weitwinkelobjektiv 90mm oder 125mm für grossformateinsteiger sinnvoll?

  • Hallo zusammen,

    ich komme aus dem analogen mittelformet und bin absoluter neuling im bereich grossformat. zwar hatte ich schon die möglichkeit, mich an einer grossformatkamera zu versuchen, aber trotz umfangreicher lektüre und lesen in foren habe ich beim objektiv noch einige zweifel.

    zu einer angepeilten 4x5 chamonix 45f1 soll noch ein weitwinkeliges objektiv hinzukommen. der hersteller hugo zhang sagte mir, dass objektive bis 75mm brennweite noch mit einem universalbalgen verwendet werden können. die kamera soll nur für die landsschaftsfotografie verwendet werden (bestenfalls könnte mich die architektur noch etwas reizen. portrais definitiv nicht). im mittelformat habe ich mit dem kb-brennweite-aquivalenten 25mm und 33mm sehr gute erfahrungen in der landschaftsfotografie gemacht.

    ich schwanke also irgendwie zwischen 90mm und 125mm grossformatbrennweite und habe auch schon potentielle kandidaten mit ausreichender lichtstärke, akzeptablem gewicht und grossem bildkreis ausgemacht.

    ich hoffe, ihr könnte mir bei den folgenden fragen weiterhelfen, da ich hier einfgach noch keine befriedigende auskunft habe:

    • ist das fokusieren mit dem 90mm objektiv vergleichsweise schwieriger, als mit einem 125mm?
    • muss ich mit kürzer werdenden brennweiten auch mit einem in den ecken dunklerem sucherbild rechnen?
    • ist der bildeindruck eines klein-, mittel- und grossformatbildes bei identischen aquivalenten weitwinkligen brennweiten und aquivalenter blende überhaupt 1:1 identisch, oder wirkt sich das komplett anders aus? sprich, muss ich überhaupt soweit in den weitwinkelbereich im grossformat gehen?

    viele grüße und herzlichen dank schon mal für eure unterstützung

    michael

  • Hallo Michael,

    ein 125er ist ja fast noch ein Normalobjektiv. Das 90er, zu dem ich Dir rate, ist nicht sonderlich schwierig einzustellen wenn Mattscheibe und Fresnellscheibe stimmen.

    Die Proportionen von 4x5" entsprechen nahezu 6x7 cm im MF. So dass der Bildeindruck kein anderer ist. Aber durch die Verstellbarkeit des Objektives wirkt manches natürlich weitwinkliger. Man kann das gesamte Negativ ausnutzen und muß keinen Vordergrund beim Vergrößern abschneiden.

    Deine letzte Frage verstehe ich allerdings nicht ganz. Du mußt bei einem 90mm Objektiv natürlich stärker abblenden als bei einem 40er für das Mittelformat um die gleiche Tiefenschärfe zu erreichen. Allerdings hast Du ja auch noch die Möglichkeit das Objektiv zur Schärfedehnung zu verschwenken, was Du bei einer starren MF Kamera nicht hast (die alte Rolleiflex SL 66 bot diese Möglichkeit in einem gewissen Rahmen).

    CP

  • .. ich bin mir mit CP einig, dass ein 90er für den angestrebten motivbereich eine sehr gute wahl ist.


    ist das fokusieren mit dem 90mm objektiv vergleichsweise schwieriger, als mit einem 125mm?

    muss ich mit kürzer werdenden brennweiten auch mit einem in den ecken dunklerem sucherbild rechnen?

    ist der bildeindruck eines klein-, mittel- und grossformatbildes bei identischen aquivalenten weitwinkligen brennweiten und aquivalenter blende überhaupt 1:1 identisch, oder wirkt sich das komplett anders aus? sprich, muss ich überhaupt soweit in den weitwinkelbereich im grossformat gehen?

    fokuskontrolle mit der lupe auf der mattscheibe gibt bei allen brennweiten die nötige sicherheit - da ist kein unterschied

    ja - aber das ist kein wirkliches problem, weil du dir diese teilbereiche auch "hell" ansehen kannst.

    wenn du den gleichen bildwinkel fotografieren willst, musst du das entsprechende objektiv für gf wählen.

    "phantasie ist etwas, was sich manche leute nicht vorstellen können!"

  • Natürlich brauchst Du für die gleiche Bildwirkung eine äquivalente Brennweite. 90mm für 4x5 ist schon ganz gut, nehme ich auch gerne. Ob Du da dunkle Ecken kriegst, hängt vom Bildkreis ab, den das Objektiv auszeichnet. Bei 90mm brauchst Du bei 4x5 ziemlich sicher noch keinen Center-Filter, wenn das Deine Frage war. Allerdings kann das großzügige Ausnutzen von Verstellwegen natürlich immer zu Abschattungen führen. Auch mehr oder weniger Abblenden ändert etwas.
    An meiner Sinar brauche ich da übrigens dringend einen Weitwinkelbalgen.

