Die Linhof Platine mit integriertem (konfigurierbarem) Gewinde

  • Gerade wird ja wieder heiß diskutiert bzgl. seltsamen Maßen von Verschlussgewinden und woher man passende Flanschringe bekommen kann.

    Da ich sowas selbst hin und wieder brauche, habe ich meine irgendwann grob zusammengezimmerte Konstruktion vorhin mal aufgeräumt, optimiert und auf thingiverse veröffentlicht (hier: https://www.thingiverse.com/thing:4744927 ).

    Der Vorteil bei den 3D-gedruckten Gewinden ist ja, das man das nominelle Maß nicht 100% treffen muss und vor allem, dass man ohne großen Aufwand mehrere Varianten drucken kann...

    Wenn wir nun also von dem ominösen Beispiel mit dem alten Compur und einem grob gemessenen Durchmesser von 43,5mm und einem gemutmaßten, nominellen Gewinde M44x0,9 ausgehen, kann ich mir innerhalb von ein paar Minuten die STLs für mehrere unterschiedliche Varianten erzeugen - erfahrungsgemäß brauche ich bei 3D-gedruckten Innengewinden 0,3-0,4mm mehr als den nominellen Durchmesser, d.h. in diesem Fall würde ich eine Variante mit 44,3mm erzeugen, außerdem noch eine etwas engere und eine etwas weitere (44,2 und 44,4).

    Alle drei Varianten drucken und dann vermutlich feststellen, dass die 44,2 vielleicht doch etwas zu eng ist, während sich die 44,3 und 44,4 vermutlich nicht viel schenken werden und vermutlich beide sehr gut nutzbar wären.

    Ja, der 3D Drucker rödelt etwas länger vor sich hin, aber das tut er auch ohne mein Zutun. Und selbst wenn ich das relativ teure extrudr Filament für etwa 50 EUR/kg verwende - bei nicht einmal 30g je Platine sind die Materialkosten.... hmmmm.... nennen wir's mal "vernachlässigbar".

    Ich sag's immer wieder: 3D Druck ist das perfekte "Ergänzungshobby" zur Großformatfotografie...

    Einmal editiert, zuletzt von ekech (31. Januar 2021 um 18:41) aus folgendem Grund: Korrekturen

  • 3D Druck ist das perfekte "Ergänzungshobby" zur Großformatfotografie...

    Ah, komm - nix geht über Metall :)

    Ich hatte grad letztens einen Bericht gelesen, wo dem Fotografen zwei mal der 250.- teure Polfilter aus dem Kunststoff-Filterhalter direkt ins Nirvana flippte.

    Dafür gibts schon ne kleine Drehbank :mrgreen:

    ...

  • Ah, komm - nix geht über Metall

    Ich hab den 3D Drucker bei mir in der Wohnung stehen - Du Deine Werkzeugmaschinen auch?

    Spaß beiseite. Für sehr viele Anwendungsfälle braucht's kein Metall und dementsprechend auch keine Metallwerkstatt.

    Ich hatte grad letztens einen Bericht gelesen, wo dem Fotografen zwei mal der 250.- teure Polfilter aus dem Kunststoff-Filterhalter direkt ins Nirvana flippte.

    Dafür gibts schon ne kleine Drehbank

    Ja, ich hab' auch schon genug Berichte gelesen, wo bei einem Motor immer das gleiche Metallteil nach ein paar tausend Kilometern den Geist aufgegeben hat, meist mit fatalen Folgen.

    Die Gründe, weshalb etwas kaputt gehen kann, sind deutlich vielfältiger als "Kunststoff taugt nix und geht schnell kaputt".

    Es ist zwar ärgerlich für den Fotografen, dass er zwei teure Polfilter in den Wind geschossen hat, aber da wir die Geschichte nur vom Lesen/Hörensagen kennen, können wir wohl eher nicht belastbar entscheiden, ob

    • der Halter einsatz- und werkstoffgerecht konstruiert war,
    • der Werkstoff fehlerhaft war,
    • oder der Halter durch unsachgemäße Benutzung seine Dienste quittiert hat.

    Das ist hier aber nicht das Thema, es sei denn Du zweifelst an, dass die 3D-gedruckten Teile, die ich in der Vergangenheit konstruiert/freigegeben/veröffentlicht habe, ihrem vorgesehenen Einsatzzweck gerecht werden.

