vergeistigt arme Menschen sind.

    Jetzt komm aber wieder runter! Nicht alles, was neu und anders ist, ist automatisch gut. So weit kann ich ja noch mit. Aber jemand als "geistig verarmt" zu bezeichnen, nur weil seine Bilder nicht Deiner Auffassung von Regelwerk entsprechen, geht zu weit.

    Nichts hätte sich in der Kunst, egal welcher Richtung, getan, wenn sich nicht zumindest Einzelne über das hinaus entwickelt hätten, was schon die Vorväter konnten. In der Musik etwa würden wir immer noch Gregorianische Choräle singen statt Mozarts Krönungsmesse. Über die wird auch selten gelacht, obwohl mehr als 100 Jahre vergangen sind.

    Und vielleicht hätte sich auch die Fotografie nie entwickelt, wenn alle immer noch mit Kohle auf Höhlenwänden rumkritzeln, weil das schon immer so war. Du hättest vielleicht auch davon gut gelebt.

    LG Ralph

  • Lieber Winfried,

    das retrospektive Element, welches Du in den Vordergrund stellst, ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. In der Tat unterscheiden sich Könner von Nichtskönnern oft durch mangelnde Kenntnis allgemeingültiger künstlerischer Prinzipien und woher diese kommen. Das ist ein eigenes Thema, welches uns quer durch die Kulturwissenschaften bis in die Naturwissenschaften führt. Andererseits ist auch das Gegenteil richtig, dass der Wert künstlerischen Schaffens im zeitgenössischen Kontext sehr oft nicht erkannt wird, weil die Rezeptionfähigkeit auf der Publikumsseite eben noch nicht die Höhe des Künstlers selbst erreicht hat. Da wendet sich das Publikum oft erst posthum den Arbeiten eines "künstlerischen Genies" zu. Ein plattes Beispiel sind Bilder der Klassischen Moderne ...... von ganz wenigen Zeitgenossen in ihrem Wert erkannt, heute unbezahlbar.

    Ich glaube, dass Udo nicht die generelle Regellosigkeit, also Beliebigkeit gemeint hat, sondern den Begriff der Regel als Blaupause und "Garant für ein gutes Bild" versteht. In diesem Kontext kommt die Pflicht einer "Regel" zu folgen, dann schon einer künstlerischen Entmündigung gleich. Wenn sich der Mensch in seiner Geschichte ausschließlich aufs Nachahmen beschränkt hätte, wären wir längst durch die Evolution überholt worden und ausgestorben ...... und dann gäbe es dieses Forum auch nicht ..... was ja, genau betrachtet, ziemlich schade wäre.

    LG
    Wolf

    ja mei, was soll man dazu sagen........

  • Hallo,

    nachdem hier schon mehrere große Fotografen zur Unterstützung der eigenen Meinung herangezogen wurden, bin ich mal an meine Regale gegangen
    und habe Bildbände von Häusser, Kinold und Heidersberger herausgesucht.

    Robert Häusser: wunderbar kraftvolle Architekturfotos mit Licht und Schatten,
    Klaus Kinold: ebenso, auch Farbaufnahmen bei Sonnenschein. aber auch einige Aufnahmen bei bedecktem Himmel und entsprechend nicht so starken Schatten,
    Heinrich Heidersberger: auch hier kontrastreiche Aufnahmen, sowohl Innenräume als auch Außenaufnahmen vorzugsweise bei Sonnenschein.
    Für mich als Laien sehen seine Aufnahmen aber so aus, als hätte er Regeln der Bildgestaltung, was die Anordnung der
    Gebäudeteile auf dem Foto anbetrifft, angewendet (unbewusst?).

    Von mir noch beim Namedropping beigefügt: Bernd und Hilla Becher haben ja vorzugsweise bei bedecktem Himmel fotografiert, aber trotzdem die
    Gebäudekontouren herausgearbeitet.

    Gut Licht

    Hansgerd

  • ... oder mal vom anderen Kontinent: Julius Shulman. Ein Paradebeispiel für das "Verstehen" von Architektur .....

    Die Bechers würde ich jetzt mal nicht primär als Architekturfotografen im üblichen Sinne ansehen, deren Ansatz war ja eher ein konservatorischer, serieller ....

    ja mei, was soll man dazu sagen........

  • Eines wollte ich noch ganz deutlich betonen:

    Mein Statement bezog sich natürlich NICHT auf das Ausgangsfoto, das ich, - etwas kräftiger, - als gelungene Architektur ansehe.
    Ich sehe da mehr die "Zeitgeistbilder", so in der Werbung, speziell in der Mode, wo es auf einmal reichte, eine völlig (bewußt) verrissene oder unscharfe Aufnahme im Großformat zu zeigen und darunter nur den Namen "Benneton" oder sonst etwas zu schreiben. So als Beispiel, es kommt ja nicht auf das Dargestellte an, sondern auf den Namen. - So wie bei manchen berühmten Fotografen auch, wobei ich hier niemanden bestimmten meine.

    Klar, als Industrie- und Architekturfotograf, aber auch als Fotograf der alten Kunst sehe ich Bilder oft nur pragmatisch und ich gebe zu, daß mich die Moderne selten interessiert hat. - Auch wenn ich gerade wieder mal einen Katalog der Berliner Sezession fotografiere. Viele Bilder davon gefallen mir, wenige garnicht. Kunst eben...

    Hansgerd beschreibt das so, wie ich es auch sehe. Hinter jedem Bild steckt eine Geschichte, hinter jeder Architektur ein Zweck (-bau) und ein Architekt. Und dessen Idee ist meine Aufgabe, sie herauszuarbeiten. - Also nichts für ungut, vielleicht habe ich etwas zu sehr provoziert. Muß aber manchmal sein, um eine Diskussion so richtig in Fahrt zu bringen, was ja wohl gelungen ist. Ich lerne ja auch daraus.

    Gruß
    Winfried

  • Regeln sind da um gebrochen zu werden, ab und an zeige ich ihnen sogar den Stinkefinger;--)))

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