Horseman VH mit 4x5-Rückteil

  • Hallo allerseits,

    ich plane, auf eine längere Reise, bei der ich gar nicht soviel mitnehmen kann, eine Horseman VH zu benutzen. Ich mag einfach die generelle Qualität des Schnuckelchens, die haptische Anmutung, die Geschmeidigkeit der Verstellungen, das technische Rückteil, das von der Linhof Technika übernommen wurde. Alles scheint mir besser, fortschrittlicher, aufgeräumter, sattelfester und ökonomischer entworfen zu sein.

    Ich habe eine Mamiya RB67- und eine Horseman 6x9-Kassette dabei, die eine für Dias, die ich auf 6x6 zuschneide, die andere für weitformatigere Landschaften in SW. Ich werde v.a. Landschaften machen, aber auch Makros. Vielleicht nehme ich noch eine weitere Kassette mit, dann brauche ich unterwegs nicht den Film zu wechseln. Ich liebäugele mit einer Mamiya RZ67 6x8-Motorkassette ...

    Ja, ich hätte auch die 4x5 mitnehmen können, aber die Technika ist doppelt so schwer. Das Toyo 45-Slip-in-Magazin übrigens auch. Und die Horseman-Optiken sind so gut - die sind richtiggehend für Mittelformat berechnet. Die Filter sind klein, alles ist nur halb so groß.

    Und trotzdem juckt es mich, 4x5 zu machen. Vielleicht mit einer platzsparenden Grafmatic-Kassette.
    Die Horseman bietet ja ein sog. "increasing back", das ist ein Adapter mit Mattscheibe, der hinten angeflanscht wird.

    Hat jemand Erfahrung damit?

    Soweit ich sehe, kann man bei der aktuelleren Ausführung sogar das Rückteil fokussieren, was für Makros ideal wäre. Das wäre auch deshalb gut, weil das Objektiv vorne weiter Richtung Gehäuse gerückt werden muss. Ich vermute, mit dem 65er und dem 90mm habe ich da Probleme, denn Probleme gibt es ja bereits mit dem Drehrückteil. Aber mit dem 150er, wahlweise Topcor, mit kleinem Bildkreis, oder Sironar, mit großem Bildkreis, müsste doch eigentlich noch genug Platz zum Fokussieren und Verstellen da sein, oder?

    Wie ist es mit dem Verstellen? Erlaubt das die enge 6x9-Öffnung eigentlich noch?

    Danke für die Rückmeldungen

    Gruss

  • Das Thema hatten wir vor kurzem schon einmal hier

    Ja, und ich dachte in dem Thread an "ein super klasse 4x5-Rückteil für weitere 200 USD, mit dem Du dann wirklich auch Grossformat machen kannst, aber mit einem etwas "weiteren" Objektiv." - Filterhalter an Japan Objektiv

    Nach meinem Post am 15.5.19 kam etwas dazwischen, und ich habe erst seit ein paar Tagen wieder Zeit zum Planen.

    Ich finde das Rückteil tatsächlich immer noch super klasse, und denke sogar darüber nach, ob das nicht doch auch für mich noch eine Lösung für unterwegs wäre, aber ich fürchte, nach einiger Recherche im LFPF, es könnte vor allem die enge 6x9-Öffnung Probleme machen hinsichtlich des Verstellens.

    Klar, leuchten die "Super"-Optiken 4x5 gerade so aus, aber ich hätte noch GF-Objektive, die weitere Verstellungen ermöglichen.

    Die Frage ist, ob das 4x5-Rückteil einfach daraufhin konzipiert wurde, die Bildkreise der "Super"-Reihe gerade so auszufüllen, ohne Verstellungen. Dann erübrigten sich nämlich die GF-Objektive, und ich täte besser daran, statt des VH-4x5-Rückteils z.B. mehr PanF anzuschaffen ...

  • Lieber ekesh,

    Du kennst Dich doch aus: ich habe das Problem, dass an die Horseman 985 zwar das Horseman 6x9-Magazin passt, neue Bauart, aber nicht das Mamiya RB67-Magazin. Das ist oben ein wenig zu dick, vielleicht 1/2 mm. An die VH passt es sehr wohl, nicht aber an die 985 ...

