Arte-Kurz-Doku: Ansel Adams

  • Wenn aber einer weiß, dass sein Film +-2.5 EV bis +-3EV Belichtungsspielraum hat, und wenn er dazu Integralmessung oder Lichtmessung benutzt, dann wendet er bereits ein Zonensystem an. Liegt der Kontrastumfang der Szenerie innerhalb der Toleranzen, kann er belichten, wie er will. Ansonsten lässt er Werte bewusst in nicht mehr durchgezeichnete Bereiche fallen. Das ist legitim, wenn es der Bildaussage dient. es gibt Leute, die machen da ganz hervorragende Bilder. Die suchen die Schatten und das Licht förmlich. Mit dem Zonensystem, sprich einer verkürzten Entwicklung bei vermehrter Belichtung, hätten sie vielleicht noch mehr Spielraum und könnten immer noch nachbelichten oder abwedeln. So wie Adams. Und das Zonensystem eröffnet einem auch Motive, auf die man ohne genauere Messung (selektiv) und angepasste Entwicklung verzichten würde, ich denke da an Priele im Gegenlicht, Glitzern im Morgentau usw. Aber es wäre zu komplex z.B. für Straßenfotografie. Wobei es selbst hier Möglichkeiten gäbe, zonensystemisch zu fotografieren, duch Voreinstellung des Kontrastes. - Wenn man sich das allerdings überhaupt nicht klarzumachen bereit ist, braucht man vielleicht auch keine Messung mehr. Auch auf diese Weise entstanden bereits schöne Bilder. - Was dafür spricht, dass die Welt nicht untergeht bzw. die Fotografie nicht an ihr Ende gelangte, wäre den Leuten Belichtungsmessung egal.

  • Wenn aber einer weiß, dass sein Film +-2.5 EV bis +-3EV Belichtungsspielraum hat, und wenn er dazu Integralmessung oder Lichtmessung benutzt, dann wendet er bereits ein Zonensystem an. Liegt der Kontrastumfang der Szenerie innerhalb der Toleranzen, kann er belichten, wie er will. Ansonsten lässt er Werte bewusst in nicht mehr durchgezeichnete Bereiche fallen. Das ist legitim, wenn es der Bildaussage dient. es gibt Leute, die machen da ganz hervorragende Bilder. Die suchen die Schatten und das Licht förmlich. Mit dem Zonensystem, sprich einer verkürzten Entwicklung bei vermehrter Belichtung, hätten sie vielleicht noch mehr Spielraum und könnten immer noch nachbelichten oder abwedeln. So wie Adams. Und das Zonensystem eröffnet einem auch Motive, auf die man ohne genauere Messung (selektiv) und angepasste Entwicklung verzichten würde, ich denke da an Priele im Gegenlicht, Glitzern im Morgentau usw. Aber es wäre zu komplex z.B. für Straßenfotografie. Wobei es selbst hier Möglichkeiten gäbe, zonensystemisch zu fotografieren, duch Voreinstellung des Kontrastes. - Wenn man sich das allerdings überhaupt nicht klarzumachen bereit ist, braucht man vielleicht auch keine Messung mehr. Auch auf diese Weise entstanden bereits schöne Bilder. - Was dafür spricht, dass die Welt nicht untergeht bzw. die Fotografie nicht an ihr Ende gelangte, wäre den Leuten Belichtungsmessung egal.

    mir musst du das nicht sagen. ich gehöre ja zu den "zonis". :mrgreen:

    aber deine worte führen schön zum ausgangspunkt unserer diskussion zurück:

    "mit 16 jahren schon ein perfektes foto gemacht: dieser ansel muss ein guter gewesen sein. aber warum hat er danach trotzdem noch das zonensystem erfunden?"

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • aber warum hat er danach trotzdem noch das zonensystem erfunden?

    Weiß ich nicht, habs mir jetzt direkt mal angeschaut.

    Du, der hat sogar die Fotografie erfunden!

    Zuvor gab es nur "Verschwommenheit und Effektspielerei" :lol::lol:

    Meine Fresse, wusste ich gar nicht...

    So, kurz danach, bei "er revolutioniert die Landschaftsfotografie und erhebt sie zur Kunstform" hab ich kotzend abgeschaltet .

