Servus aus Franken!

  • Servus!

    Wollte mich kurz vorstellen. Ich bin auf dieses Forum über Umwege aufmerksam geworden - wegen der Reparatur der Mattscheibe in einer 8mm-Kamera. Aber abgesehen davon freue ich mich über dieses Forum, denn ich hab schon lange vor, mal mit Großformat zu fotografieren - am liebsten mit selbstgemachten Platten. Hab zwar noch keine Kamera, aber ich werde ab jetzt hier mal ein wenig mitlesen...

    Grüße aus Franken,

    Michl

  • Ah - noch ein Franke!

    Ja - Super-8 ist eins der 8mm-Formate. Die Kamera, die ich gerade repariere ist aber eine 2x8mm-Kamera (sprich: "Doppelacht"). Das ist ein 16mm breiter Film mit zwei Perforationen - rechts und links - von dem nur je eine Hälfte - also 8mm belichtet werden. Danach dreht man den Film um und belichtet die andere Seite. Nach dem Entwickeln wird der Film dann der länge nach aufgeschnitten, so daß zwei, je 8mm breite Filme entstehen, die dann zu einem langen, 8mm breiten Film, zusammengeklebt werden. Bissl kompliziert zu erklären. Ich hoffe, das war verständlich.

    Einmal editiert, zuletzt von Milchglas (27. Februar 2021 um 20:17) aus folgendem Grund: falsche Kommas

  • Das ist ein 16mm breiter Film mit zwei Perforationen - rechts und links - von dem nur je eine Hälfte - also 8mm belichtet werden. Danach dreht man den Film um und belichtet die andere Seite. Nach dem Entwickeln wird der Film dann der länge nach aufgeschnitten, so daß zwei 8mm breite Filme entstehen, die dann zu einem, langen 8mm breiten Film zusammengeklebt werden. Bissl kompliziert zu erklären. Ich hoffe, das war verständlich.

    Spannend. Super-8 kenne ich noch, aber 2x8mm, hab ich noch nie von gehört.

    Obwohl die Hochphase dieser Technik altersmäßig in meine Zeit fallen dürfte. Was es alles gibt (oder gab).

    Willkommen im Forum!

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Wenn das spannend ist, erzähl ich noch bissl was dazu:

    - 8mm Schmalfilm wurde - ich glaube - 1932 von Kodak auf den Markt gebracht (als Reaktion auf 9,5mm von Pathe, was wiederum eine Reaktion auf 16mm von Kodak war).
    - 2x8mm war das übliche 8mm-Format in der Zeit vor 1965.

    - In dem Jahr (1965) kam Super-8 auf den Markt und verdrängte 2x8mm total.
    - Neben 2x8mm gab es auch noch "Normal-8". Dieser Film war von vorn herein nur 8mm breit und sonst identisch mit 2x8mm.

