Servus aus Wien

  • Hallo vom Tiroler aus Wien,

    ich fotografiere schon sein längerer Zeit leidenschaftlich Analog. 35mm für everyday Spaziergänge und Mittelformat wenn ich mir etwas in den Kopf setze.

    Jetzt möchte ich den Sprung in die Großformat-Welt wagen und bin bei dem Punkt angelangt, vor dem jeder einmal gestanden hat. Welche Kamera solls denn sein?

    Auf jeden Fall Wandertauglich, sprich Landschaft aber auch gerne für aussagekräftige Portraits. Kostenpunkt ca. 1500 Euro. Gerne auch gebraucht.

    Freu mich schon auf euren Input.

    Alles Liebe

    Jakob

  • Hallo Jakob,

    genau diese Frage stellt sich immer wieder, auch wenn man schon ein paar Jahre dabei ist.

    Am besten du schaust dir die Kisten mal in live an und liest nicht zu viel im Web.

    Je nach Erfahrung und Motivklingel ändert sich deine Einstellung auch mal wieder und es geht erneut los.

    Eine Linhof Technika ist was feines, google mal nach Todd Carrol, er hat ein feines Video dazu online, es sei denn du hast Objektive mit 90mm oder noch mehr Weitwinkel.

    Eine Shen Hao könnte dann gut helfen und geht auch gut mit längeren Brennweiten.

    Was feines ist eine Chamonix, die würde ich bevorzugen, ist gebraucht aber selten zu sehen.

    Ja und dazwischen gibt es so vieles und manches ist dann letztendlich auch egal, man kann sich mit allem irgendwie arrangieren.

    Für mich war das wichtigste den Postprozess hinzubekommen, sei es also der Vergrößerer und das Labor, oder ein guter Scanner und Drucker.

    Die Kamera selbst spielte dann eine eher geringere Rolle.

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Im Grunde geht es ja um die Komposition und oder das fotografierte Objekt, aber wenn das Werkzeug zum einfangen der Szenerie limitiert oder nicht angenehm zu verwenden ist, dann behindert dies natürlich den Prozess.

    Shen Hao und Chamonix sind schon in der engeren Auswahl. Auch eine Toyo Field wäre greifbar. Wichtig ist nur das ich die Front Standard Bewegungen ohne Einschränkung nutzen kann. Wie viel grad an Bewegung ist denn sinnvoll (ich fotografiere keine Architektur).

    Leider wüsste ich nicht welcher Fotoladen in Wien oder Österreich verschieden GF Kameras zum anschauen lagernd hat.

    Für den Postprozess steht mir alles zur Verfügung, da hab ich schon mal investiert.

  • irgendwie haben alle Kameras was limitierendes :)

    aber eine Chamonix oder Shen Hao bieten recht viel an Verstell Möglichkeiten, sofern man die dann auch immer braucht.

    Die Chamonix und Shen Hao sind super leicht und "geschmeidig", da wäre es egal welche.

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Wir bräuchten eine Ressourcen-Rubrik hier im Forum, auf der verschiedene System mit Bildern illustriert und in gleichbleibenden Aspekten miteinander verglichen werden. Jeder könnte dann in einem eigenen Thread sein System vorstellen und mit den anderen durchdiskutieren. Man könnte das mit einer moderierten Linksammlung anreichern.

    martinf5 hat ja bereits darauf hingewiesen, dass es um einen ganzen Prozess geht, nicht nur um die Kamera. Das ist meiner Meinung nach wirklich sehr wichtig, egal, ob man digital oder analog arbeitet.


    Zum Vergrößern eines 4x5-Negativs braucht man einen Vergrößerer, und der kostet Geld (hier ist aktuell übrigens ein günstiger Laborator L138 zu haben: https://www.tutti.ch/de/vi/bern/fot…-color/41611925 für rund 340 Euro ...)

    Man braucht ja bekanntlich auch ein gutes Objektiv. Oder deren mehrere. Eine Kamera mit viel Verstellung fordert natürlich Objektive mit ausreichendem Bildkreis. Das Objektiv macht das Bild, habe ich mal gelesen. Objektive brauchen auch Filter. Willst Du die bisherigen Filter weiterverwenden? Mit großen Filtern oder Filtersystemen stößt man bei manchen Kameras an Verstellgrenzen. Schon die Gegenlichtblende muss bei Verstellungen ebenfalls angepasst werden, sonst vignettiert sie. Schnell ist man da auch wieder 200 Euro los.

    Zudem willst Du wandern, wie Du schreibst. Da kann man manchmal auch am falschen Ende sparen. Eine leichte Kamera braucht manchmal ein schweres Dunkeltuch, eine eigene Verpackung und ein Behältnis für das Objektiv, das nicht in die zusammengelegte Kamera passt. Eine etwas schwerere Kamera mit Gehäuse schützt das aufmontierte Objektiv, hat einen Lichtschacht und ist schneller und stabiler bei der Sache, wenn die Mitwanderer drängeln.