  • Gibt es eigentlich auch gute Dienstleister, die einem sowas ausdrucken? Ich hätte gerne einen 1°-Spot mit +-3EV-Lichtwaage wie beim Profisix, aber auf Arduino-MiniPro-Knopfzellen-0.96''-OLED-Basis ... Allein, mir fehlt die Streichholzschachtel!

  • Ich hab den 3D Drucker bei mir in der Wohnung stehen -Du Deine Werkzeugmaschinen auch?

    Klar.

    Nennt sich bei mir erweiterter Wohnbereich :)

    Aber macht man ruhig, ich schraube derweil weiterhin Metall in Metall.

    ...

    Einmal editiert, zuletzt von becalm (31. Januar 2021 um 21:19)

  • Gibt es eigentlich auch gute Dienstleister, die einem sowas ausdrucken?

    Ich habe zwar vor 2 Jahren mal was von einem Dienstleister drucken lassen und war auch zufrieden, allerdings habe keine Ahnung, wie der Markt da mittlerweile aussieht insofern: hier ;)

    Ich hätte gerne einen 1°-Spot mit +-3EV-Lichtwaage wie beim Profisix, aber auf Arduino-MiniPro-Knopfzellen-0.96''-OLED-Basis ... Allein, mir fehlt die Streichholzschachtel!

    und ich hätte gerne Weltfrieden, genug zu essen für alle und eine 3-Tage-Woche bei gleichem Gehalt ...

  • Das ist wohlfeil, sich lustig zu machen. Stelle Dir das mal vor, man hätte sich über Deine Idee für Deine Field Camera mokiert. Dabei gibt es ähnliche Projekte, wie Du sicher weißt: https://meteredlight.blogspot.com/2008/05/pocket-spot.html - das Ding ist aus Metall, mit Rad. Ohne Mikrocontroller, ohne OLED, aber mit Spot. Damals 350 Dollar. https://www.ebay.com/itm/ZB-M08-Lig…sIAAOSwsQJfQ~J4 - das Ding ist aus 3D-Plastik, mit Arduino, mot OLED, aber ohne Spot. Heute 50 Dollar. https://www.ebay.com/itm/Light-mete…c8AAOSwv9peBXjb - Den hier kannst Du sogar noch selber programmieren. https://www.aliexpress.com/item/400029546…earchweb201603_ - Hier muss man die Siliziumzelle für 50 Cents nur in zwei der Pins auf der Oberseite stecken und kann messen. für 30 Dollar. Mit dem Ding kannst Du sogar Deinen Zentralverschluss steuern. Einen Spotvorsatz müsste man mit zwei Röhren hinbekommen. Eine zum Visieren, Duchmesser vielleicht 5 Millimeter, eine zum Messen, Durchmesser vielleicht 1-2 Millimeter mit einer Länge von 10 Zentimetern. Zwei solcher Röhren, einen Mini Pro, ein schmales OLED und 4-5 Schalter, dazu einen schmalen Akku mit USB-Ladebuchse: das hätte in etwa die Ausmaße eines dickeren Eddingstiftes, der gut in die Hemdtasche passt. Also ich würde mir sowas direkt kaufen. Es braucht halt ein robustes, gefälliges, weitgehend dichtes und stoßgesichertes Gehäuse.

  • Ich schließe mich der Meinung von ekech an. Ein 3D-Drucker ist deutlich flexibler, vielseitiger und kleiner als eine Metallbauwerkstatt. Die Genauigkeit reicht in der Regel aus. PET ist z.B. gegen viele Chemikalien resistent. Eine Entwicklungsspirale für Filme aus Metall müsste aus Edelstahl gearbeitet werden. Das ist schon eine ziemliche Herausforderung.

    Alles in Allem: Mein neuer 3D-Drucker ist eine gute Investition für die Fotografie und für den Haushalt.

    Gesten habe ich ein Ersatzteil für ein Gerät gedruckt. Nach 16 Minuten Druckzeit konnte ich es nutzen. Aus Metall gebaut hätte ich mehr als ein bis 2 Stunden benötigt zuzüglich der Anfahrt zu einer Werkstatt. Ein neues Gerät hätte mit Einbau mehr als 100 Euro gekostet.

    Viele Grüße

    Renate

  • Das ist wohlfeil, sich lustig zu machen. ...