    Ist das normal? Oder mache ich was falsch?

    Gruss

  • Lieber ekesh,

    zu 80% richtig. ekech wäre mir dann aber doch lieber. ;)

    Du kennst Dich doch aus

    nicht mit allem.

    aber nicht das Mamiya RB67-Magazin

    Ohne selbst ein solches Magazin zu besitzen, kann ich das nur anhand von ein paar Bildern beurteilen. Für mich sieht das so aus, dass der "Überhang" des RB67 Magazins mit dem 980/985 Rückteil kollidieren MUSS, da das Rückteil hier höher über den Graflok-Klammern baut, als beim VH Rückteil.

    Ist das normal? Oder mache ich was falsch?

    aufgrund der konstruktiven Gegebenheiten, die ich auf den Bildern via Google Bildersuche erkenne, würde ich das als "normal" bzw. konstruktionsbedingt nicht möglich bezeichnen. Es sei denn, Du bist mutig und nimmst Feile oder Dremel zur Hand... (Dafür übernehme ich aber keinerlei Verantwortung!)

  • Sorry, ekech! Ich wollte es gerade korrigieren, aber Du warst schneller. Danke für die Antwort. Ich lasse das mit dem Feilen. Lieber kaufe ich mir noch ein Magazin, irgendwann. Eines reicht ja eigentlich.

  • Jetzt Butter bei die Fische, heute ist mein freier Tag.

    Die Horseman VH ist wie die Messsucher 985, https://www.cameramanuals.org/prof_pdf/horseman_985.pdf, und die VH-R, https://www.cameramanuals.org/prof_pdf/horseman_vh-r.pdf, eine verstellbare Kamera für 6x9.

    Die Horsemans sind der Graflex Century Graphic vergleichbar, https://www.butkus.org/chinon/century…_graphic-23.pdf, der Mamiya 23, der Mamiya Super 23, https://www.cameramanuals.org/mamiya_pdf/mam…ss_super_23.pdf, oder der Linhof Technika 6x9,https://www.butkus.org/chinon/linhof/…v_expert_70.htm.

    Man kann auch mit einer 4x5 Rollfilme belichten, z.B. mit der Horseman FA, https://web.archive.org/web/2011060103…45FA_Manual.pdf.. Oder eine Linhof Technika 4 in 4x5, oder eine Graflex Crown Graphic 4x5. Vgl. https://www.bhphotovideo.com/FrameWork/Prod…FormatField.pdf

    Und man erhält mit 4x5-Kameras auch die genuine Möglichkeit, 4x5-Planfilm zu belichten, in Planfilmkassetten und ohne zusätzliche Hilfsmittel, einfach unter der Mattscheibe. Die Horseman VH hat dafür ein 4x5-Rückteil, das am 6x9-Graflok-Anschluss der VH montiert wird. 6x9-Planfilmkassetten wird wohl niemand mehr benutzen.

    Hier die Kamera mit dem normalen 6x9-Graflok-Anschluss, an den auch Mamiya RB67-Kassetten passen:

    Zum Gewicht: das 4x5-Rückteil wiegt etwa 1 kg, die VH wiegt 1,7kg, das macht ohne Objektiv 2,7kg. Eine Technika wiegt ohne Objektiv etwas über 3kg. Die FA wiegt ohne Objektiv 2kg. Die FA wäre also 0,7kg leichter als die VH mit Rückteil. Allerdings wiegt die VH ohne 4x5-Rückteil 0,3kg weniger als die FA. Der Flächengewinn von 71qcm (125qcm - 54qcm) wird mit einem Gewichtszuwachs von 700g kg bezahlt. Das ist überproportional.

    Hier die Kamera mit dem 4x5-Rückteil:

    Wenn aber der Flächengewinn durch das 4x5-Rückteil an der VH bei Verwendung eines gröberen Films überproportional stark in Rechnung gestellt wird, weil die VH mit 4x5-Rückteil ja noch 700g schwerer wäre als die FA: lohnt sich dann 4x5 an der VH?