    Ich vermute, daß der Bericht im Folgenden verschweigt, daß Adams ebenfalls mit verschwommenen und effektheischenden Bildern anfing, dort aber im Gegensatz zu den anderen Pictorialisten nichts gebacken bekam, und die Blende lieber zudrehte, da kann man nicht soviel falsch machen :mrgreen:

    Bevor Gurski um die Ecke kam, war Steichens Tümpel ein 3/4 Jhdt. lang das teuerste Fotokunstwerrk der Welt, übelst verschwommene Landschaft übrigens.

    ...

  • Schätze das AA bei diesem Bericht selber schlecht geworden wäre, konnte nur unter "Schmerzen" bis zum Ende durchhalten.

    Was für eine bescheuerte Verklärung, sollen damit die Preise für seine Vintage Print gehypet werden?

    Meiner Meinung nach sind die Fotos von Adams hervorragend in seiner Technik und auch inhaltlich hat er sicher Ikonen geschaffen aber es gibt auch Bilder von denen ich denke die hätte er lieber niemanden zeigen sollen.

    Alfred Stiglitz hat schon deutlich modernere und viel interessantere Fotos geschaffen die eine unglaubliche Kraft ausstrahlen.

  • becalm Du unterscheidest nicht zwischen Adams und der arte-Doku über Adams. Die arte-Doku versucht, das Leben und Werk Adams im Zusammenhang mit dem Yosemite National Park in eine Viertelstunde zu packen. Weil der Zuschauer die Bilder betrachten möchte, steht sogar noch weniger Zeit zur Verfügung. Und weil es um komplexe Zusammenhänge geht, muss man noch mehr vereinfachen. Ich denke, es werden sich allein aufgrund solcher Beiträge durchaus Leute finden lassen, die sich dann näher informieren und sich vielleicht sogar mit der Materie beschäftigen. Dass Du Dich überhaupt aufregst, wundert mich da jetzt wirklich. Wer muss denn gleich "kotzen", nur weil er eine Doku sieht, in der jemand etwas verkürzt oder anders auffasst?

    Die Landschaftsfotografie war zu Beginn des Schaffens Adams' durchaus auch vom zeitlich begrenzten Phänomen des Piktorialismus geprägt. Eine Mode. - Viel beständiger war die Arbeit anderer Fotografen, die sehr viel Wert auf Schärfe, Auflösung, Format, "straight photography" legten. Letzteres hat einen Beigeschmack. "straight" heißt auch "gerade, aufrichtig, ehrlich", sogar "heterosexuell", wenn man will, nicht nur "direkt". Dass Adams William Mortensen als den "Antichrist" bezeichnete, passt da ins Bild einer puritanischen Kunstauffassung. Aber, das gibt es heute immer noch, zur Zeit zeigt sich intellektuelles Mindfucking bei den linken Identitären hierzulande, die damit ein sehr rechtes Programm etablieren. Adams selber wurde gegen Ende seines Lebens auch nachsichtiger. Vieleicht weil er selber moralisch fehlbar war. So hatte er Mary Street Alinder zufolge Ende der Dreißiger eine Affäre mit seiner Assistentin, worauf ihm seine Frau, die die Kinder zu versorgen hatte, in den Hintern trat und ihm die Leviten las.

    Was Adams und die Gruppe 64, in der er sich engagierte, vielleicht anstrebten, war die seit Beginn er Fotografie theoretisierte Abgrenzung der Fotografie von der Malerei. Piktorialismus sah Fotografie als Mittel zum Zweck, die Malerei nachzuahmen, woher der Name. Bilder zu machen wie Gemälde. So wie eine Orgel nach Trompeten, Geigen, Kontrabässen, Klavieren klingen soll, wozu man dann Register zieht.

    Adams dagegen sah das Bedürfnis, das Werk in der Fotografie sich selbst durch sich selbst und seine Gestaltung rechtfertigen zu lassen. Natürlich sahen das schon andere vor ihm, aber Adams machte es zur Selbstverständlichkeit. Genau wie August Sander oder, früher, Nadar. Diese Auffassung setzte sich durch. - Es gab zu der Zeit aber auch Stimmen, die Landschaftsfotografie nur auf ihren Wert als Dokumentationsmittel reduzierten. Lies' doch mal ein Buch seines Namensvetters, Robert Adams, "Why People Photograph". Der stellt 19. und 20. Jahrhundert in zwei eigenen Kapiteln gegeneinander. Wird ein Bild aber zum Selbstzweck aufgenommen, um aus seiner ästhetischen Konfiguration zu überzeugen, dann ist es Kunst.

