Zonen-System Anwender?

  • moin,

    Anlässlich des gerade abgeglittenen Threads zum Fomapan 200 habe ich mich gefragt, ob es hier konsequente Anwender des Zonensystems gibt?

    ... oder arbeitet ihr bei Abstimmung der Entwicklung eher nach Gefühl?

    ... oder "passt schon irgendwie ins Variokontrast"!

    ... oder " mein Scanner gleicht es aus"?

    Schreibt mal wie ihr es macht.

    Neugieriger Gruss,

    Leo

    ---
    ... denn nichts ist so, wie es scheint!

  • Ich (melde mich so prompt, weil ich mein Bein nicht bewegen kann).

    Ich nutze FP4+, vor allem, weil ich mit HC110H mir ein paar Kombinationen durchgetestet habe, die aber nur für mich passen. Otto Beyers Buch ist gut dafür. Ich habe die EW einigermaßen in den Händen, im Dunkeln, mit Filmhängern. Vorne am Bauch drei N+1 mit 9min, dahinter zehn N mit 7min, sodann noch zwei N-1 mit 6min und ein N-2 mit 5min. Die hinteren Hänger gehen also 4min früher in SF als die vorderen. Usw. Entwickelt wird in weißen Ikea-Mülleimern, sieben an der Zahl: einer für die leeren Hänger, einer für die vollen, eine zum Vorwässern, einer für EF, einer für SF, einer für FF und einer für die Ilfordkatzenwäsche. Kosten für die Eimer liegen bei 40 CHF.

    Es gibt zwei noch umfangreichere Bücher von Peter Fischer-Piel zu dem Thema. Das zweite Buch beschreibt Dozentenerfahrungen mit kalibrierwütigen Kursteilnehmern, denen das Wichtigste, das Fotografieren, über den Technizismus verloren geht.

    Fischer-Piel schlägt im ersten Buch eine densitometerlose Kalibrierung vor.
    das ist für mich das Tollste zum Thema. Denn da wird der Prozess vom Ende her gedacht, vom trockenen Bromsilbergelatineprint in der Hand.

    Ich plädierte dafür, hier einen Thread aufzumachen für die densitometerlose Kalibrierung. Ansatzpunkt ist ein strukturiertes schwarzes Testobjekt (Wollpulli), das mal mit --2 EV und mit +2EV fotografiert und mit Standardprintzeit als Maxdichte durch klaren Negativträger / Probestreifen vergrößert und beurteilt wird. Im ersten Test beurteilt man die Belichtung, im zweiten die EW.

    Es entstehen mit dem ZS m.E. aber Bilder eines bestimmt Typs, man achtet automatisch auf einen bestimmten Kontrastumfang, und aus diesem Denken auszubrechen ist nicht immer einfach. Wenn man das macht, verstehen oder mögen die Leute das manchmal nicht, weil sie dem in den West-USA formulierten Paradigma anhängen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich messe gelegentlich meine Filme ein, um ein besseres Gefühl für das Verhalten der Film-/Entwicklerkombination zu erhalten. Bei Mittelformat- und Kleinbildfilmen geht es mir nur um die normale Entwicklung, da ich hier keine N+/- Korrekturen mache. Bei GF-Filmen hat man dann auch bei extremeren Kontrasten durch individuelle Entwicklung schneller eine gute Basis zum Vergrössern oder scannen - abweichend davon kann ich ja immer noch Schatten absaufen und Lichter ausbrennen lassen, ganz nach Belieben.

    Otto Beyers Buch ist wirklich praktisch anwendbar - mehrmals im Jahr bieten wir aber auch Kurse zum Zonensystem und zur Densitometrie mit ihm in der Silvergrain Academy an, um das ganze auch schnell in der Praxis zu erlernen. Hier ein Link zu einem der letzten Workshops:
    Eintesten der Filmentwicklung, Einführung ins Zonensystem

    Grüsse
    Andreas

  • Letztlich belichte ich auch irgendwie der Zone,
    indem ich die bildreleventen Elemente möglichst in die Mitte
    des Tonwertumfangs des Films lege. Die Mitte ist ja auch irgendwie Zone 5,
    nur bei mir ohne festgelegten Grauwert. Egal ob hell oder dunkel.
    Die Lichtstimmung stellt sich dann in der Post ein.
    Aber das ist alles theoretisch, denn wenn man Mist misst kommt eh Mist
    dabei raus! Also doch das Kodak Bilderrätsel und der Bauch!

    es ist Zeit zu gehen

  • Ich bin - wie allgemein bekannt - ein schlichtes Gemüt. Ich messe nichts ein. Ich messe die Belichtung für die bildwichtigen Teile und entwickele nach standardisierter Vorgehensweise (das zumindest ist dann exakt reproduzierbar). Es hängt vielleicht damit zusammen, dass ich zu meiner Kleinbildzeit ausschließlich Diamaterial verwendet habe.

    Den Rest erledige ich mit der Bildverarbeitung. Die brauche ich sowieso wegen der hybriden Ausarbeitung, und das Ausflecken ist damit gleichfalls hinreichend einfach.

    Al é bun sciöch' al é ...

  • und das Ausflecken ist damit gleichfalls hinreichend einfach.

    Das ist dann aber das AS (Ausflecksystem), nicht das ZS :)

    Wenn ich jetzt sage, daß ich zuweilen auf die Lichter belichte - gilt das hier?