    Einmal editiert, zuletzt von lohi (21. November 2019 um 20:17)

  • Jetzt wird's vielleicht interessanter.

    Die Kameragröße. Klar, ist die VH mit 2436kcm kleiner als die FA mit 2752kcm. Der Flächenzuwachs im Film wird bei der FA also auch mit einem um 316kcm größeren Volumen bezahlt. Montiert man an die VH das 4x5-Rückteil, wird mit dieser Lösung auch überproportional viel Volumen verbraucht als mit der FA. Warum also nicht gleich die FA?

    Die wilde Hilde.

    Beide Kameras, die VH wie die FA, sind hervorragende Geräte. Ihre technische Anmutung ist exzellent. Insbesondere das technische Rückteil eignet sich für viele Aufgaben der Bildgestaltung. Bei einer Linhof kann alles feingetunt werden, die Spreizen für den Laufboden, der Laufboden, der Haltebock für die Standarte in Ruhestellung, die Standartenklemmung, die Platinenhalterung usw. usf. - Wo aber auf solches verzichtet wird, siehe Horseman, kann auch nichts kaputtgehen oder dejustieren. Oder rosten und korrodieren. Horseman-Kameras lassen sich intuitiv bedienen, sind wenig wartungsbedürftig und wiegen wenig. Und bei ebay gibt es sie nachgeschmissen.

    An die VH und die VH-R passen nicht nur die Horseman-Rückteile, sondern auch die der Mamiya RB67 sowie jene von Graflex. Die Mittelformatmaschine als Multiformatmaschine: 6x4,5 und 6x6 für hervorragende E6-Dias auf Mittelformatfilm, 6x7 und 6x9 für Farbnegativ- und SW-Filme in hervorragender Vergrößerbarkeit; man stelle sich nur vor: 6x9 mit einem 65mm-Objektiv bei voller Verstellbarkeit und kostengünstiger Verfügbarkeit anderer Rollfilme in weiteren Rollfilmmagazinen.

    Es stellt sich auch die Frage, ob man eine größere Kamera als eine VH braucht, wenn man mit einem Sliding Back, also einem Wechselschlitten arbeitet, der den schnellen Wechsel zwischen Mattscheibe und Film ermöglicht. Solche gibt es für die Grossformatkameras (fast) nur zur Benützung mit 6x9 - und hier ist das Horseman Rotary Back in 6x9 kompakter und leichter als z.B. das Toyo-Sliding-Back oder das 4x5-Rotary Back von Horseman.

    Das Ausgewogenheitsmonster: da wackelt nun wirklich überhaupt nichts, noch nicht einmal beim Filmkassetteneinlegen:

    Doch haben solche Adapter für das Rückteil, im Fall der Horsemans das Graflok-Rückteil in 6x9, immer einen Nachteil: sie verlängern den Auszug, also die Distanz zwischen Objektiv und Film. Beim 6x9-Rotary Back sind das 3,75cm, https://www.cameramanuals.org/prof_pdf/horseman_rotary_back.pdf, beim 4x5-Increasing Back sind das 5,5cm. Das bedeutet, man muss das Objektiv um 5,5 cm nach hinten versetzen, um eine Unendlichkeitseinstellung mit dem 4x5-Rückteil zu erhalten. Montiere ich bei einer 4x5-Kamera ein 6x9-Rollfilmmagazin, kann das Objektiv an seiner ursprünglichen Position auf dem Laufbodenschlitten belassen werden.

    Sinnlos: ein 150er in Gehäuseposition. Hierher gehört eigentlich das 90er.

    Ok, wir setzen das Objektiv zurück. Kein Problem. Für 135mm bis 210mm. Kürzere Objektive bleiben auf dem Haltebock im Kameragehäuse. Fokussiert wird mit dem 4x5-Rückteil. Benutzt man ein 90mm Objektiv, kann auf diese Weise zwar immer noch sehr bequem scharf gestellt werden, aber der Auszug ist nicht lang genug, um Verstellungen realisieren zu können. Denn jede Verstellung des technischen Rückteils - möglich sind 2,3cm - erzeugt bei Unendlichkeitseinstellung des 90ers in Gehäuseposition einen weiteren Auszug des Balgens, der durch Scharfstellung qua Rückfokussierung nicht mehr ausgeglichen werden kann. Bei der Verwendung des 90ers stößt die VH in 4x5 also an eine Grenze. Mit dem 105er erhält man 1,5cm mehr Auszug, und mit dem 125er kann man dann schon fein arbeiten.