    In der Kunstform der Fotografie sah Adams das System. Kunst als Wissensform. Er formulierte das so aus, dass es im künstlerischen Prozess lebbar wurde. Weshalb heute noch Bilder im Zonensystem entstehen.

    Dass arte das zugespitzt ausformulieren kann, in einem eher kürzeren Würdigung, die sich primär an Laien wendet, in einer Zusammenfassung nach 50 - 100 Jahren, ist durchaus gerechtfertigt, weil diese Würdigung der herausragenden Bedeutung Adams' gerecht wird. Es wurde sogar ein Berg nach Adams benannt.

    Varg: das gab es ja auch schon mal: dass Leute denken, man solle die Bilder von Künstlern nicht zeigen.

  • Was Adams und die Gruppe 64, in der er sich engagierte, vielleicht anstrebten, war die seit Beginn er Fotografie theoretisierte Abgrenzung der Fotografie von der Malerei.

    Piktorialismus sah Fotografie als Mittel zum Zweck, die Malerei nachzuahmen, woher der Name. Bilder zu machen wie Gemälde.

    Ein Blick in das umtriebige Galeriewesen seiner Zeit zeigt eher auf, daß einige der bekannten group 64-Leute, die vermutlich nicht zufällig auch das marktstimulierende Zepter schwungen, eher andere, womöglich kommerzielle Interessen gehabt haben könnten.

    Da wurde auch nichts "angestrebt", sondern waren diese Zeiten regelrcht kriegerisch - es konnte "nur Einen" geben.

    Für mich ist das Abwürgen der damaligen Kunstbewegungen - nicht nur ehrenwert Mortensen als Mann Seiner Zeit z. B. wurde vom Markt verbannt, weil Adams und Co bestimmten, wer in den Galerien ausstellen und verkaufen durfte - dazu gepaart mit einem bis heute wirkenden Bildverständnis, ein ganz trauriges Kapitel der Fotohistorie.

    Die "seit Beginn der Fotografie theoretisierte (praktizierte) Abgrenzung der Fotografie von der Malerei" aber war nicht Adams Wirken, sondern bereits zuvor des gemeinen Pictorialisten Werk.

    Schließlich galt es den frühen Vorwurf der malenden Zunft, daß nämlich das schlichte Abbilden der Realität per Knopfdruch, unter jeglichem Missen handwerklicher und geistiger Eigenleistungen, keine Kunstform sein kann, zu entkräften.

    Daß so mancher Pictorialist ein verkappter Maler war, gereichte Ihm dabei nicht immer zum Nachteil - die zahlreichen, heute so bewunderns-, wenn nicht gar nachahmenswerten Verfahren jedenfalls würde es ohne des emsigen Pictorialisten Rumwirbelns in der Fotografie gar nicht geben.


    Warum ein Ami im transatlantisch denkenden Öffentlichrechten zum Helden verklärt werden muß, kann ich mir zwar denken, aber mir gefällt das Ausgraben von Adams Leichen aus dem keller, so wie es die Amis ganz selbstverständlich neben der Würdigung Seiner Leistungen tun, wesentlich besser.

    ...

  • becalm : das "umtriebige Galeriewesen" zur Zeit der f64 wäre dann wohl konkret das Galeriewesen von San Francisco, erst von 1932 bis 1933, denn dann löste sich die f64 auf, dann von 1933 bis irgendwann, in Form der Ansel Adams Gallery, die Adams gründete, damit seine und andere Bilder von Leuten, die er gut fand, ausgestellt wurden. Die Galerie gab er dann später auch noch in andere Hände. - 1936 stellte Adams mit Stieglitz aus, und erst 1939 trat er dezidierter in die Gunst Beamont Newhalls, nachdem er zuvor Nancy Newhalls Privatprojekt darstellte. Dazu ist noch zu bemerken, dass erst die Zusammenarbeit mit dem Künstler den Kurator überhaupt erst dazu brachte, Fotokunst adäquat auszustellen, in Form der Fotoabteilung des MoMA. - Ich weiß nicht so recht, "Umtriebigkeit" ist ein Wort, dem immer der Ruch klandestiner Emsigkeit zum Verderben anderer anhaftet. Adams dagegen agierte hinsichtlich seiner Theorie und seinen Arbeitsergebnissen transparent, innerhalb der f64 zeitlich-lokal begrenzt und stand dazu noch sehr arbeitsintensiv im Austausch mit anderen.