    LG Ralph

  • Hallo,

    das 90mm Super Angulon ist ein Objektiv, das in keinem Großformatkoffer fehlen darf.
    Meine "Normausstattung":
    75mm Super Angulon
    90mm Super Angulon
    150mm Symmar
    180mm Symmar
    240mm Sironar

    Bei 3 Optiken wäre ideal: 90mm, 150mm, 210mm, damit deckst Du das meiste ab, bezugen auf 9/12cm oder 4x5"

    Gruß
    Winfried

  • 90-er hab ich zwar auch, nutze ich aber fast nie.
    Im WW-Bereich nehme ich bei 4x5 72mm und 115 oder 125mm - je nachdem, wieviel ich tragen will und wieviel Bildkreis ich brauche. Für Landschaft ist das 125-er Fuji aber erste Wahl. Hervorragende Optik, klein, leicht, Bildkreis für Landschaft mehr als ausreichend und mit 5,6 lichtstärker als das 115-er Grandagon mit 6,8.
    72mm entsprechen 21mm Kb, 90mm 26mm und 125 36mm -jeweils über die Diagonale gerechnet

    • ist das fokusieren mit dem 90mm objektiv vergleichsweise schwieriger, als mit einem 125mm?
    • muss ich mit kürzer werdenden brennweiten auch mit einem in den ecken dunklerem sucherbild rechnen?
    • ist der bildeindruck eines klein-, mittel- und grossformatbildes bei identischen aquivalenten weitwinkligen brennweiten und aquivalenter blende überhaupt 1:1 identisch, oder wirkt sich das komplett anders aus? sprich, muss ich überhaupt soweit in den weitwinkelbereich im grossformat gehen?

    Die gesamte Bildkomposition ist mit längeren Brennweiten einfacher als mit kurzen Brennweiten. Man kann das ganze Bild einfacher überblicken. Große Blendenöffnung, eine ordentliche Mattscheibe plus Fresnelllinse bringen im WW Bereich aber auch viel.
    Wenn Du die Kamera nicht verstellst hast Du bei Kb, Mf und Gf - so Du die Blende immer entsprechend weiter schließt- den gleichen Bildeindruck.
    Wenn Du aber ein 72/75 in Gf nimmst und den Boden wegshiftest hast Du nicht den gleichen Eindruck wie bei einem 21-er Kb, bei dem hast Du immer den dominanten Vordergrund (oder Du kippst die Kamera nach oben und dir purzeln alle Linien durch die Gegend...). Bei Gf kannst Du aber auch mit längeren Brennweiten den WW-Effekt erreichen, indem Du das Rückteil gegenkippst.
    Deshalb von mir die Empfehlung zum 125-er.

    Gruß Peter (72, 115/125, 180 und 305)

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Hallo zusammen,

    erst einmal vielen dank für eure antworten. es wird bei mir nun definitiv ein 90mm objektiv werden :)

    Für Landschaft ist das 125-er Fuji aber erste Wahl. Hervorragende Optik, klein, leicht, Bildkreis für Landschaft mehr als ausreichend und mit 5,6 lichtstärker als das 115-er Grandagon mit 6,8

    ...das klingt natürlich auch sehr interessant, da du das objektiv als leicht und klein beschrieben hast. welche 125iger fuji objektiv meinst du denn?

    viele grüße

    michael

  • Noch was prinzipielles:
    Bei 90mm würde ich nicht lichtschwächer als 6,8 und bei 75 5,6 gehen.
    Ich hab das 6,8 90mm Grandagon, eine hervorragende Optik, aber das wiegt 460g. Die oben im Link genannten 6,8-er Angulone wiegen bedeutend weniger -um die 130g- , bieten aber keine Verstellwege mehr.
    Das Super Angulon 5,6 75mm wiegt 375g und das 125-er 5,6 Fuji 265g.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.


  • zu einer angepeilten 4x5 chamonix 45f1 soll noch ein weitwinkeliges objektiv hinzukommen. der hersteller hugo zhang sagte mir, dass objektive bis 75mm brennweite noch mit einem universalbalgen verwendet werden können.

    Hey Michael!

    Habe mir die selbe Kamera damals gekauft wo sie vor paar Jahren auf den Markt kam, ebenso habe ich auch direkt den Weitwinkelbalgen mitbestellt.
    Was soll ich sagen, der WW-Balgen ist bis heute Original-verpackt.
    Habe mit dem Universalbalgen sogar mein 47XL genutzt (viel Raum für Verstellwege hat man mit der Linse ohnehin nicht). Aber zugegeben, mit dem WW-Balgen ist es deutlich bequemer.

    90mm ist übrigens auch meine Lieblingsbrennweite für das 4x5 Format!
    Scheinbar hast du dich aber schon entschieden =)

    Falls du diese Kamera kaufen solltest, auf jeden Fall die paar Kröten mehr für die Fresnelscheibe ausgeben... wie schon von anderen erwähnt macht dies einen deutlichen Unterschied.