    Ich mache mich nicht über die Idee / Deinen Wunsch selbst lustig, sehe aber KEINEN Zusammenhang Deiner Idee / Deines Wunsches zu meinem Post.

    Dementsprechend muß ich halt mutmaßen, daß Du meine Bereitschaft, jemanden mit etwas zu unterstützen, das ich eh vor einem anderen Hintergrund gerade in Arbeit habe, möglicherweise als Aufforderung dafür gesehen hast, hier Deine Wünsche zu äußern.

    Insofern ist die Äußerung Deiner Idee hier einfach nur off topic.

    Back to topic please.

  • ekech So angespannt! Ich habe keine Wünsche geäußert. Ich habe Dich als kompetent wirkenden 3D-Menschen nur gefragt, ob Du jemanden weißt, der etwas drucken kann. Ich habe Dich nicht gebeten, mir was auszudrucken. Ich habe nur eine allgemeine Orientierung gegeben, damit Du meine Frage einordnen kannst. Du hast ja noch andere Projekte in Arbeit, wie Du schreibst. Der Zusammenhang zu Deinem Post ergab sich speziell aus dem Umstand, dass Du ab und zu was fotogerätespezifisches druckst und hier veröffentlichst, und allgemein aus Deiner Devise "Ich sag's immer wieder: 3D Druck ist das perfekte 'Ergänzungshobby' zur Großformatfotografie..."

  • aksak_maboul

    Guckst Du hier (die Kickstarter-Kampagne startet in einer Woche):

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    Das Gehäuse sieht aus, als ob es mit SLS (selective laser sintering) gedruckt worden wäre. Das bekommst Du in Deutschland leicht online in Auftrag gegeben.

    Das soll jetzt aber nicht zur Diskussion darüber aufrufen, sondern jetzt bitte wirklich back to topic.

  • is ne tolle Idee und Möglichkeit..

    ich frag mich wie die Quali des Gewindes wird, kann man ja nicht so gut nachschleifen..

    kann auch sein, dass sich das rückwärtige Objektivgewinde zum Teil als ' Gewindeschneider' durchsetzen muss.

    zB wenn ich nen einfachen Flanschring aus hartem Bauschaum zweilagig schneide, ist das auf jeden Fall fest genug.

    sehen wie 7 Gewindegänge aus..

    bleibt gesund!

    Andreas

  • ich frag mich wie die Quali des Gewindes wird, kann man ja nicht so gut nachschleifen..

    Gewinde drucken ist zu Beginn etwas "empirisch", bis man die richtige Toleranz gefunden hat. Bei mir, bzw. meinem Druckprozess, mit meinem bevorzugten Filament, weiß ich mittlerweile, dass ich etwa 0.3mm zum Nominalwert dazugeben muss.

    Beispiel 1 - Lomo RF-3, 300mm f/10

    Gewindeaußendurchmesser 51,8 mm gemessen mit Messschieber

    Gewindelänge 6mm gemessen mit Messschieber

    8 Windungen gezählt

    Daraus resultiert dann mit hinreichender Sicherheit die Annahme "M52x0,75" als nominelles Gewindemaß

    Die Gewindeflanken können natürlich nicht so exakt gedruckt werden, wie man sie schneiden könnte, aber der Werkstoff ist etwas nachgiebiger als Metall :)

    • Mein erster Versuch war ein Druck mit Nominaldurchmesser 52mm, dort hätte ich das Objektiv nur mit sehr viel Kraft reinschrauben können, bzw. nach dem ersten Gewindegang war Schluss
    • Zweiter Versuch war dann mit 52,2mm, dort hat es dann zwar immer noch sehr viel Kraft gebraucht, ging dann aber zumindest gut über die Hälfte des Gewindes
    • Dritter Versuch war dann mit 52,4mm, damit konnte ich das Objektiv ohne Kraftaufwand ins komplett ins gedruckte Gewinde drehen.
    • Beim vierten Versuch bin ich dann auf 52,3mm, damit sich das Objektiv dann letztendlich mit geringem Kraftaufwand ins Gewinde drehen lässt, aber halt einfach "satter" sitzt

    Beispiel 2 - Lomo RF-4, 360mm f/10

    Gewindeaußendurchmesser 59,75 mm gemessen mit Messschieber

    Gewindelänge 7,6mm gemessen mit Messschieber

    10 Windungen gezählt

    Annahme "M60x0,75" als nominelles Gewindemaß

    Hier habe ich aufgrund der Erfahrung mit dem Lomo RF-3 gleich mit 60,3mm begonnen, was dann im Prinzip schon perfekt gepasst hat.