    W. Mortensen, den ich eigentlich ziemlich mag, weil er noch was anderes in seine Bilder bringt, das Adams fehlt, nämlich die psychologisierte Angst vor genau dem puritanisch-klerikal-faschistoiden Wahnsinn, der dann in den 2. Weltkrieg führte, machte eher sein Ding, mit seiner etablierten Kunstschule, die den Stil der Hollywoodfilme jener Zeit prägte. Huh, "Flash Gordon", 1936 ... - Schaut man sich gegen die Filme und Dokumentationen jener Zeit die Doku Nancy Newhalls über Adams an, so kann man einen gewissen idealistischen Realismus der Darstellung kaum leugnen, wie er aus dem europäischen Filmschaffen der Nachkriegszeit kommt.

    Ich habe nie gegen Piktorialisten gesprochen, und ich finde es durchaus durchwachsen, dass Adams immer mit hehren ästhetischen Ansprüchen hantierte, aber selber nicht immer nur Weihwasser trank oder dem Fleisch entsagte. Es hat da auch interessante Interviews, https://ia800303.us.archive.org/32/items/conva…s00adamrich.pdf Dass er Mortensen vorwirft, er habe seine Modelle eingeölt: so what? Wenn es dem Bild diente ... Er gab aber auch ausdrücklich zu, dass Mortensens Buch über Negativbelichtung und -entwicklung sehr gut sei. Dazu war er sich in den Siebzigern nicht mehr zu schade.

    Was ich mich frage: warum man den Mann und sein Werk überhaupt angreifen muss? Es gibt nun wirklich so viele unsägliche Fotoschaffende, die sich selbst und andere beständig wiederholen, man muss sich nur mal die doppelseitigen Portfolios der "Photonews" durchschauen. Aber muss man auch diese angreifen? Es gibt so viele wirklich tolle Werke toller Kunstschaffender - da ist doch eigentlich keine Zeit für Nörgeln.

    Hier wurde aber darauf hingewiesen, dass das Zonensystem die Leute in den Wahnsinn treibe. Da würde ich doch glatt anregen, das Forum hier zu Rate zu ziehen. Eine Verfahrensanweisung zum einfachen Testen ohne Densitometer, ohne allzu dogmatische "Kalibrierung", ohne abstrakte Graukeile. Wir müssten einen Thread öffnen, in dem einer eine Verfahrensskizze entwirft und die andern Post für Post das Verfahren diskutieren, korrigieren und vereinfachen. Am Ende machen wir eine statische Seite daraus, die man ausdrucken oder auf dem Handy/Tablet abrufen kann, um damit zu arbeiten.

    Man kann mit dem Zonensystem übrigens auch piktorialistische Bilder machen, kein Problem.

  • Die Geschmäcker sind verschieden und ich hoffe das ich keinen Angriff auf einen Fotografen / Künstler gestartet habe, das war bestimmt nicht meine Absicht.

    Bei Ansel Adams hat sich mit zunehmendem Alter die Sturheit und konsequente Ablehnung von allem, was seiner nach Meinung nach, nicht realistisch war relativiert.

    Das kann ich gut verstehen, bei mir ist es ähnlich, ich sehe die Dinge inzwischen lockerer auch wenn ich mich das eine oder andere Mal etwas ereifere.

    Einige seiner Bilder liebe ich und ich habe es auch genossen die Motive und auch seine Vintage Prints in Real Life zu sehen, mit seinen Portraits habe ich aber meine Schwierigkeiten.

    Vom Marketing verstand er wirklich etwas, schon genial in seinen Büchern jedem Foto einen eigenen Text mit zu geben, wenn ich beschreibe wie ich ein Foto gemacht habe und noch dazu warum und wie es sich angefühlt hat dann zieht es einen Betrachter eher in seinen Bann als wenn das Bild nur "schweigend" gedruckt ist.