    Beste Grüße
    Volker

  • bieten aber keine Verstellwege mehr.

    Genau aus diesem Grund würde ich nicht das uralte Angulon/Grandagon nehmen.
    Irgendwann braucht man die Verstellmöglichkeit ja doch.
    Wir haben die Superangulone 90mm in f:8 und in f:5,6. Ebenso beim 75mm.
    Vorteil der "kleinen": die sind wirklich winzig. Speziell das 75mm, wohingegen das 5,6/90mm ein riesiges Vorder- und Hinterlinsenglieg hat, was dazu führte, daß wie beim 5,6/90mm einen Muschelbruch und einhandelten, was sich bildmäßig aber nicht bemerkbar macht.
    90mm = f:8 und 75mm = f:5,6. So sind beide noch sehr gut zu händeln.
    Aus "Altersgründen" und schlechten Augen bevorzuge ich aber immer das f: 5,6.

    Gruß
    Winfried

  • Genau aus diesem Grund würde ich nicht das uralte Angulon/Grandagon nehmen.

    Welches uralte Grandagon meinst Du? Ich kenne nur das 6,8 oder das 4,5 90mm Grandagon mit 221 bzw 236mm Bildkreis. Mehr als ausreichend für 4x5. Das 6,8 Angulon hat dagegen nur 154mm.
    Wobei ich schon die Behauptung las, der Bildkreis sei größer, vor allem bei den ganz alten Angulonen von vor WWII. Wie dann die Qualität aussieht weiß ich nicht (bzw ob das überhaupot stimmt).
    Deshalb bleib ich bei meiner Aussage oben.

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Das 6,8 ist das ganz kleine, schmale.

    Der Bildkreis reicht aus, zumindest unseres. Die Qualität ist gut, wenn auch die beiden anderen mit f:8 und f:5,6 noch etwas besser sind. Zumindest haben diese eine ausreichende Verstellmöglichkeit. Ich kann da aus Erfahrung sprechen, denn wir haben seit x Jahren alle drei im Einsatz.
    Und wenn ich mir schon eine Optik kaufe, dann nehme ich halt das, was die besten Verstellmöglichkeiten hat, es sei denn, der Preis spielt eine große Rolle. Das 6,8 bekommt man sehr preiswert, das 5,6 wohl selten günstig.

    Winfried

  • Winfried, lies Dir einfach mal den Beitrag #10 durch.
    Das 6,8 Angulon und das 6,8 Grandagon haben Ähnlichkeiten. Die Linsen sind aus Glas, sonst ist noch Metall verbaut und man kann mit ihnen fotografieren. Sonst haben die Objektive nichts miteinander zu tun.
    Grandagon
    Angulon

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Peter,

    ich habe es wohl überlesen. Zwar habe ich insgesamt etwa 20 Großformat-Optiken, aber leider dieses Objektiv nicht. Ich dachte, es sei dem alten Angulon gleich, wie eben die anderen auch (als WW haben wire sowohl das Super angulon als auch das Grandagon. Bei den beiden sehe ich keinen Unterschied.
    Das abgebildete Grandagon entspricht wohl mehr dem Super-Angulon.

    Entschuldige also meine wohl falsche Behauptung.

    Gruß
    Winfried

  • Kein Thema Winfried, kann ja mal vorkommen.
    In der heutigen Zeit, wo gerne jedes Halb- oder Falschwissen per "paste and copy" weiterverbreitet wird, ist es halt grade für Anfänger schwierig, die Wahrheit zu finden. Zudem gibt es von den großen Herstellern wohl kein Archiv mehr (Schneider war imo der Letzte), also ist man auf Forenwissen angewiesen.
    Um das nochmal etwas zu erweitern:
    SA 8,0 90 Bk 216mm 380g
    SA 6,8 90 Bk216 655g (ja, auch das gab es....)
    SA 5,6 90 Bk235 375g
    SA XL 5,6 90 Bk259mm 665g
    Grandagon 6,8 90 Bk221mm 460g
    Grandagon 4,5 90 Bk236 700g
    Fujinon 8,0 90 Bk216mm 407g
    Fujinon 5,6 90 Bk236mm 605g
    Nikkor 8,0 90 Bk235mm 360g
    Nikkor 5,6 90 Bk 235mm 600g

    und dann wäre da noch das Top-Objektiv für Unterwegs:
    Super-Symmar XL 4,5 80mm mit 211Bk und 274g

    Zeit ist nicht Geld.
    Zeit ist Zeit.

  • Wobei man beachten muß, daß z.B. das Grandagon 6.8 nicht so gut abbildet wir das 4.5 - das bezieht sich vor allem auf den Bildrand.
    Außerdem ist zu beachten, daß ein Objektiv mit Bildwinkel von 105 Grad außer zu Effektzwecken immer mit Centerfilter verwendet werden sollte.

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