Fujinon SW 105mm f/8 unscharf nach Reinigung

  • In der Nachbearbeitung habe ich es vielleicht zusätzlich noch etwas mit dem Nachschärfen übertrieben, der Rohscan aus Newcolor war meiner Erinnerung nach ohne Beanstandung, leider habe ich ihn bereits überschrieben.

    Ähnliche Artefakte gab es früher bei Adobe Lightroom mit RAW-Dateien von Fujifilm X-Trans-Sensoren. Da haben die Schärfungsalgorithmen für Bayer-Sensoren lustige Würmer produziert.

  • Das Abtasttheorem ist nicht so einfach zu erklären. Ich versuche es erst mal mit der Digitalisierung akustischer Signale. Das ist hoffentlich einfacher zu verstehen.

    Nehmen wir mal an, wir wollen Musik für eine CD digitalisieren. Im Idealfall hören unsere Ohren Signale bis etwa 20 kHz. Daher muss mein Aufzeichnungsgerät in der Lage sein, einen reinen Sinuston von 20 kHz zu digitalisieren.

    Das Abtasttheorem sagt, dass die Abtastfrequenz mindestens doppelt so hoch sein muss, wie die Signalfrequenz. Nur dann kann ein digitalisierter Sinuston fehlerfrei rekonstruiert werden. Die Abtastfrequenz muss also mindestens 40 kHz betragen. Bei CD-Aufnahmen nimmt man sicherheitshalber 44,1 kHz.

    Ist die Abtastfrequenz weniger als das doppelte der Signalfrequenz, entstehen durch das Digitalisieren Töne, die im ursprünglichen Musiksignal nicht vorhanden waren und störend klingen. Um das zu verhindern, wird vor der Digitalisierung der Musik das Signal mit einem Tiefpass gefiltert, sodass das Abtasttheorem nicht verletzt werden kann.

    Bei Bildern spricht man von Ortsfrequenzen. Je kleiner die Strukturen in den Bildern sind, umso höher sind die Frequenzen. Die kleinsten Strukturen in den Bildern sind die Körner des Films. Die haben eine Größe, die beim TMax 100 so zwischen 4 µm und 6 µm liegen können. Ich habe es aber noch nicht im Mikroskop nachgemessen. Die Abtastfrequenz bei 4800 dpi liegt bei ungefähr 5 µm. Damit wäre die Abtastfrequenz und die Signalfrequenz ungefähr gleich. Das führt dazu, dass die Körner dicker aussehen können, als sie sind.

    Das Problem ist, dass die Flachbettscanner nicht für die Digitalisierung von silberhaltigen Filmen konstruiert sind. Diese Scanner funktionieren gut mit chromogenen Filmen.

    Zur Abhilfe könnte man einen grobkörnigeren Film benutzen. Alternativ kann man zwischen Film und Scanner eine Folie legen, die einen Tiefpass bildet. Ich habe aber keine Ahnung, wo man sowas kaufen kann. In beiden Fällen würde das Bild auch unschärfer. Die dritte Möglichkeit wäre ein höher auflösender Scanner. Der kann sehr teuer werden. Oft erreichen die Flachbettscanner nicht mal die Auflösung heran, die im Prospekt angegeben wird.

    Unter der folgenden Adressen kann man sich noch ausführlicher mit dem Abtasttheorem beschäftigen: https://de.wikipedia.org/wiki/Nyquist-Shannon-Abtasttheorem

    Aus all diesen Gründen mache ich für die Ausstellung von Schwarz-Weiß-Fotos grundsätzlich nur rein analoge Abzüge.

    Viele Grüße

    Renate

    Einmal editiert, zuletzt von Renate (15. August 2022 um 16:41)

  • Hallo Renate,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Text, das ist sehr interessant.

    Der Scan wurde mit 4300dpi auf einem Trommelscanner erstellt.

    Eine weitere Möglichkeit wäre, dass ich die Blende beim scannen zu weit geöffnet hatte, -3 oder -5, ich bin mir aber nicht mehr sicher, welchen Wert ich hierfür eingestellt hatte. In der Regel scanne ich bei einer Blendeneinstellung von 0, je kleiner um so deutlicher tritt das Korn hervor.

    Wie geschrieben, es war nur für das Testen der Schärfe des Fujinons.