    - Super-8 brachte den Vorteil, ein größeres Bildfeld am Film zu haben, das belichtet wird - hat also eine höhere Auflösung. Dafür mußte aber die Perforation verkleinert werden. Der Filmstreifen blieb 8mm breit, wie gehabt.
    - Außerdem wurde/wird der Super-8-Film in Kassetten geliefert, statt auf Spulen wie bei 2x8mm.
    - Auch bei den Kameras hat sich viel verändert. 2x8mm-Kameras haben fast alle ein Federwerk als Antrieb und sind voll mechanisch aufgebaut (abgesehen von der Belichtungsmessung natürlich und bei manchen Exemplaren der Blendensteuerung). Sie haben meist ein Guß-Gehäuse und sind weitgehend Plastikfrei. Super-8-Kameras sind dagegen meist elektrisch angetrieben und gesteuert und haben häufiger Bauteile und Gehäuseteile aus Plastik. Fest verbaute Zoom-Objektive und TTL-Sucher sind bei Super-8 eigentlich standard (wenige Ausnahmen). Oft sind Super-8-Kameras auch größer als viele Doppelachtkameras. Super-8 war damals insgesamt für Laien einfacher zu bedienen, weil kein Film mehr eingefädelt werden mußte und weil sie meist vollautomatisch waren. Auch bot die Elektronik mehr Möglichkeiten für bestimmte Tricks wie Zeitraffer mit Langzeitbelichtung, etc. Die Schmalfilmkamera wurde also Massentauglicher. Das brachte aber auch Nachteile mit sich. Die Kameras waren vor allem bei der Filmführung simpler konstruiert. Durch die Kassette war kein Platz da für eine Vor- und Nachwickelrolle. Vor allem aber gab es keine Andruckplatte in den Kameras mehr, die den Film ans Filmfenster drücken. Das bringt verschiedene Fehler mit sich: Schlechter Bildstand zum Beispiel (Bild springt bei der Projektion ständig rauf und runter) und am Anfang jeder Szene kann es zu unscharfen Bildern kommen. Heute werden viele Vorteile von Damals zu Nachteilen, denn die automatische Filmempfindlichkeitserkennung in Super-8 Kameras passt jetzt mit manchen heute verfügbaren Filmen nicht mehr überein und man muß ein bisschen überlegen ob man den Tageslichtfilter nun aus- oder Einschwenken muß, was bei den Filmen früher auch genormt war. Solche Automatiken müssen heute dann ggf. ausgetrickst werden und dazu muß man wissen was in der Kamera genau passiert und was die Automatik so alles macht.
    - 2x8mm hingegen hat heute (und zum Teil auch früher) trotz geringerer Auflösung diverse Vorteile: Meist professionellere Filmführung -> oft sehr guter Bildstand. Keine nervigen Akkus/Batterien nötig (Außer ggf. Beli). Filmempfindlichkeit kann einfach an einem Rädchen eingestellt werden. Robuste und reparierbare Mechaniken. Kleine Kameras. Billigere Filme (zumindest zur Zeit, bei Schwarzweiss). Oft Wechselobjektive und Festbrennweiten. Manche Kameras haben auch Objektivrevolver für zwei oder drei Brennweiten.

    Wer sich näher informieren will, dem kann ich das Schmalfilm-Forum im Filmvorführerforum empfehlen:
    https://www.filmvorfuehrer.de/forum/13-schmalfilm/
    (Da geht´s nicht nur um die Vorführung sondern um alles rund um Schmalfilm).

    Wer einen Überblick über (fast) alle Schmalfilmkameras haben möchte, besorgt sich am Besten das Buch "Filmkameras" von Jürgen Lossau.

    Ein interessantes Schmalfilmformat neben Super-8, Normal-8, und 2x8mm ist übrigens auch das Format 9,5mm, das Vorteile vom 16mm-Film (hohe Auflösung) und vom 8mm-Film (schmaler Film) vereint. Wie zur Zeit die Verfügbarkeit von Filmen ist, weiß ich allerdings nicht.

  • Hallo Andreas!

    Sehr schöne Trifo!!
    Sei vorsichtig mit den Objektiven. Die sind recht empfindlich was Stöße angeht, weil sie aus recht weichem Material gemacht sind.

    Ja - das Format "DS-8" (Doppel-Super-8) hab ich oben ganz vergessen. Funktioniert wie 2x8mm, hat jedoch wie Super-8 eine schmale Perforation und dafür ein größeres Bildfenster. DS-8 vereint die Vorteile von Super-8 (hohe Auflösung) mit denen von 2x8mm (Film auf Spulen, deshalb gute Mechaniken und guter Bildstand möglich). Filme gibts auch noch zu kaufen. Nur Kameramodelle für dieses Format sind ziemlich rar.

  • Da dieser Thread jetzt aber doch so etwas wie eine kleine Filminsel in unserem Großformatforum geworden ist ;) , vielleicht noch eine Frage an die hier versammelten Film-Kenner: Kennt einer von euch diese Kamera? Habe ich vor einiger Zeit aus einem Nachlass erhalten. Ist von Siemens und funktioniert mit Aufziehmotor. Was ist das für ein Teil?

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Das ist eine Siemens 16mm Kamera (im Vergleich zu 8mm eigentlich schon ein Großformat ;) ). Sie dürfte mit Kassetten funktionieren. Ich hab ein ähnliches Modell mit befüllbaren Blechkassetten. Baujahr so ca. 30er, 40er Jahre. Wenn Du willst kann ich mal genau nachschaun. Für eine 16mm ist diese Siemens-Kameras sehr klein.

    Mich würde interessieren - hat Dein Exemplar einen Entfernungsmesser? Bei meiner ist ein Messucher verbaut - so wie bei der Leica, was bei Filmkameras selten ist. Ich kenne zumindest keine 8mm-Kamera die so einen Messucher hat.

