Mein ganzes (Photographen) Leben dachte
ich mir immer, bloß keine Elektronik ! Alles muß mechanisch arbeiten
und bleiben.
Immer, wenn nix mehr geht, dann zumindest „meine“
Mechanik! Folgerichtig ist meine Uhr auch eine mechanische.
Natürlich laufen die
guten Musikstücke nach wie vor auf einem Plattenspieler ab.
Würde ich mal mit einem
Flugzeug abstürzen, so mitten in dem Sümpfen im Amazonas z.B. oder
in der Wüste – vermutlich
wäre ich dann der einzige Überlebende!
Aus den Trümmern heraus geklettert, könnte ich dann mit meiner
Nikon F2AS (oder RB67)
das Drama für die Nachwelt photographisch
dokumentieren. So schreibt man Geschichte. Photogeschichte.
Das
höchste meiner photographisch-technischen Gefühle war damals eine
Nikon F3HP.
Natürlich dann immer mit mindestens 283 Ersatzbatterien
unterwegs.
Ist natürlich alles Schwachsinn, weiß ich mittlerweile auch.
Jetzt schmunzle ich auch drüber, nur vor vielen Jahren dachte ich so. Das gebe ich hier gerne zu.
Dann,
als mit Großformat begann zu photographieren, hatten sich für mich all diese
Fragen eh erledigt.
Dachte ich . . . Irgendwann gingen mir jedoch die
ganzen Fragen und Angaben, wie weit sich welche Standarte
schwenken oder
drehen ließ einfach ganz gewaltig auch den S . . . Wann brauchte ich so was? Eigentlich nie!
Muß ich eine
Vorderstandarte tatsächlich 57,3° schwenken können, damit ich
einen Kanaldeckel großen Bildkreis des Objektives
bei Blende 22 2/3
voll ausnutzen könnte? Nö, hatte ich noch nie gebraucht. Die
Planfilme sind so teuer geworden.
Dann noch die elende Schlepperei. Ach alles Mist, na ja – manchmal.
Kannst ja auch nicht immer mit ner´Großformat in der Freizeit rum rennen.
Dann meckert die Familie auch noch. Und das womöglich im Urlaub. Eine andere
Kamera mußte also irgendwann her.
Ja, und dann fand ich dieses Tauschangebot. Großformat Objektive gegen eine Fuji GX680!
Bums! Das saß – Was für eine Ansage!
Eine Fuji GX680?
Bist Du
besoffen . . . hörte ich viele Fragen. Elektronik-Scheiß! So
alt? Schon alleine die Akkus . . . kaum zu bekommen und wenn,
dann
sau teuer. Wie willst Du die Knipse wo reparieren wenn die ne´Macke
hat? Alles Mumpitz!
Für mich kam die Entscheidung einem
Quantensprung gleich. Siehe oben . . .
Warum eigentlich nicht?
Dachte ich mir. Die Fuji Objektive genießen einen guten Ruf, die
Kamera hat etwas „ganz spezielles“ und neugierig
war ich noch
dazu. Die Erfahrungsberichte die ich im Internet laß, machten mir
Mut. Mittelformat - Fachkamera - das wär es doch!
Die Kamera bietet einen gerade idealen Kompromiss zwischen den
„dicken 4x5 Dingern“ (oder größer) und eben einer Mittelformat,
wie z.B. einer RB67.
Und n´bischen Scheimpfügen geht dann auch noch. Was will ich mehr?
Nur so am Rande: Das Shiftobjektiv
für eine RB, wenn man sich dessen überhaupt noch habhaft werden
kann, kostet dann so viel wie eine
gebrauchte GX680. Und selbst dann
kann man sich nicht sicher sein, ob dieses Shiftobjektiv nicht ein
trübes Linsenelement hat, wie mir
2x passiert war. Ach, und mal
ehrlich, wenn man mit einem Motörchen mal den Film transportieren kann,
ist das doch auch ganz nett. 6x8 kann
ich zudem mit meinem
hochgeschätzen Leitz Focomat 6x9 vergrößern, ein Automatik Aufsatz
(für die Kamera) gabs auch noch dazu . . . das ist ein Wort!
Und nebenbei, 18/1 Bilder (ist 2,52 x 3,56 m groß) belichte ich auch nicht ganz so oft. Für 40x50 reicht das Negativformat vermutlich alle mal aus.
Ein
paar Tage später war das Monster bei mir angekommen. Ich mag doch so
dicke Photoklötze. Die Kamera ist sehr solide und stabil gebaut.
Sagenhaft guter Allgemeinzustand, die Objektive sind opti, die
Stangenfocussierung geht wie der Löffel im Honig, spielfrei und
präzise.
Die Objektivstandarte läßt sich auch nach Belieben scheimpfügen und
shiften. Nicht so wie bei einer 4x5, is eh klar, aber es geht.
So steht jetzt also eine kleine Fachkamera auf meinem Stativ. Wenig Mechanik, alles elektronisch gesteuert - mal sehen wie das sein wird.
Keine
Beulen, keine Kratzer. Schon alleine ein Blick durch den brillanten, hellen
und klaren Lichtschachtsucher macht wirklich große Freude.
So kann
man schön Bilder komponieren. Das Magazin ist drehbar, wie ich es auch
schon von der RB67 her kannte.
Ein paar Einstellscheiben, Weitwinkel, Normalbalgen und drei Objektive waren auch noch dabei. Donnerwetter - ich freue mich!
Dadurch, das alles ein wenig größer
ist, lassen sich alle Funktionen wirklich sehr bequem greifen und
einfach bedienen.
Gewichtsmäßig bewegt sich die Bildmaschine allerdings im
4x5 Laufboden Bereich. Stört mich allerdings nicht die Bohne.
Die
Ersatzakkus sind bestellt, ich bin gespannt. Angeblich soll ein Akku für mehr als 500 Aufnahmen reichen . . . das reicht ja mal
zum Probeballern. Oder ein Wochenendausflug.
Sobald die Akkus angekommen sind, wird auch zeitnah der erste Film belichtet. Oder zwei? Ich werde Euch zu berichten wissen.
Wenn es jemanden interessieren sollte . . .