    Grüße, Seb

  • Danke Renate für das sehr einleuchtende Beispiel, ich kannte die Problematik aus dem Studium vom Audiosignal her, genau wie Du es als Beispiel beschrieben hast. Daher habe ich beim Scan gefragt wie sich das Problem auf das Bitmap-Prinzip überträgt.

    Die Abtastfrequenz bei 48000 dpi liegt bei ungefähr 5 µm.

    Hier ist bestimmt eine Null zu viel, oder? So einem Scanner bin ich zumindest noch nicht begegnet ;)

  • Möglicherweise war mein Entwicklungsprozess nicht akkurat genug, wenn ich mich richtig erinnere hatte ich Probleme kaltes Wasser aus dem Wasserhahn zu bekommen, es waren leider 22 C. Da es nur ein Testfilm war und es mir nur um die Kontrolle der Schärfeleistung ging, hab ich es vernachlässigt.

    In der Nachbearbeitung habe ich es vielleicht zusätzlich noch etwas mit dem Nachschärfen übertrieben, der Rohscan aus Newcolor war meiner Erinnerung nach ohne Beanstandung, leider habe ich ihn bereits überschrieben.

    Wie erwähnt, es ist nur eine Testaufnahme und unter der Lupe ist die Schärfe bis in die Ecken vorhanden, um nichts anderes ging es mir und das wollte ich euch am Samstag abschließend mitteilen.

    Grüße

    Seb

    Wie ich schon sagte, finde ich das Motiv gut (gesehen) und auch gut aufgenommen. Mir macht so ein Breitfoti durchaus den Mund wässrig.

    Das Wichtige ist ja, dass man weiss, was los ist, damit man es in der Hand hat. Bei mir kommt das Wasser aktuell mit exakt 20°C aus dem Hahn. Vielleicht sollte ich immer alle Bilder während der Hundstage entwickeln ...

    Auch der Wechsel von alkalisch zu sauer stresst die Schicht. Ich habe bei Adams den Hinweis auf die Zweibadmethode gefunden. Die wende ich jetzt abgewandelt an, indem ich normal entwickele, den Film dann aber statt in einem Stoppbad nun 3 Minuten unbewegt in Wasser stehen lasse. Das schwächt die Entwicklung ab, aber nur in den Lichtern, während die Schatten noch nachglühen dürfen. Ich habe das aber noch nicht vergrößert. - Jedenfalls habe ich jetzt keine Bläschen mehr wegen des Wechsels auf sauer.

    Was das Scannen angeht, so kenne ich mich nicht aus, insbesondere zu den Artefakten nicht. Aber das Abtasttheorem macht Sinn. Um eine Information von einer anderen abgrenzen bzw erkennen zu können, baucht es ja auch immer mindestens zwei Abfragen. - Aber so richtig verstehen tue ich das nicht.

  • Genau das mit dem Wasser als Stopbad, habe ich vor knapp 40, von einem altgedienten Reportagefotografen übernommen und nie andersgemacht.
    Der einzige Unterschied zu deiner Vorgehensweise war/ist, das der gute Kollege/"Lehrmeister", das er gesagt hat für das "Bremsbad" immer die
    1/2 Entwicklungszeit und 1x kippen nach dem Einfüllen. Das kippen verhindert Fehler an der Perforation, ok - war KB.
    So bekommt man das letzte Quentchen Zeichnung in die Schatten, was besonder bei den Push Entwicklungen was bringt.


    Der gute Mann hatte das Kürzel Tempo, Berufbekleidung Colompo Trech - zerknittert, wirres Haar und er fotogafierte bis über die Rente
    hinaus mit einer Spotmatik in der einen Hand und in der anderen einen 45er Metz. Meine F4 hat er mal nen Tag ausprobiert und
    mir kopfschütteld wieder gegeben und murmelte etwas von Spielzeug und Quatsch. Seine Bilder gaben ihm recht.

    es ist Zeit zu gehen

    Einmal editiert, zuletzt von Guadarmar by by (15. August 2022 um 18:44)

  • Diese Art von Struktur trift bei einem Trommelscanner wenn die gewåhlte Blende zum Vergrößerungsfaktror + Auflõsung nicht passt. In der "Regel"; je größer und feiner der Scann desto kleiner auch die Blende.

  • Das wird nicht funktionieren, weil er das Negativ färbt und dann verliert das Negativ die Färbung wieder duch das Wässern, deshalb die erneute Nachentwicklung aus Deinem Buch..

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