    Je weiter der Auszug, desto mehr Möglichkeiten der Verstellung. Aber vielleicht auch mehr Vignettierung? Das muss die Praxis zeigen:

    Das 135er kann in der Gehäuseposition verbleiben; allerdings ist dann der Auszug des 4x5-Rückteils so groß, dass auch hier eine Einstellgrenze bei Verstellungen erreicht wird. Auf der Gehäuseposition gibt es jedoch immer noch Spielraum zur Umpositionierung der Frontstandarte. - Besser ist die Verwendung des 135ers auf dem Laufbodenschlitten, so weit wie möglich nach hinten verschoben. Hier bietet sich dem Anwender sogar eine Hochverstellung der Frontstandarte um ca. 1cm. Dies mag Grossformatlern wenig erscheinen. Es handelt sich aber um eine Mittelformatkamera; hier sind die benötigten Verstellwege geringer als im Grossformat. Außerdem ermöglich diese vordere Positionierung auch den Gebrauch der Verschwenkung nach vorne oder hinten, weil man - im Unterschied zur Gehäuseposition - nun an den entsprechenden Knopf langen kann.

    Die Gehäuseposition macht das Verstellen der Frontstandarte schwierig. Sie muss dazu auf den Laufbodenschlitten genommen werden.

    3 Mal editiert, zuletzt von lohi (21. November 2019 um 20:26)

  • Fertig sind wir damit noch nicht.

    Mehr Spiel mit längeren Brennweiten, die VH als 4x5-Bildfeldbegrenzer:

    Hier eine völlig sinnlose Verstellung, weil's irgendwie ja doch Spaß macht:

    Besser funktionieren das 150er, das 180er und das 210er, das für den Mittelformatgebrauch allerdings auf einer zylindrisch ausgezogenen Platine angebracht werden sollte, um in den Nahbereich fokussieren zu können. Mit dem 4x5-Rückteil und der Positionierung auf dem Laufboden können sowohl die Frontverstellung als auch die technische Rückverstellung benutzt werden. Mit der Balgenfokussierung des 4x5-Rückteils können Makros scharfgestellt werden, mit der Balgenfokussierung der Front lässt sich in Situationen arbeiten, die eine technische Verstellung des Rückteils beinhalten.

    Vignettierungen durch den 6x9-Durchlass konnte ich bis jetzt keine entdecken. Ich vermute aber welche bei maximalem Auszug. Also doch nicht das 210er? Oder eben keine Mega-Makros?

    Auf jeden Fall spielen Vignettierungen durch die Bildkreise der Horseman-Mittelformatobjektive eine Rolle. Die "Topcor Super"-Destination hat Bildkreise von 150mm bis 160mm, leuchtet sehr knapp 4x5 aus, und das auch nur bei f22. Die "Topcor Professional" nicht. Allerdings zeigen beide Destinationen gute Schärfe, als Mittelformatobjektive. 4x5 wird also nicht mit Grossformatoptiken belichtet, sondern mit solchen für das Mittelformat, auch wenn die Verstellmöglichkeiten geringer ausfallen.

    Man muss Kompromisse eingehen.

    Nehme ich eine Horseman FA mit 150er in 4x5 und Rollfilmkassette mit, und gebrauche für das Mittelformat ein gesondertes Mittelformatobjektiv, z.B. ein Horseman Topcor Super 5.6/90, das - unverstellt - 4x5 ausleuchten würde wie ein 6.8/90 Angulon?

    Oder nehme ich die VH mit demselben 90er als Normalobjektiv, zusätzlich das 4x5-Rückteil sowie ein 4x5-150er, für verstellte Grossformataufnahmen? Dass VH und FA jeweils gleiche Lensboards haben, vereinfacht den Wechsel.

