Moinsen,
angeregt durch Varg habe ich mich mir einen Meniskus und einen Achromaten gekauft, um auszuprobieren, was damit geht.
Ich habe hier im Forum schon immer mal wieder gelesen, dass man damit fotografieren kann. Aber einen Vergleich hatte ich nicht gesehen (oder übersehen?). Also habe ich mich mal da rangemacht und möchte die Ergebnisse mit euch teilen. Vielleicht mag der Eine oder Andere ja davon in seiner praktischen Arbeit profitieren?!
- Beide Linsen haben Brennweiten von 400 mm angegeben, sind von Carl Zeiss produziert und mit einer Antireflexbeschichtung versehen.
- Der Durchmesser beträgt beim Meniskus 76 mm, beim Achromaten 77 mm, bei meinen Versuchen auf 8x10 sollte das etwa Blende 4 ergeben. Der volle Durchmesser wurde auch verwendet.
- Belichtungszeiten auf Wetplate bei ISO 0,5 waren in einem schattigen Garten bei blauem Morgenhimmel jeweils 6 Sekunden.
- Scharfgestellt habe ich jeweils bei allen Aufnahmen mit einer 6-fach Lupe auf das Gesicht des Modells.
- Verglichen habe ich diese Aufnahmen mit einem Klimsch Apo Ronar 480 mm, ich hatte keine passendere Brennweite. Hier lag die Belichtungszeit bei voller Öffnung (f9) bei 30 sec. Dadurch ist der Kopf des Modells etwas verwackelt. Die Seriennummer ist 9175000 (finde gerade keine Angabe, von wann das sein könnte). Wenn ich mich recht erinnere, hat es noch eine einfachere Vergütung, als die letzten Modelle. Das ist deshalb wichtig, weil der Wetplate-Prozess durchaus empfindlich auf sehr hochwertige Vergütungen reagiert.
- Gut erkennbar ist aber, dass das "richtige" Objektiv über die gesamte Bildfläche scharf abbildet, während bei Achromat und Meniskus nur die Mitte einigermaßen scharf ist und es zu den Rändern immer unschärfer wird.
- Für alle, die sich weniger mit Wetplate auskennen: Hier wird nur das blaue und UV-Licht für die Belichtung genutzt. Und es finden sich Artefakte auf den Platten, die vom Gießen des Kollodiums, von der Sensibilisierung mit Silber, von der Entwicklung, vom Putzen der Platte und 1000 anderen Möglichkeiten stammen könne. Ich bitte dies bei der Beurteilung vor allem der Scans zu berücksichtigen. Ich habe auch nichts ausgefleckt, scharfgezeichnet oder sonst wie in die Qualität des Scans eingegriffen, außer Helligkeit und Kontrast einzustellen.
- Wenn ich richtig recherchiert habe, wurde beim Meniskus die sphärische Aberration lediglich reduziert. Trotzdem beachtlich, was davon noch übrig ist! Beim Achromaten wurde die chromatische Aberration korrigiert. Bis zu modernen Objektiven mussten dann "nur noch" Astigmatismus, Bildfeldwölbung, Coma und Verzeichnung beseitigt werden.
Ich habe meine Rückschlüsse gezogen und mit dem Achromaten schon ein Shooting gemacht. Sehr schick, wenn man das Motiv in der Mitte halten kann.
Höher aufgelöste TIFF-Dateien gibt es hier zum Download als ZIP-Datei (26 MB).
Aber ich möchte nun eure Meinung hören! Hattet ihr gedacht, dass man mit so rudimentären Mitteln was anstellen kann?
der Karsten
Modell: die wunderbare Julia Józefina Michalak