    Belichtet und zurechtgelegt wird aber immer zonisch...

    ...

  • Das ist dann aber das AS (Ausflecksystem), nicht das ZS :)

    Von A(S) bis Z(S) ist eben für jeden was dabei. Das AS erweist sich immer mehr als äußerst willkommenes Addon! Ich bin für diese Arbeitserleichterung extrem dankbar, zumal sie nur einmalig negativseitig zu erledigen ist.

    Aber in der Tat: Sehr off-topic.

    Ist die Belichtung auf x ohne Entwicklung auf y dann evtl ein Teilzeitzonensystem?

    Al é bun sciöch' al é ...

  • kann man auch ohne ZS arbeiten?

    Vereinfacht gesagt, wendet das doch jeder an in dem er das Licht misst.

    Also immer alles auf Zone V.

    Verfeinert betrachtet man dann zusätzlich wo die hellen und dunklen Stellen hinfallen.

    Und wer's exakter machen will, passt sich die Entwicklung an.

    Seit es also Belichtungsspeicher gibt, Mehrpunkt Messung und Mittelwertbildung, Canon T90, Oly OM-4 oder auch der geschätzte Sekonic mit Spotmessung, kann man so wunderbar heraus finden wo das ganze liegt und eine schwarze Katze wird dann auch schwarz.

    Mir geht es dann wie Thure, ich versuche möglichst alle Tonwerte passend auf das Negativ zu bekommen, der Rest ist dann die Interpretation in der Duka.

    Heute geht es uns hierbei ja gut, verschiedene Papiere und Entwickler stehen zur Verfügung, oder wer scannt, der kann dann in PS oder LR sein Glück finden.

    Der erste Ansatz also ist möglichst keine Information auf dem Negativ zu verlieren.

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Ich bin in der Verwendung des Zonensystems handwerklich weniger exakt geworden, seit ich nicht mehr rein analog arbeite.

    Ich messe auf V, hebe oder senke motivbedingt schon mal um eine Stufe.

    Bei kontrastreichen Motiven belichte ich den FP4 1/3 länger und entwickle 20% kürzer, bei kontrastarmen Motiven belichte ich 1/3 kürzer und entwickle bis zu 40% länger. Beim HP5 sind die Schritte etwas größer.

    Also alles sehr grob "Pi mal Daumen". Mehr mache ich nicht. Die Feinarbeit passiert am Rechner.

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Mir geht es dann wie Thure, ich versuche möglichst alle Tonwerte passend auf das Negativ zu bekommen, der Rest ist dann die Interpretation in der Duka.


    <snip>


    Der erste Ansatz also ist möglichst keine Information auf dem Negativ zu verlieren.

    Und das Einmessen der Film-/Entwicklungskombination hilft dabei, dass man soviel Information wie möglich auf den Film bekommen kann. Das muss man nicht immer wieder tun, sondern nur für neue Kombinationen von Filmen und Entwicklern oder wenn ich grundlegende andere Parameter ändere - z.B. Stand- statt Rotationsentwicklung mache, neue Entwickler teste, oder mal eine Großpackung 10 Jahre abgelaufenen T-Max belichten möchte. Wer seit Jahren immer frischen TRI-X in HC-110 in der Expert Drum verarbeitet, macht das Einmessen nur einmal oder sehr selten.

    Bei der Belichtung nicht nur stur Lichtmessung machen, sondern ggf. mit dem Spotmeter schauen, wie dunkel die Schatten und wie hell die Lichter sind. Dann weiß man, ob die normale Belichtung alles erfasst. Wenn nicht, bewusst die Schatten oder Lichter beschneiden (wie beim Diafilm) oder eben die Entwicklung anpassen. Ist aber eigentlich recht simpel und keine große Wissenschaft oder Religion.

    Grüße

    Andreas

    191-ansel-adams-zone-system-1-png

  • ich messe einfach per App Photometer auf Lichter und Schatten und dann Mittelwert. Hab noch einen alten Gossen, noch auf Selenbasis, die App is besser.

    wichtiger bei mir war ist oft das Kontrollieren/ Vergleichen der Verschlusszeiten des shutters, da das bei den alten Objektiven manchmal abweicht.

    was nützt das perfekte Messen, wenn der Verschluss dann zu kurz läuft.

    bleibt gesund!

    Andreas

  • Hallo Leon, hallo in die Runde,

    ich belichte mit Spotbeli und entwickle klassisch nach dem Zonensystem. Habe mir das vor über 20 Jahren mal nach der Methode von Andreas Weidner (ohne Densitometer) angeeignet. Ist ähnlich wie das von Otto Beyer angewendete Verfahren. Macht natürlich Arbeit, lohnt sich aber meiner Meinung nach, weil man so das Material mit dem man arbeitet in seinen Eigenschaften gut kennen lernt.

    Und wenn man das Eintesten einmal durch hat, kann man damit auch sehr lange arbeiten. Meine Kombi FP4 und TMY mit Tanol und Acurol nutze ich so schon länger als 10 Jahre. Es gibt zwar Leute die meinen, man müsse das Procedere mit jeder neuen Film-Charge wiederholen, diese Notwendigkeit habe ich bisher aber nicht erkannt. Meine freie Zeit ist zu knapp bemessen, dass ich die Tests ständig wiederholen wollte oder müsste. Die Ergebnisse sind trotzdem recht konstant und machen das Anfertigen von Prints in der Duka leichter.

    Viele Grüße

    Frank

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