    Die Zahlen 8 16 64 auf der rechten Seite geben die Filmgeschwindigkeit an. Du kannst also mit 8 Bildern/Sekunde filmen, mit 16 oder mit 64. Bei der Projektion ergibt das dann Zeitraffer (8) oder Zeitlupe (64) oder eben die normale Geschwindigkeit (16). (Ohne Film sollte man solche Kameras allerdings nie schneller als die Normalgeschwindigkeit laufen lassen, weil der Widerstand vom Film fehlt. Das kann die Mechanik beschädigen.)

    Das Rädchen links oben dürfte das Meter-Zählwerk sein. Und TB-M ist, glaub ich, der Auslöser für Film und Einzelbild, wenn ich mich nicht täusche.

    Hast Du noch Zubehör dazu?

    Grüße,

    Michl

    ps: am Besten immer mit entspanntem Federwerk lagern, wenn sie nicht in Gebrauch ist. Sonst geht mit der Zeit die Feder kaputt, was bewirkt, daß der Film bei nicht mehr voll gespannter Feder zu langsam durch die Kamera läuft. Folge: Zeitraffer und Überbelichtung.

  • Servus und willkommen im Forum.

    Wenn das spannend ist, erzähl ich noch bissl was dazu:

    Ganz schön breites Wissen für so einen schmalen Film...

    So, nachdem ich mir den nicht verkneifen konnte: Gibt's denn auch noch Labore die den entwickeln, oder machst du das selbst (falls du nicht nur reparierst)?

    Hatte mich auch mal für Super8 interessiert, was mich dann aber abgehalten hat war die Entwicklung bzw. das entwickeln lassen. Ich wurde also entweder durch Videos, in denen Leute den kompletten Film in einen Eimer mit Chemie tunken und kräftig rühren oder die Preise bei Abgabe in einem Labor, abgeschreckt...Wenn ich mir dann noch vorstelle X Meter an Film über die komplette Länge zu zerschneiden, dann bekomme ich Schweißausbrüche. Da halte ich mich lieber ans Mittelformat oder handlich konfektioniertes Großformat.

    Gruß

    Mario

  • Hallo Mario!

    Ja, Labore gibt´s. Zum Beispiel "Andec" in Berlin: andecfilm.de oder das "Super8 reversal Lab" in Holland: super8.nl.
    Selber entwickeln kann man natürlich auch - und zwar nicht nur im Eimer, sondern auch mit speziellen Entwicklungstanks, wie dem Lomo-Tank oder dem Morse G3.
    Im Moment hab ich leider keine Dunkelkammer - also nix mit selber entwickeln. :(

    Die Preise - ja, die sind nicht mehr so wie früher. Am günstigsten kommt man meist davon, wenn man Fomapan 100 Schwarzweissfilm in 2x8mm kauft (ggf. auch DS8) und dann als 16mm-Film entwickeln läßt. Dann muß man ihn aber selber auftrennen auf 8mm. Mit einem Film-Splitter ist das aber kein Problem. Da zieht man die 10m einfach durch und macht so 20 Meter draus. Auf die Art kommt man pro Film incl. Entwicklung auf ca. 25-30 Euro.
    Eine Spule Film - das sind gut 4 Minuten, wenn man mit 16 Bildern/Sek. filmt (manch einer filmt auch mit 18 oder 24 B/Sek). 30 Euro für 4 Minuten klingt erst mal sehr teuer. Aber wenn man pro Szene ca. 3-5 sekunden verbraucht, kriegt man aus einem Film ca. 60 Szenen raus und das ist gar nicht wenig. Bei den Kosten filmt man überlegt und dann kanns schon mal bissl dauern, bis man 4 Minuten endlich verdreht hat und ins Labor schicken kann.

    • Offizieller Beitrag

    Aktuelle Super8-Filme sind problemlos auch selber zu verarbeiten. Wie Michl schon schrieb, z.B. in einem Lomo-Tank oder auch in Jobo Expert Drums mit entsprechenden Einsätzen für Super8 oder 16mm.