    Wer ein 90er mit Verstellung braucht, für 4x5, sollte zur FA greifen. - Wer eine Fernaufnahmen und Makro macht, sollte sich die VH mit 4x5 überlegen. Der Auszug des 4x5-Rückteils sind 5,5 cm. Mit Fokussierung der Rückstandarte. Der Auszug des technischen Rückteils sind 2,3cm. Das Rotary Back hat 3,7cm. Das wären bei 23cm Frontauszug insgesamt 34,5cm mit Frontstandarteneinstellung. Ein 300er Apo-Ronar passt, für Landschaftsaufnahmen bis in etwa 2,5m Entfernung. - Bietet die FA das?

    Aufnahmen mit langen Brennweiten monumentalisieren, siehe die Zigarettencowboys des Hannes Schmid. Sie werden geringer vergrößert als immersive Weitwinkelaufnahmen. Fernaufnahmen verlangen weniger nach 4x5 als Aufnahmen im Nahraum, der betreten und exploriert wird. Wer v.a Strukturen ohne Drumherum sucht, ist mit der VH besser bedient als derjenige, der im Nahraum Plastizität sucht und mit Verstellung Perspektive moderiert. - Andererseits: dafür gibt es im Mittelformat Weitwinkel wie das Topcor Super 7/65 oder Biogone, Super-Angulone usw., die sich an der VH nutzen lassen, "nur" für 6x9.

    Das 4x5-Rückteil verfügt auch einen 4x5-Graflok-Anschluss für z.B. 6x12-Rollfilmmagazine ...

    Ich sehe die VH v.a. als Reisekamera. Standardmäßig mittelformatig, bei der 985 sogar mit Messucher. Verdient ein Motiv 4x5, freut man sich über das scharfe 90er, das aber nicht weiter verstellt werden kann (oder muss), oder man installiert das zusätzliche GF-Objektiv in 125, 135, 150, 180 oder 210. Bleibt am Ende: Optimierung auf Geschwindigkeit, und das ist bei Reisen wichtig.

    Eine Reisekamera:

    Die FA bietet dagegen ein leichteres Gewicht für 4x5 - zeichnet das GF-Objektiv aber nicht genug scharf für 6x9, sollte man ein MF-Objektiv mitführen.

    Aufnahmen folgen irgendwann ...

  • Ach ja:

    Was man hier sieht, kostete - gebraucht! - folgendes:

    1. Kamera Horseman VH: 160 CHF
    2. Objektiv Topcor Super 5.6/150: 100 CHF
    3. 4x5 Increasing Back: 160 CHF
    ---------------------------------------------------------------
    insgesamt: 420 CHF, das sind 380 Euro.

    Ist zwar Geld, aber nicht die Welt.

  • So, und heut' noch ein paar Bilder hinterher, die ein wenig Aufklärung bieten. Hier ein zweistündiger Ausflug in den Wald, mit der VH und 4x5-Rückteil. Fomapan 100@50, entwickelt 11'30'' in R09 1+100, 30/30-5, 20°C.

    Bild 1 zeigt eines meiner Lieblingsmotive. "Yet another rotten mess!" Das Chrüsimüsi lässt sich idealerweise überall finden und man kann sich immer herausreden damit, dass es einem um die Strukturen geht. Und das 90er fördert ja die Zugänglichkeit ...

    Verwendet wurde das Topcor Super 5.6/90 mit einer leichten Seitenschwenkung nach hinten, und zwar auf der linken Seite. Ziel war, die Bäume von rechts vorne nach links hinten scharf zu kriegen. Belichtungszeit 180'' bei Blende 32, G02-Filter.

    Links eine Vignettierung, denn der Bildkreis ist nur 150mm groß. Was mich aber wirklich wundert: warum ist die Vignettierung immer links, auch in den anderen Bildern, und nicht auch mal rechts? Ist das Objektiv dezentriert, oder der Graflok-Anschluss, oder das 4x5 Inreasing Back?

    Leider vergaß ich das Einstelltuch. Jack Wolfskin ist Dein Freund. Der Faserpelz hält eh' besser und ist starrer.

