Hinterlinsenverschluss überholen

  • Werte Experten,

    der Hinterlinsenverschluss meiner Sinar stockt bei den langen Zeiten. Nach dem Auslösen öffnet der Verschluss, surrt ein wenig und bleibt dann hängen. Einmal hinterherstochern mit dem Auslöser führt dann wieder zum Schließen des Verschlusses, aber die Zeit stimmt dann natürlich nicht mehr. Ich vermute, dass hier verharztes durch harzfreies Öl ersetzt werden muss.

    Aus meinen frühkindlichen Erfahrungen mit Vierfarbkugelschreibern weiß ich, dass Menschen Dinge, die andere Menschen zusammengebaut haben, auch wieder auseinanderbauen können. Nur mit dem erneuten Zusammenbauen haperte es damals... Inzwischen bin ich beim Wiederzusammenbauen erfolgreicher, zumindest was luftgekühlte VW-Motoren betrifft, was aber auch an den guten Werkstatthandbüchern liegt. Aber ich schweife ab.

    Ich traue mir zu, einen Hinterlinsenverschluss zu zerlegen, befürchte aber dann das Vierfarbkugelschreiberproblem, da ich bislang keine Anleitung zum Zusammenbau gefunden habe. Springen mir tausend Federn entgegen, für deren Bändigung man mindestens drei Hände braucht? Lässt sich der Fehler überhaupt durch einen Ölwechsel beseitigen? Oder soll ich mich lieber nach einem anständig funktionierenden Hinterlinsenverschluss umsehen?

    Gruß
    Bernd

  • Ich bin kein Kamera-Techniker oder Feinmechaniker, habe aber schon ein paar Kameraverschlüsse wieder gängig bekommen. Meistens fehlt nur ein winziges Tröpfchen Öl an der Stelle, wo der "Anker" im Verzögerungswerk läuft, erkennbar an einem Zahnrad mit auffälliger Sternform. Dort reduzieren wir etwas die Reibung und es sollte wieder laufen.
    Beim Sinar Hinterlinsenverschluss ist der Vorteil, dass im Vergleich zu radial aufgebauten Copal-/Compur-Verschlüssen alles sehr groß ausgelegt ist. Es müssen ja auch Scheunentor-artige Verschlusslamellen bewegt werden. ;) Zum Glück springt einem nicht das ganze Federwerk entgegen, wenn man den Deckel abschraubt. Du solltest Dich vorher mit Schraubendrehern ausstatten, die wirklich exakt passen.
    Das Schmiermittel wird idealerweise mit einer 2 ml Spritze und einer entsprechenden Kanüle (möglichst dünn) appliziert. Auf keinen Fall zu viel, das kleinste dosierbare Tröpfchen reicht meistens schon! Es ist möglich, dass die Zeiten danach zu kurz laufen, weil der Hersteller mit höherer interner Reibung kalkuliert hat.
    Wenn Du die Abdeckung des Hinterlinsenverschlusses gelöst hast, siehst Du recht genau, wie's im Inneren aussieht. Falls Dir beim Anblick der Teile mulmig wird, kannst Du mir den Verschluss auch schicken und ich werfe mal einen Blick und ggf. ein Tröpfchen Öl darauf – bin allerdings keine zertifizierte Werkstatt und kann dementsprechend keine Garantie geben. Wenn Du's 100% korrekt haben möchtest, bleibt nur die Fachwerkstatt.

    Gruß,
    Ralf

  • Meine funktionieren noch gut, aber bei einem gehen die Lamellen nicht 100% zu, stehen aber nur knapp 2 mm rein, das stört an sich nicht. Beheben wollte ich es trotzdem mal. Ich hatte mich mit Herbert Kurzfeld darüber unterhalten und wir wollten es zusammen machen da er schonmal einen repariert hat. Herbert lebt jetzt nicht mehr, ich hab mich noch nicht selbst an den Verschluß gemacht. Er sagte aber daß das der Verschluß sei der am Einfachsten zu warten sei, alles sehr robust ausgelegt. Er meinte es sei wichtig den Verschluß sauber zu machen. Also einfach mal schauen.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Vielen Dank für die ermutigenden Worte. :)

    Ich habe den Verschluss jetzt geöffnet, das sieht ja wirklich alles sehr robust aus.
    Ralf, für mich sehen alle Zahnräder unauffällig aus, meinst du das im Bild unten (grüner Pfeil)?
    Ich frage lieber, bevor ich zuviel schmiere.

    Gruß
    Bernd

  • Hallo Adi,

    die Blende auf "auf" stellen, dann die vier grün eingekringelten Schrauben lösen.

    Danach kannst du die Abdeckung abheben. Die hält nichts außer dem Ring mit dem Stift für die Druckblende.

    So sieht es dann aus:

    Gruß
    Bernd

  • Hallo Adolf,
    tut mir Leid, dass ich nicht schneller geantwortet habe, da in diesem Form extrem wenig passiert, schaue ich nur unregelmäßig vorbei. Über PN/E-Mail bin ich besser erreichbar.