    Es gibt Metallkameras mit Gehäuse und Lichtschacht, die wiegen weniger als eine vergleichbare Holzkamera, haben aber dafür weniger Verstellung, was vielleicht zu den kleineren Objektiven passt, die man einsetzt, weil man weniger herumtragen möchte. Die Horseman 45HD wäre sowas, etwa 2kg, Metall, Lichtschacht, sehr kompakt. Oder die Toyo 45CF. Oder eine Graflex Crown Graphic, mit eingeschränkten Verstellungen, aber Messsucher, absolut portraittauglich.

    Das Stativ wäre noch wichtig. Wenn Du wandern willst, sollte es leicht sein. Also Carbon, als zeitgemäßes Material. Dazu noch einen Kopf, der aber Großformat hält. Markins Q10 ist da ganz nett. Klein, leicht, stabil. Natürlich gibt es auch Großformatköpfe, aber die allein wiegen schon 1kg. Aber das weißt Du vermutlich ja auch bereits, wegen Mittelformat.

    Es gibt auf Englisch eine sehr gute Übersicht der LFPF, was die verschiedenen Systeme in verschiedenen Situationen leisten. https://www.largeformatphotography.info/listcameras.html für einzelne Modelle, https://www.largeformatphotography.info/comparison.html für Systemvergleiche.

    Noch einen Nachtrag: Verstellungen allein machen es nicht. Wenn ein Balgen kompaktiert wird oder bei langen Auszügen an der Standarte zerrt, kommt es definitiv darauf an, wie gut die Standarte verriegelt bzw. festgestellt ist. Ob die Feststellung auch hält, was die Kamera verspricht. Ob die Feststellung für den Rise unabhängig ist vom Tilt. Ob die Feststellknöpfe ohne Schürfwunden bedienbar sind. Ob die Feststellknöpfe, die man da festknallt, aus porösem, spröden Plastik sind oder aus Metall. Bei der Sinar F sind sie aus Plastik und brechen schnell ab, weil sie im Alter nichts mehr festhalten ... Bei der Technika fixieren die Feststellknöpfe lediglich die Haltemechanik, die ihrerseits Swing und Shift stabilisiert. Die Knöpfe sind viel zierlicher, der ausgeübte Effekt sorgt aber für bombensicheren Halt. - Solche Sachen muss man aber wirklich an der realen Kamera ausprobieren.

    2 Mal editiert, zuletzt von aksak_maboul (31. Mai 2021 um 11:24)

  • Vielen Dank für die ausführlich Antwort :thumbup::thumbup:

    Ich war heute mal in ein zwei Läden hier in Wien und hab mich etwas erkundigt. Ich denke ich werde nicht gleich zu einer Chamonix oder ähnliches greifen sondern wie du meintest auf etwas "kompakteres" zugehen. Ist zu Beginn etwas günstiger und ich kann das Geld besser in Optiken anlegen.

    Vergrößerer habe ich in Tirol stehen, wo ich im Herbst auch wieder hinziehen werde.

    Hat jemand Erfahrungswerte mit gewissen Metallkameras? Gewisse Modelle die besonders empfehlenswert sind, aber gerne auch die Modelle von denen man lieber die Finger lassen sollte?

    Freue mich schon auf Antworten.

  • na ja, ob ich mit solch einer Blechkiste Freude hätte....

    Eine Wista SP wäre eine Blech-Alternative, wenn es keine Linhof sein kann.

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Servus,

    in Wien einfach in die Westbahnstraße eintauchen - Jo Geier z.B. sollte die Chamonix und teilweise auch andere Kameras zum anfassen haben

    LG aus OÖ

    Ronald

  • Danke an all eure Tipps!

    So wie aussieht hat mein vater gut zugehört und ich denke er wird mich zum geburtstag mit einer Wista 45 SP mit drei Objektiven überraschen <3

    Er versucht sich nichts anmerken zu lassen aber das ist nicht seine stärke :D er meint es sei schrödingers geschenk. Vl is sie drinnen oder auch nicht.

    Jetzt gehts um das drumherum.

    Lichtfeldmesser (hab ich)

    Lupe (brauch ich)

    Stativ (brauch ich)

    Filmhalter (kann ich beim leicastore gebraucht besorgen)

    ... Sonst noch was?

  • Na, das nenn ich ein gelungenes Geburtstagsgeschenk. Glückwunsch!

    Die Wista SP hatte ich auch mal, ist eine wirklich gute Kamera.

    Hier mal ein Bericht zum Einlesen, fall du Lust hast: https://www.bonnescape.info/praxisbericht-…ssformatkamera/

    Zu deiner Liste würde ich noch hinzufügen:

    Wechselsack

    Drahtauslöser

    Fotorucksack o.Ä.

    Filter

    Gegenlichtblende oder besser Kompendium

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Filtersystem hab ich, muss nur schaun obs auch passt. Rucksack und weiteres besitze ich ebenso.

    Gegenlichtblende oder Kompendium ist mir neu.. Muss ich mich mal reinlesen, man lernt ja nie aus und ich freu mich schon auf den neuen arbeitsprozess.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!