Ich möchte mich kurz vorstellen:
Einige Jahrzehnte fotografierte ich im Großformat. Das nahm mit dem Verbrauch meiner letzten tiefgefrorenen Filme vor einigen Wochen sein Ende. Vielleicht interessiert meine Geschichte den einen oder anderen.
Meine Fotografie ist farbig. Letzte Woche machte ich mich auf die Suche nach lieferbaren Filmen.
Leider fand ich keine welche ich kaufen möchte. Entweder muß ich bei Fuji zu Velvia oder dem Profia 100F greifen, die ich aufgrund ihrer erhöhten Farbsättigung noch nie ausstehen konnte, oder bei Kodak zu den Portras oder Ektar 100, ebenfalls Materialien die mir nicht zusagen. Von Kodak soll ein Diafilm kommen. Aber auch diesen finde ich suboptimal. Andere Farbfilme im Format 4x5 fand ich nicht. Ich wollte Filme wie Astia oder Reala.
Weiter sprachen die aktuellen Filmpreise gegen die weitere Verwendung der Großformatkamera. Für das investierte Geld ist mir die zu erreichende technische Qualität einfach zu schlecht. Auch wenn mir nur selten technische Fehler unterlaufen, ein fertiges Foto als Datei kommt problemlos auf Euro 100 [ganz nebenbei: Wer sich ins Labor stellt und Farbe naß vergrößert ist in meinen Augen selbst schuld].
Gewöhnlich belichte ich jede Einstellung mindestens zwei Mal. Ein Blatt Film ist ruck-zuck beschädigt. Das kann beim Einlegen in die Kassetten, bei der Entwicklung oder beim Scannen geschehen. Scans akzeptiere ich nur vom Trommelscanner. Wenn schon Planfilm, dann sollte auch die gesamte Kette stimmen. Ich wundere mich immer wieder wie viele Hobbyfotografen auf Billigfilm à la Foma fotografieren um dann ihre Negative auf Einfachscannern oder mit der Digiknipse (max. im Kleinbild) zu digitalisieren bzw. im Labor vor sich hin dilettieren. Ständig wird von Schärfe und Vergrößerungsfähigkeit der großen Negative/Dias geschwärmt. Ohne Unterlaß suchen sie nach den besten Objektiven etc.
Als Alternative überlegte ich kurz auf Rollfilm zurückzugreifen. Das machte die Sache nicht besser. Zum einen habe ich weder eine geeignete Kamera noch das benötigte Objektiv. Zuletzt machte ich topografische Dokumentationen. Ziel waren Bilder welche in aller Regel im Format 60x80 cm ausgestellt werden. Einzelne Bilder wurden in der Vergangenheit 90x120cm (teilweise auch größer) gezeigt. Deshalb die Großformatkamera. Das schaffen Rollfilmformate nur schwer.
Die analoge Großformatkamera war mir sehr recht denn ich verbinde meine freie Fotografie gerne mit körperlicher Aktivität. So versuch(t)e ich alle Motive innerhalb von 50 km mit dem Fahrrad zu erreichen. Die robuste Laufbodenkamera mit zwei Objektiven, dem Drahtauslöser, einer Einstelllupe, dem Kompendium sowie Belichtungsmesser kommt in einen leichten Rucksack. Das Einstelltuch und 10 Planfilmkassetten (7 + 3 [vorbelichtet]) verstau(t)e ich in der Satteltasche. In die andere pack(t)e ich ein Stativ.
Alles zusammen ist meine analoge Großformatausrüstung keine 2.000 Euro wert. Ein Verlust somit verschmerzbar.
Aktuell fotografiere ich digital. Die technische Qualität ist um Welten besser. 90x120 cm sind keine Herausforderung. Ich muß mich weder über Labore noch über Scandienstleister ärgern. Ständige Preiserhöhungen und Ausdünnung der Sortimente der Filmhersteller interessieren nicht. Kontrastumfang wird zum Fremdwort und Farbtemperatur, was ist das? Filmplanlage, Lichteinfall in Kassetten, Schwarzschild kann man vergessen. Dagegen sprechen der extrem hohe Anschaffungspreis und die sperrige Kamera mit dem kleinen Mattscheibenbild auf welchem sich schwer einstellen läßt.
Die Ausrüstung transportiere ich jetzt nur noch im Auto. Fahrrad und Rucksack sind mir zu gefährlich.
Vielleicht helfen meine Worte dem einen oder anderen wenn er darüber nachdenkt sich mit einer Großformatkamera zu belasten.