    Und bei einem Gewinde mit 7...10 vollen Gewindegängen mache ich mir bei einem Objektivgewicht von nicht einmal 500g keine Gedanken, ob das zu schwach wäre :)

  • Nun will ich ekechs Thread mit ein paar Bildern ergänzen und ein Endprodukt zeigen, das im Fall meines Compur das Montageproblem gelöst hat und – wie ich finde – mit dem Farbkontrast auch noch schick aussieht. Nochmals herzlichen Dank an ekech!

    Zwischenzeitlich hatte ich herausgefunden, dass es sich bei dem Verschluss um einen Compur II Hülse 4/II für 9x12 Normalbrennweiten mit Lichtstärke 1:4.5 und nominell einem M44-0.9 Gewinde handelt. Bei genauer Messung ist das Ding kleiner und hat auch etwas Varianz – evtl. auch durch Verschleiss – aber sei's drum. ekechs Vermutung, dass das 44,2 mm Gewinde zu eng ist, hat sich als richtig herausgestellt. 44,3 und 44,4 passen perfekt. Der Verschluss wird logischerweise bis zum Anschlag hineingedreht. Wie am Ende die Ausrichtung des Verschlusses auf der Objektivplatte ist, ist mehr oder weniger Zufall. Da habe ich mich mit aus Plastikhülle geschnippelten Abstandsringen rangetastet. 0,2 mm Einlagestärke machen 1/4 Drehung aus. Steht das Verschlusszeitenrad am Eindrehende auf 3 Uhr, muss eine 0,2 mm Einlage rein. Mit einer 0,4 mm Folie stünde es auf 9 Uhr.

    Die 3D-gedruckte Platte passt perfekt in die Wista. Einziger Unterschied zu den Shen Hao Platten, die ich sonst verwende, ist, dass diese im Bereich der Befestigungskrampen eine leichte Materialverdickung aufweisen. Inwieweit bei der Kunststoffplatte im Bereich der engen Haltekrampen unten irgendwann Verschleiss auftreten wird, bleibt abzuwarten. In der Adapterplatte an der Sinar hat die Kunststoffplatte ein wenig Spiel, schließt aber lichtdicht ab. Die Shen Hao Platten sitzen wegen der Verdickung fester.

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Die 3D-gedruckte Platte passt perfekt in die Wista. Einziger Unterschied zu den Shen Hao Platten, die ich sonst verwende, ist, dass diese im Bereich der Befestigungskrampen eine leichte Materialverdickung aufweisen. Inwieweit bei der Kunststoffplatte im Bereich der engen Haltekrampen unten irgendwann Verschleiss auftreten wird, bleibt abzuwarten. In der Adapterplatte an der Sinar hat die Kunststoffplatte ein wenig Spiel, schließt aber lichtdicht ab. Die Shen Hao Platten sitzen wegen der Verdickung fester.

    Bzgl. Platinendicke, bzw. Ausgestaltung der kleinen Verdickungen scheint es wohl herstellerspezifische (minimale) Unterschiede zu geben - ich hatte die Abmessungen von einer Original Wista-Platine abgenommen...

    Künftig werde ich wohl meinen gedruckten Platinen insgesamt 0,1mm mehr geben, ebenso den Verdickungen (dort also insgesamt +0,2mm).

  • Künftig werde ich wohl meinen gedruckten Platinen insgesamt 0,1mm mehr geben, ebenso den Verdickungen (dort also insgesamt +0,2mm).

    Bei der von dir konstruierten Platte messe ich eine Materialstärke von 2,1 mm.

    Die Gesamtplatte müsste eigentlich nicht dicker werden.

    Die ShenHao-Platten haben durchgängig 1,95 mm, an den blankpolierten Verdickungen kommen die auf 2,2 mm.

    +0,2 mm an den Verdickungen könnte daher des Guten zu viel sein. Aber natürlich sind die Wista und der Sinar-Adapter nicht der Nabel der Welt.

    Vielleicht sieht das bei Linhof, Chamonix & Co. anders aus. Das kann ich derzeit nicht beurteilen.

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

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