    Wir haben im Rahmen unserer SilvergrainClassics Seminare (https://silvergrainclassics.com/de/workshops-tours/) im letzten Jahr auch Einführungskurse zum Thema "analoges Filmen" organisiert. Zusammen mit dem Filmhaus Frankfurt gab es einen 2-tägigen Intensiv-Workshop Super 8, wo die Teilnehmer von der Aufnahme über die Entwicklung bis hin zum fertigen Film und dem Vorführen alle Schritte erlernen konnten. Hier ein paar Impressionen von dem Workshop:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Super8 muss auch nicht nachträglich "splitten", d.h. der Länge nach teilen. Das ist nur bei 2x8 bzw. DS8 notwendig. Insgesamt macht das Filmen mit alten Kameras aber viel Spaß!

    Zum Schneiden und Weiterverbreiten der Filme kann man sie natürlich digitalisieren lassen. Super8 lässt sich problemlos mit 2K digitalisieren und die Ergebnisse sehen bei guten Scans wirklich beeindruckend aus. Moderne Filme wie der Ektachrome sind hochauflösend und zeigen selbst bei diesem kleinen Format eine erstaunliche Detailfülle. Die Scans unserer Workshops und unserer anderen analogen Filmprojekte werden übrigens bei OMNIMAGO in der Nähe von Mainz angefertigt (https://www.omnimago.tv/digitalisierung-archivservice/).

    Omnimago war auch bei unserem letzten Fireside Chat vergangene Woche als Gesprächspartner dabei. Wer es verpasst hat, kann da auch Statements von Antonio Rasura (Kodak Motion Picture), dem Kameramann (DoP) und Workshopleiter bei Kodak, Mitch Boxrucker und weiteren zum Thema "analoges Filmen" (und wie analoger Film mit analoger Fotografie zusammenhängt) verfolgen:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Grüße

    Andreas

  • Das ist eine Siemens 16mm Kamera (im Vergleich zu 8mm eigentlich schon ein Großformat ;) ). Sie dürfte mit Kassetten funktionieren. Ich hab ein ähnliches Modell mit befüllbaren Blechkassetten. Baujahr so ca. 30er, 40er Jahre. Wenn Du willst kann ich mal genau nachschaun. Für eine 16mm ist diese Siemens-Kameras sehr klein.

    Mich würde interessieren - hat Dein Exemplar einen Entfernungsmesser? Bei meiner ist ein Messucher verbaut - so wie bei der Leica, was bei Filmkameras selten ist. Ich kenne zumindest keine 8mm-Kamera die so einen Messucher hat.

    Danke für die Infos zur Kamera. Ja, das Baujahr würde mich auch interessieren.

    Da lassen sich nach Öffnen eines Seitenfachs Kassetten einlegen, ich habe aber keine dabei.

    Die Kamera hat einen Durchblicksucher und einen Spiegelsucher, ähnlich wie eine Box Tengor. Einen Messsucher hat die Kamera nicht. An Zubehör war nur der Grünfilter dabei. Das schuckelige Teil schnurrt mit allen Geschwindigkeiten sauber ab. Danke für den Tipp, das zum Schutz der Mechanik besser nicht zu machen. ;)

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Ja, das Baujahr würde mich auch interessieren.

    Da lassen sich nach Öffnen eines Seitenfachs Kassetten einlegen, ich habe aber keine dabei.

    Die Kamera hat einen Durchblicksucher und einen Spiegelsucher, ähnlich wie eine Box Tengor. Einen Messsucher hat die Kamera nicht.

    Interessant, das mit dem Sucher! Es gibt wohl unterschiedliche.
    Die Kamera dürfte eine "Siemens B" sein. Baujahr wohl ab 1933 bis mind. 1938.
    Hier noch Bilder von einer Siemens-Kassette:

  • Interessant, das mit dem Sucher! Es gibt wohl unterschiedliche.
    Die Kamera dürfte eine "Siemens B" sein. Baujahr wohl ab 1933 bis mind. 1938.
    Hier noch Bilder von einer Siemens-Kassette:

    Nochmals besten Dank!

    In deinen Unterlagen habe ich das Modell gefunden. Es ist die Siemens B, wie du schon vermutet hast.
    Anhand der Gewichtsangabe lässt sich die Kamera auf das Baujahr 1933 datieren. Aus irgendeinem Grund war das 1938er Modell schwerer.
    Eine derartige Kassette muss das wohl gewesen sein.

    Nun bin ich schlauer bzgl. dieses Modells. Werde es als Vitrinenstück in Ehren halten.

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!