Ich frage mich immer wieder, wo dieser wirklich vollkommen absurde Gedanke herkommt, daß man von einem Kritiker erwartet, daß er bessere Bilder als die von ihm Kritisierten abzuliefern hat.
Habe ich das so gesagt? - Den Schuh ziehe ich mir nicht an, auch wenn man jedem, der sich nicht mehr reizen lassen und dafür mal sehen will, was der andere für ein Blatt hat, mit diesem Totschlagargument kommen kann.
Vielleicht hast Du im Fall ja einfach nur nicht verstanden, was ich gesagt habe. Ich sag's nochmal: ich freue mich darauf, dass becalm bald eine Dunkelkammer haben wird und uns dann eine konstante, umfangreiche und nachhaltige Auswahl seiner allerbesten Bilder zeigt. Ich habe auch gesagt, dass wir lernen werden. Seine theoretische Expertise habe ich ja ausdrücklich anerkannt. Natürlich weckt das Erwartungen, was ich ebenfalls geschrieben habe. Es liegt an becalm, die Erwartungen zu erfüllen ...
Nachtrag: ich war mir nicht ganz sicher, womit ich Deine Frage nach dem "woher" präziser beantworten könnte. Ich habe aber nachgeschlagen, und bin Dir deswegen für Deine Nachfrage eigentlich ziemlich dankbar.
Ausgangspunkt für eigene Nachforschungen könnten die deutschen Klassier sein: Schiller, Friedrich: Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reyhe von Briefen. [1. Teil; 1. bis 9. Brief.] In: Friedrich Schiller (Hrsg.): Die Horen, Band 1, 1. Stück. Tübingen, 1795, S. 7–48. hier ein Digitalisat der ersten 9 Briefe: https://www.deutschestextarchiv.de/book/show/schi…rziehung01_1795 Da geht es aber weniger darum, dass die Arbeiten @Shen Haos besser sein solten als meine. Es geht darum, dass der Mensch sich erst mal ästhetisch bildet, bevor er moralische Urteile fällt. Anders ausgedrückt: wenn einer der ästhetischen Erscheinungsweise einer Sache nicht gerecht wird, dafür überhaupt keine Begriffe hat, dann soll er sich auch nicht anmaßend, schnoddrig rumzuätzen. ein Leben mit Kunst, und also auch mit deren Produktion, hilft, den Menschen in den logisch-moralischen Stand zu versetzen, vgl. Brief 23. Ansonsten fällt er in den Zustand bloßen physischen Daseins zurück.