    Leider vergaß ich auch den flexiblen Drahtauslöseradapter. In Gehäuseposition kann man keinen Drahtauslöser einschrauben, nicht am Topcor-Objektiv. Jetzt weiß ich auch, warum der Auslösehebel so opulent ausragt.

    Bild 2 wiederholt Bild 2, mit einem anderen Motiv, ohne Zugang. 5.6/90. Mein Lieblingschrüsimüsi, aktuell. 180'' mit Blende 22. G02.

    Bild 3 dasselbe, aber mit dem Topcor Super 5.6/150, das nun 160mm Bildkreis hat. 180'' mit Blende 22 1/2, G01.

    Bild 4 zeigt eine gute Schärfe für das 150er. Völlig straight, 1'', Blende 8, G01. Man beachte, wie gut die Tonwerte getrennt werden. Das Bild ist eines, das ich weiter ausarbeiten werde. Im Bild 3 wurde länger belichtet, wegen der kleineren Blende. Das machte eine Korrektur des Reziprozitätseffektes notwendig. Aus 15'' wurden 180'' in der Schwarzschildverlängerung. Dadurch wurden die Lichter aber überbelichtet, denn der Schwarzsschildeffekt betrifft ja vor allem die Schatten bzw. die Partien mit wenig Licht. Das wird in den nächsten Bildern noch deutlicher.

  • Bild 5 zeigt einen Baum, mit dem ich in der letzten Zeit öfters zu tun hatte. Aufgenommen mit Blende 22 1/2 und 60''. Ich wollte die Hochverstellung der Front ausprobieren. Beim 150er zeigt sich genau genommen keine bildkreisbedingte Vignettierung am unteren Bildrand. Dafür ist der komplette Bildrand in seiner Breite schwarz. Das kommt vom Hereinragen der 6x9-Grafloköffnung in den Strahlengang. Um 1cm. Die Front wurde etwa 2,5cm-3cm hochgezogen.

    Bild 6 wiederholt das Motiv mit Blende 8 1/2 und 1''. Auch hier G1-Filter, wie in Bild 5.



    Bild 7: Wieder das Bäumchen, wieder mit dem 5.6/90, wieder diese dezentrierte Vignettierung links, obschon unverstellt fotografiert wurde. Blende 22 1/2, 60'', G02.

    Bild 8: wie Bild 7, allerdings 1'' und Blende 8 1/2, wieder G02-Filter. Man beachte die fließendere Vignettierung links. Auf der Mattscheibe konnte ich sie nicht erkennen. Die Mattscheibe hat abgeschrägte Glasecken. Hier hätte ich mal auf die Linsenöffnung schauen sollen.

    Bild 9 wurde mit einer leichten Verstellung des Rückteils gemacht, um die Tiefenschärfenebene der Topografie anzupassen. Achtung: die Vignettierung oben rechts kommt nicht von der Kamera oder dem bjektiv. Es ist mein Arm oder meine Hand. Ich verwendete das 90er, das war in Gehäuseposition, also hatte ich keinen Drahtauslöser, deshalb musste ich mit den Fingern an die Linse greifen resp. an den Auslösehebel. Wegen der kurzen Verschlusszeit von 1'' bei Blende 8 1/2 ergibt das eine das andere.

  • Mit einer Verschlusszeit von 60'' bei Blende 22 1/2 passiert einem sowas wie in Bild 9 nicht, siehe Bild 10: hier sieht man den linken Rand wieder - schärfer - vignettiert, und auch die Lichter sind schlechter voneinander getrennt, weil sie im Unterschied zu den Schatten überproportional überbelichtet wurden. Mehr als 21'' sollte man Fomapan 100 nicht belichten, es sei denn, man passt die Entwicklung an. - Kommt dazu, dass ich eine ziemliche Null bin, was EBV angeht. Mir macht diese Regelei mit dem Kontrast usw. echt den Augenpilz.