    Denke das auch die Vehemenz seiner Ablehnung gegenüber allem was nicht auf den Punkt scharf ist geht ebenfalls in die Richtung, letztendlich haben er und seine Weggenossen sich selber einen guten Markt geschaffen, was ich völlig in Ordnung finde, schließlich mussten sie davon leben.

    Interessant fand ich immer wie er um die Fotos von Stieglitz herumgedruckst hat, eigentlich waren sie ihm zu weich weil Stiglitz nur Platindrucke gemacht hat die im Papierfilz entstehen und nie die Auflösung eines Gelantine Prints erreichen können.

    Da Stieglitz der größte Förderer von Adams war wurden seine Aussagen aber nie so deutlich, nur kleine Andeutungen.

    Jedenfalls gibt es sehr viele Fotografen, auch aus der Schaffenszeit von Adams, die herausragende Werke schufen es aber nie in den Fotografen Olymp geschafft haben. Mir fällt dann immer Josef Sudek ein der mit nur einem Arm Fotos mit der GF Kamera gemacht hat die eine Kraft ausstrahlen die ich unglaublich finde.

    Da aber Adams immer wieder ein Thema ist und sein wird hat er letztendlich alles richtig gemacht und daher versuchen bis heute viele in seinem Fahrwasser zu schwimmen, ähnlich ist es auch bei Edward Weston.

    Es ist schwer Landschaften zu fotografieren und sich sagen lassen zu müssen das man versucht Adams zu kopieren. Nicht jedem ist es gegeben einen eigenen Stil zu entwickeln, ist auch schwierig wenn man realistisch in der Darstellung bleiben möchte.

    Meistens gelingt das nur noch mit Provokation habe ich das Gefühl.

    Am besten man verbleibt si wie Diane Arbus die sagte " Niemand wird Deine Bilder jemals so lieben wie Du selbst"

    Da hat sie nicht unrecht mit.

  • habe mir den beitrag auch noch einmal angesehen (besser: gehört). danke für´s draufstoßen, ritchie. und ich habe festgestellt: ja, das filmchen hat noch mehr eingebaute klöpse. guten appetit:

    sekunde 43: "...(adams)...fotografie steht für helles licht und klare linien. im gegensatz zur damals modernen verschwommenheit und effektspielerei"

    knapp sieben minuten später - an der der bedeutsamen stelle, wo es zum fotohistorischen moment des austausches von gelb- gegen rotfilter kam - heißt es dann:

    8:16 "durch diese visualisierung ist ihm bewusst geworden, dass er das ergebnis beeinflussen konnte. er konnte einige technische details regulieren, und so emotionale reaktionen hervorrufen."

    ja was denn nun? erst steht seine fotografie der damaligen "effektspielerei" (diffamierender kampfbegriff) entgegen, am "half dome" bedient er sich aber genau dieser effektheischenden mittel?

    next:

    00:45: "adams...panoramen..."

    sind das welche? unter panoramen (in der fotografie zumal) verstehe ich etwas anderes. aber möglicherweise bin ich da auch nur genau so falsch informiert wie bei minute

    01:13: "um die poetische kraft der schwindelerregenden felsen einzufangen, entwickelt AA eine aufwändige fototechnik. er arbeitet ausschließlich mit der großformatkamera."

    AA hat also offenbar nicht nur das zonensystem erfunden, "codifiziert", sondern auch die großformatkamera entwickelt. verrückter hund. ich kann da schon nachvollziehen, dass solcher verbalschrott bei ritchie keinen schwindel, sondern erbrechen erregt.

    direkt im anschluss dann ab

    01:34: "...revolutioniert er die landschaftsfotografie. und erhebt sie zur kunstform."

    ja, genau. das ist uninformiertes fan-gelaber. denn:

    carelton watkins hat das, was AA nach aussage des filmbeitrags gemacht hat, bereits über 50 jahre vor ihm betrieben. fun fact: im yosemite-valley :mrgreen:

    william henry jackson hat das, was AA nach aussage des filmbeitrags gemacht hat, jahrzehnte vor ihm betrieben. fun fact: im yosemite-valley :mrgreen: . in der handwerklichen umsetzung unterscheidet er sich von AA; meine vermutung: die damaligen materialien haben besseres noch nicht hergegeben, er wäre also lediglich an den technischen bedingungen der damaligen fotografie "gescheitert". konnte also das, was AA handwerklich geschafft hat, schlichtweg gar nicht schaffen.