    Angehängt zwei Bilder mit den m. E. wahrscheinlichsten zwei Punkten, an denen Du ein Tröpfchen Schmierstoff applizieren solltest, um das Ganze leichtgängiger zu machen.

    • Damit das zu ölende Sternrad zum Vorschein kommt, musst Du den Verschluss teilweise auslösen, am besten mit einem Drahtauslöser, den man arretieren kann.
    • Ebenfalls markiert ist die Justierschraube im "Anker", die aber bei meinem Verschluss so fest sitzt, dass ich mich nicht traue, da etwas zu verändern (entweder festgegammelt oder es wurde, völlig un-schweizerisch, mit Schraubensicherung gearbeitet). Habe sowieso Kompensationstabellen an jedem Verschluss kleben.
    • Noch ein Tipp: Nach Abnehmen des großen schwarzen Deckels die Position des Zahnrads im Verhältnis zum Druckblendenring markieren - sonst weißt Du hinterher mitunter nicht mehr, wo der Nullpunkt ist, und alle Blenden laufen falsch.

    Ich benutze Ballistol als dünnflüssiges Schmiermittel und für alles andere Silikonfett.

    Hoffe das hilft!

    Beste Grüße,
    Ralf


  • Hallo,

    ich häng mich mal in diesen Fred, weil mein HLV auch eine Macke hat, die sich vielleicht mit einem Tröpfchen Öl an der richtigen Stelle beheben läßt.

    Im 6. Beitrag sieht man in dem Bild vom HLV direkt unter der Blendenöffnung den roten Punkt und das kleine Hebelchen daneben. Bei meinem Verschluss hängt dieses Hebelchen nach dem Auslösen auf etwa 4 Uhr und erst wenn ich das Objektiv abnehme, rutscht es mehr oder weniger gemächlich in die 6 Uhr-Stellung. Dann kann ich die Objektivplatine wieder einsetzen und noch eine Aufnahme belichten. Bisher hatte ich mich auch nicht getraut, den HLV aufzuschrauben, weil ich befürchtete, mir fliegen gleich jede Menge Federchen um die Ohren. Mit den Fotos hier hab ich schon mehr Mut. Nur wollte ich das Ding auch nicht mit Öl fluten ;)

    Viele Grüße
    Andreas

  • Bei meinem Verschluss hängt dieses Hebelchen nach dem Auslösen auf etwa 4 Uhr und erst wenn ich das Objektiv abnehme, rutscht es mehr oder weniger gemächlich in die 6 Uhr-Stellung.

    Das ist m. E. eine relativ leichte Übung. :) Da das Druckblenden-Rad auf dem Prinzip eines Gleitlagers aufgebaut ist, hat sich in Deinem Fall vermutlich einfach zu viel Span/Schmonz abgelagert und erzeugt Reibung.
    Auf keinen Fall irgendwo Öl hineinträufeln! Das verteilt sich dann im ungünstigsten Fall auf den Verschlusslamellen, die dann wenig später verharzt sind. Sehr eklig, das wieder zu säubern. Zum Beheben des Problems:

    • 4 Schräubchen lösen, Abdeckung abnehmen
    • Null-Position der Druckblende auf Zahnrad und Blendenrad markieren
    • Blendenrad abnehmen
    • Teile und Reibungsstellen säubern
    • Ein fusselfreies Tuch mit etwas Silikonfett benetzen
    • Kontaktstellen dünn damit einstreichen
    • Blendenrad an der richtigen Position wieder einsetzen
    • Abdeckung wieder anschrauben

    Disclaimer: Alles ohne Gewähr und auf eigene Gefahr. Ich bin kein zertifizierter Reparaturbetrieb und wer eine professionelle Wartung wünscht, soll bitte dorthin gehen.

    Viele Grüße,
    Ralf

  • Hallo Ralf,

    das hat mir jetzt doch keine Ruhe gelassen, eben das Ding aufgemacht, den Ring und die Auflage geputzt, ein Miniklecks Silikonöl auf den Ring und übrigens an den weißen Kunststoffklotz, der da unten in einer Schiene läuft. Super, das war ja einfacher als ich dachte, die Zahnrädchen hatte schon jemand vor mir markiert. :) Verschluss läßt sich jetzt butterweich auslösen und zumindest mit dem 150er klemmt nix mehr. *freu*

    Danke für die Anleitung und
    viele Grüße

    Andreas

  • Angehängt zwei Bilder mit den m. E. wahrscheinlichsten zwei Punkten, an denen Du ein Tröpfchen Schmierstoff applizieren solltest, um das Ganze leichtgängiger zu machen.

    Hallo Ralf,

    noch einmal vielen Dank für den Schmierplan. Ich habe mit einem Zahnstocher zwei Minitröpfchen Öl an den markierten Stellen platziert, jetzt schnurrt der Verschluss, dass es eine Freude ist.

    Gruß
    Bernd

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