    Bild 11: wilder. Hier wurde ebenfalls mit dem 90er in Gehäuseposition nur mit Hilfe der technischen Rückteilverstellung scharfgestellt. Sprich: die einzelnen Bildecken jeweils zum Fotografen hin "in die Schärfe gezogen". Dazu musste der 4x5-Balgenauszug allerdings reduziert werden. Aber es ging. 1/4'', Blende 5,6 1/2, um zu sehen, was das Objektiv offen so treibt, G02. 5.6/90.

    Bild 12: 21'' bei Blende 22 1/2, G02, ebenfalls das 90er, zur Weiterverarbeitung, sprich: Vergrößerung.

    In etwa so:

  • Fazit?

    Unsymmetrische Vignettierung links. Dh. die optische Achse verschoben. Geht weg mit größerem Bildkreis. Damit steigt die Schärfe in den Ecken. Es braucht also ein GF-Objektiv.

    Verstellungen sind möglich. Eigentlich recht üppig sogar, jedenfalls reicht es dicke für den Unterwegsgebrauch. Sogar mit dem 90er in Gehäuseposition: wegen der technischen Rückteilverstellung.

    Ideal wäre also ein 90er oder 105er mit leicht größerem Bildkreis als 160mm, wenn man von dem 4x5-Bild nicht einen Zentimeter links abschneiden möchte, womit man aber auch noch leben kann - wirklich? Wozu dann der Aufwand mit dem Rückteil, wenn man mit einer richtigen 4x5-Kamera das alles ohne Adaptieren kriegen kann?

    Ein 105er GF-Objektiv würde gut passen. Oder ein 150er. Die beiden könnten gleich das Topcor Super 5.6/90 und das 5.6/150 ersetzen. Ein 135er könnte durchaus noch als Normalobjektiv durchgehen, auch für 6x9. Wer Makros will, wäre mit einem kleinen 9/150 G-Claron gut bedient: dieses könnte im Copal Nr.0 in der Kamera verbleiben, bei der VH-R oder 985 sogar mit Messsucherkupplung, die es auch für das 105er gibt. Mehr Brennweite dürfte zu Vignettierungen durch die 6x9-Öffnung führen, wenn man die Front allzusehr nach oben oder zur Seite schiebt. Das schränkt also den Brennweitenbereich ein. Von 90mm auf etwa 210mm, wo die Verstellwege minim ausfallen.

    Klar, direkt 4x5 mit einer 4x5-Kamera oder mit etwas Größerem zu machen, ist einfacher.

    Trotzdem bietet die VH mit 4x5 Spiel, Spaß & Spannung und auf Reisen den quantitativ größeren, günstigeren, weniger fehleranfälligen, ergo idiotensichereren und immer noch guten Rollfilmoutput, mit der Option auf 4x5. Was will man mehr?

  • Trotzdem bietet die VH mit 4x5 Spiel, Spaß & Spannung und auf Reisen den quantitativ größeren, günstigeren, weniger fehleranfälligen, ergo idiotensichereren und immer noch guten Rollfilmoutput, mit der Option auf 4x5. Was will man mehr?

    Eine native 4x5". Ehrlich. Ich hatte eine VH, die ich wirklich sehr mochte. Die ich aber ab dem Zeitpunkt, als ich mir für 4x5" eine Horseman 45HD geholt hatte, nicht mehr genutzt habe. Einfach, weil Sie mir gegenüber der nativen 4x5" keinen einzigen, echten Vorteil geboten hat - nicht einmal im Format 6x9. So musste die VH dann letztendlich wieder gehen.
    Ich bin mal gespannt, wie oft Du das oben ausführlichst beschriebene Rückteil tatsächlich auf Reisen mitnimmst. Das Ding ist von den Abmessungen (und vermutlich auch vom Gewicht) her ja wie eine zweite VH. Ich würde das Rückteil vor genau dem Hintergrund "Reise" und den oben auch klar beschriebenen Einschränkungen allenfalls als Krücke ansehen.