    timothy o´sullivan hat das, was AA nach aussage des filmbeitrags gemacht hat, bereits über 50 jahre vor ihm betrieben. fun fact: im chelly-canyon in arizona :mrgreen: . AA hat bei seinem shot 1942 fast vom selben standpunkt aus fotografiert. aber er war so ehrlich, auch zuzugeben, dass er sich für seine bilder von anderen vor ihm inspirieren lassen hat: "I had stood unaware in almost the same spot of the canyon floor, about the same month and day, and at nearly the same time of day..." und er hat was gemacht? versucht, einen effekt zu erzielen: "...used a filter to darken the sky and cliffs."

    Was ich mich frage: warum man den Mann und sein Werk überhaupt angreifen muss? Es gibt nun wirklich so viele unsägliche Fotoschaffende, die sich selbst und andere beständig wiederholen, man muss sich nur mal die doppelseitigen Portfolios der "Photonews" durchschauen. Aber muss man auch diese angreifen? Es gibt so viele wirklich tolle Werke toller Kunstschaffender - da ist doch eigentlich keine Zeit für Nörgeln.

    mir gehts mit diesem thread nicht darum, AA anzugreifen. im gegenteil: AA war ein sehr guter fotograf. ich lasse mich auch mehr über den film als über AA selbst aus. was meiner meinung nach aber leider zu häufig passiert (nicht hier im forum wohlgemerkt): man sollte AA nicht größer machen, als er war. er hat einige monumente der fotografie geschaffen. er hat aber auch eine erkleckliche menge an bilder produziert, die seinem gesamtwerk ästhetisch-fototechnisch nicht gerecht werden. seine gebirgs-bilder von ende der 20er jahre fallen sogar noch hinter seinen helmet-rock von 1918 zurück. schritt vor, schritt zurück. wie wahrscheinlich bei allen künstlern mal.

    dieser filmbeitrag eines offensichtlich von der materie rein gar nichts verstanden habenden möchtegern-feuilletonisten begeht den selben fehler, wie viele andere: er verzerrt AAs rolle für die fotografie eklatant. nach vergleich der von AA gewählten sujets mit denen von watkins, jackson oder o´sullivan bleibt für mich die erkenntnis:

    AA wär ästhetisch kein erneuerer der fotografie. aber er hatte ein gespür dafür, die vorarbeit anderer zu einer gewissen vollendung zu führen. er war ein optimierer der fotografie. er hat es geschafft, mit den mitteln der fotografie im genre "landschaftsbild" dieses medium an seine grenzen zu führen. rückblickend kann man also konstatieren:

    gut, dass es damals noch kein ritalin gab. :mrgreen:

    PS: meine favoriten bei ihm sind die "aspens" (die von 58, nicht die 37er; shinzo maeda hat diese naturlyrik in den 80ern wunderbar in farbe transponiert) und vor allem die "dead trees near carson city" von 1960. da verbindet sich wirklich sein immenses handwerkliches können mit einer vorher vermissten erzählerischen kraft. schade, dass das so spät kam und als werk nur rudimentär geblieben ist. seine großen "panoramigen" gebirgs- und felsformationen holen mich überhaupt nicht ab. im buch "singular images" von 1974 sind auch einige kleine, in der breiten öffentlichkeit leider meistens missachtete perlen zu finden ("foam" 1962, "street arrow" von 1960). und "fern spring" von 1961 wirkt auf mich fast wie eine hommage an die pictorialisten. so hätte vielleicht misonne gearbeitet, wenn er noch gelebt hätte.

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • Was ich mich frage: warum man den Mann und sein Werk überhaupt angreifen muss? E

    Muß ich nicht, will ich auch nicht.

    Wäre ich Politiker, tät ich wohl sagen "ich wollte anders verstanden werden wollen" :)

    Mich stört der verklärte Blick, vielleicht sogar, weil auch mein Blick mal verklärt war.

    Dass er Mortensen vorwirft, er habe seine Modelle eingeölt: so what? Wenn es dem Bild diente ... Er gab aber auch ausdrücklich zu, dass Mortensens Buch über Negativbelichtung und -entwicklung sehr gut sei. Dazu war er sich in den Siebzigern nicht mehr zu schade.

    Das wäre für mich, trotz vorangegangen demonstriertem Durchblick, wieder ein verklärter Blick.

    Den Mortensen erst mit Bann und Bannsprüchen ( "der steht mit dem Teufel im Bunde" - im von Dir beschriebenen Zusammenhang mit der bigotten Haltung der Amis noch wesentlich krasser in der Wertung) zu belegen, den Toten dann Jahrzehnte später huldvoll einzubalsamieren, nee.

    Also ich bin und bleibe da nachtragend .

    Ich weiß nicht so recht, "Umtriebigkeit" ist ein Wort, dem immer der Ruch klandestiner Emsigkeit zum Verderben anderer anhaftet.

    "Klandestin" kenne ich nicht, den Rest lasse ich gerne als von mir so gewollt stehen.

    Die zeitlichen Daten hab ich nicht im Hinterkopf, da vertrau ich Dir mal.

    Norma beschreibt da ein paar interessante Zusammenhänge, denn Meister Stieglitz war ein vorzüglicher Piktorialist, und wusste die "aetherische Wirkung von Dunst zur Schildering des Lichtes selbst" (ein Zitat aus meiner Erinnerung, der Wortlaut könnte geringfügig anders sein) im Bild zu schätzen.

    Mist, lauter Piktorialisten, die auf einmal die gnadenlose Schärfe anpreisen...

    Also genaueres Hinschauen lohnt jedenfalls, um ein weniger verblendetes, als das von Arte kredenzte Bild zu erhalten.

    Nun ja, zu dem Zonensystem:

    Erlernt durch ein Adamsches Bei-Werk zu meiner Erst-GF-Kamera, hab ich Einiges an Verständnis zum Grundsätzliches zu verdanken, und belichten tu ich 30 Jahre später immer noch mit Spot oder Meßsonde.

    Eintesten tu ich bedingt, jedoch nicht sklavisch - manchmal gereicht mir das zum Nachteil, wie ich finde.

    Das Rumzischeln im Bild brachte mir u.A. der Mortensen bei, dessen Bilder ich regelrecht vergöttere, jawoll.

    Ob mir die virtuose Grätsche zwischen Pfusch und Akribie noch gelingen wird, kann ich nicht sagen; meiner Meinung nach schadet es jedenfalls nie, sich auch mit der einen oder anderen weiteren Technik oder Philosophie auseinanderzusetzen - womöglich tritt man sich da irgendwas ein, das man für sich nutzen kann.

    ...

  • Selber stehe ich zum Pictuaralismus, z.B. Gertrude Käsebier "Heritage of Motherhood"

    https://www.artic.edu/artworks/43813/heritage-of-motherhood

    Es ist ein sehr starkes Bild auch wenn es nicht scharf ist, so what?

    Platin Print!

    Ausserdem mag ich die Bilder die ich mit dem Suter "Stella" machen kann:

    Varg
    28. August 2020 um 21:25

    Ebenfalls nicht richtig scharf aber allemal interessant.

    Allerdings ist auch ein rattenscharfes Zeiss Doppel Protar eines meiner Lieblingsobjektive:

    Varg
    5. September 2020 um 07:10

    Was lerne ich daraus, wenn ich mich nicht einer Richtung verschreibe darf ich jede einschlagen :P

  • Interessant fand ich immer wie er um die Fotos von Stieglitz herumgedruckst hat,

    Wie alt bist Du eigentlich? Warst Du dabei? Was heißt "herumdrucksen"? Was sollte Adams um Stieglitz herumdrucksen? Stieglitz war auch nicht das Maß aller Dinge, und das Gesamtwerk Adams' steht keineswegs hinter Stieglitz zurück.

    Jedenfalls gibt es sehr viele Fotografen, auch aus der Schaffenszeit von Adams, die herausragende Werke schufen es aber nie in den Fotografen Olymp geschafft haben.