  • Eine native 4x5". Ehrlich. Ich hatte eine VH, die ich wirklich sehr mochte. Die ich aber ab dem Zeitpunkt, als ich mir für 4x5" eine Horseman 45HD geholt hatte, nicht mehr genutzt habe. Einfach, weil Sie mir gegenüber der nativen 4x5" keinen einzigen, echten Vorteil geboten hat - nicht einmal im Format 6x9. So musste die VH dann letztendlich wieder gehen.Ich bin mal gespannt, wie oft Du das oben ausführlichst beschriebene Rückteil tatsächlich auf Reisen mitnimmst. Das Ding ist von den Abmessungen (und vermutlich auch vom Gewicht) her ja wie eine zweite VH. Ich würde das Rückteil vor genau dem Hintergrund "Reise" und den oben auch klar beschriebenen Einschränkungen allenfalls als Krücke ansehen.

    Ja, das ist ja genau der Punkt, und den triffst Du ja ganz gut. Ich würde sogar sagen, das 4x5-Rückteil entspricht in den Dimensionen einer zusätzlichen FA.

    Eine native 4x5, z.B. die FA, bei mir sind es entweder die Technika 4, die Linhof Kardan Color oder die Wista 45N, ist halt einfacher und kompakter. - Solange man aber überwiegend 4x5 macht.

    Macht man aber überwiegend 6x9, sieht die Sache anders aus.

    Auf meiner letzten Reise machte ich überwiegend 6x9, weil ich schnell arbeiten musste, und weil ich dafür den Messsucher brauchte. Ich nahm die fast baugleiche Horseman 985 für Schönwetter und die Mamiya 23 mit Graflok-Back für Regen. Beide Kameras jeweils in einem Tenba Byop 10, mit Belichtungsmessern L28c2 und L408, Drahtauslöser, Wechseloptiken für die Horseman, und etwa 5 Filmen pro Tag.

    Die 4x5 aufzubauen: das wäre zu langatmig gewesen, zumal ich nicht alleine unterwegs war. Und meine Technika 4 hat zwar einen justierten Messucher, aber die Kamera am Meer, im Schlick, bei Ebbe, im Wind, in Frankreich, unterwegs in fremder Gegend ... Die 985 von Horseman kostet gebraucht halt nur 150-200 CHF. Die Mamiya gab es für 100 CHF mit Objektiv nachgeworfen in der Bucht. Wenn die freckelt, so what?

    Andererseits hatte ich aber zwischendurch immer wieder Zeit, mit mehr Ruhe und Gelassenheit bestimmte Orte zu anderer Witterung, in anderem Licht, bei anderem Gezeitenstand erneut aufzusuchen, und da wäre mir das meditativere 4x5 willkommen gewesen, auch wenn man das 4x5-Rückteil nicht mit dem Messucher der 985 benutzen kann, weil es diesen verdeckt.

    Nimmt man da jetzt gleich eine dritte Kamera mit, z.B. auch in einem Byop 10, oder ein 4x5-Rückteil?

    Ich wollte in diesem Thread (der mir übrigens eine Menge Spaß gemacht hat) einfach mal ausprobieren, was das Rückteil leistet, v.a. mit den Topcor-Optiken für MF. Vielleicht wäre eine zusätzliche, leichte FA mit 1,7kg und eingesetztem Normalobjektiv tatsächlich die sinnvollere Option. Auch wenn das Fokussieren mit dem 4x5-Rückteil was für sich hat und mich die gute Qualität der Horseman-Gerätschaften einfach nur überzeugt.

    Vermutlich kaufe ich mir irgendwann doch noch eine FA, wenn die Kasse wieder stimmt, sozusagen als VH in groß. Ich freue mich schon.

    Man kann sich was ausdenken für die Reise, um es kompakt zu machen. So kann man z.B. drei Planfilmkassetten auf den Mattscheibenrahmen legen und das Ganze ziemlich sicher und kompakt in einem blauen Novoflex-Einschlagtuch einwickeln. Das macht die 4x5 Option handlicher, für unterwegs.


    Die VH oder 985 passt jedenfalls mit eingesetztem Objektiv, 6 Planfilmkassetten, 4x5-Rückteil, 3 zusätzlichen Optiken, Lupe, Metermaß, Drahtauslöser, Belichtungsmesser (an der Seite) in ein Tenba Byop 13 und dieses in einen wasserdichten und tragekomfortablen Ortlieb-Messengerbag.

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