    Was verstehst Du unter "Fotografenolymp"? Das war damals das MoMA, aber auch solche Institutionen wie "Aperture" oder "Camera". In der "Camera" war Adams nur einer unter vielen. Der Hype ist heute, jetzt. Adams konnte erst ganz am Schluss seines Lebens von der Kunstfotografie leben, als er selbst fast weniger Bilder aufnahm als printete und printen ließ.

    mir gehts mit diesem thread nicht darum, AA anzugreifen

    Klar. Wozu auch. Ich wundere mich nur über die Beisswut mancher anderer. Ich möchte verstehen, warum Leute jemand Wildfremdes so persönlich nehmen.

    Meister Stieglitz war ein vorzüglicher Piktorialist ...

    ... der dann aber mit dem Piktorialismus definitiv aufhörte. warum eigentlich, wofür?

    Gibt's eigentlich Straighte, die zu Piktorialisten wurden, oder wurden solche dekadenten Dissidenten von der Diskursmacht der herrschenden Kunstklasse marginalisiert?

  • Gibt's eigentlich Straighte, die zu Piktorialisten wurden, oder wurden solche dekadenten Dissidenten von der Diskursmacht der herrschenden Kunstklasse marginalisiert?

    aus meinem post von vorhin (über ein bild aus AAs spätwerk):

    "...und "fern spring" von 1961 wirkt auf mich fast wie eine hommage an die pictorialisten. so hätte vielleicht misonne gearbeitet, wenn er noch gelebt hätte."

    dislikes? wenn es dir in deiner kleinen welt weiterhilft...
    likes? lieber nicht. unnötig.

  • In den Duenen Sorry, hab ich übersehen.

    Was ich mich auch immer frage: Malerei der Zeit ist ja nicht komplett piktorialistisch. Präraffaeliten, Naturalisten, Realisten, Segantini, selbst Van Gogh oder Manet haben mehr Details in den Bildern als Getrude Käsebier. In der genannten "Mutterschaft" sieht man - keine Mutterschaft. Die schreckliche Bedeutung des Bilds ist reine Konvention, verzeichnet im Katalog.

    Malerische Blickleitungen werden manchmal markant konturiert, sogar mit Spachtelstrichen. Detailliertheit, Scharfzeichnung, Tonwertumfang: das gab es seit je. Man erinnere sich der Kodachrome-Kupferkessel Chardins, der APO-Veduten Canalettos, man denke an Lorrains N-5-Sonnenauf- oder -untergänge, Van Eycks 6000dpi-Pelzkragen - es wurde mit piktorialistischen Mitteln nicht die Malerei als solche nachgeahmt, sondern eine bestimmte Malerei, welche eigentlich?

    Mortensens Bildern sieht man die Fotografie an. - An der Beleuchtung. Was Adams "eingeölte nackte Mädchen" nannte, ist, dass glänzende Haut Beleuchtungslicht reflektiert. Das passiert Malern eher selten, deutet auf eine akademische Ölstudie hin, war für die Malerei früher nicht ausstellungstauglich, selbst für Caravaggio nicht. - Andererseits an Menschen, die der Eisenwarenhandlung nebenan entstammen könnten, wo sie täglich in die Kasse greifen. Mortensen nimmt den modernen Menschen und erhebt ihn mit Abbildungswürde und Typographie zum Gegenstand symbolischer Kunst, mit Allgemeinbegriffen wie "Tragödie", "Gier", "Sklavenmädchen".

    Klar liegt der Fehler Adams' darin, Mortensen zu verkennen und ihn in die Piktorialistenecke zu schieben, was Mortensen (ver)alt(et) aussehen lassen soll, gestrig, vorkriegsmäßig. Aber Adams hatte bei der Weltausstellung in San Francisco ja zeitgenössische Malerei gesehen, da konnte er weder ernsthaft behaupten, die Piktorialisten arbeiteten mit Zielen der Malerei, noch Mortensen sei Piktorialist, außer dass Mortensen selber sich so nannte. Insofern ist seine Verdammung Mortensens schon von begrifflicher Humbug. Vielleicht dachte Adams ja auch nicht halb so rational, wie es heute, nach vielen Veröffentlichungen zum vermeintlich wissenschaftlichen Zonensystem den Anschein hat. Vielleicht nutzte er das Zonensystem und die schriftliche Reflektion darüber, in Workshops und Büchern, wie wir alle auch, ja vor allem zur gedanklichen Klärung.

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