Wie fokussiert ihr Weitwinkellinsen in 4x5?

  • Hallo aus dem Süden des Leipziger Landes,

    ich bin noch recht frisch im Großformat und habe mir, zugegeben, wahrscheinlich eine etwas sehr spezielle Kamera gekauft. Ich fand jüngst eine Cambo 580 zum Kauf, was mich sehr begeisterte. Ich mochte im Mittelformat schon immer Weitwinkellinsen und dachte, dass so eine Cambo mit der Möglichkeit des Shifts - wenn beim Super Angulon XL wohl auch nur in geringem Maße möglich, eine tolle Option sei. Ich kaufte sie und auch gleich noch eine Horseman 6x9-Kassette, da ist das mit den 2 cm Shift die ich habe schon nutzbar. Aber ich möchte, weil das Format natürlich bezaubernd ist, gern auch mit entweder 9x12 oder 4x5 fotografieren.

    Nun ist es aber recht schwierig, einen guten Überblick über das gesamte Mattscheibenbild zu bekommen. Die Mattscheibe ist gut erhalten, eine Fresnellinse (ich meine das heißt so, also quasi so eine platte Kunststofflupe) ist zum Anstecken dabei. Die macht es schon etwas besser, aber selbst wenn ich dann noch einen dunklen Stoff als Hilfe nehme, sehe ich noch immer nicht das gesamte Bild. Fokussieren mit einer Lupe nervt im Randbereich auch, wenn da diese Linien von dieser Blattlinse zu sehen sind. Mir ist klar, dass so extreme Weitwinkel aufgrund des Strahlengangs zum Rand hin weniger hell sind. Aber gibt es noch einen Trick, dass ich zumindest einigermaßen einen Überblick über das eingestellte Bild bekomme? Im Internet habe ich gesehen, dass manche zwei von diesen Lupen aufeinandersetzen, um das Licht am Rand noch stärker umzulenken - aber ist das noch sinnvoll? Wie macht Ihr das, wenn Ihr mit solchen Objektiven ein Bild einstellt? Schaut ihr einfach partiell aus verschiedenen Winkeln auf die Mattscheibe und setzt vor Euerm inneren Auge das Bild zusammen? Oder gibt es spezielle Hilfsmittel für Weitwinkel?

    Danke für den Rat

    Gregor

  • Hallo Gregor,

    willkommen im Forum und Glückwunsch zur Cambo!

    Ich kenne das Problem auch, obwohl ich bei den Objektiven zu meiner Sinar und meiner Gaoersi (ähnliches Bauprinzip wie deine Cambo) nicht unter 75 mm gehe.

    Mit einer ordentlichen Fresnellinse und einem Dunkeltuch hast du bereits das Wesentliche getan.

    Bei der Sinar hift der Binokularspiegelsucher mit dem verstellbaren Spiegel, der so ausgerichtet werden kann, dass man bei den unterschiedlichen Bereichen der Mattscheibe Licht bekommt. Ich glaube, so einen Sucher gibt es auch zu deiner Cambo.

    Ansonsten hat es schon einen Grund, dass bei diesen Weitwinkelkameras mit Aufstecksucher gearbeitet wird. Bild finden mit Aufstecksucher, Scharfstellen nach Skala an der Schnecke oder mit Lupe in der Mattscheibenmitte (am besten ohne Fresnellinse), ggfls. finale Bild-/Shift-Beurteilung mit Fresnellinse unter dem Dunkeltuch oder mit Spiegelsucher.

    Btw, der Lichtabfall, den du an der Mattscheibe siehst, drückt sich so auch auf dem Film aus. Hast du einen Centerfilter zu dem Objektiv?

    LG, Klaus
    ___
    Langeweile? Was ist das?

  • Hallo Klaus,

    nun, dann heißt es wohl üben, üben, üben. So ein Sucher wäre schon fein, aber so recht habe ich ein solches Angebot noch nicht gefunden. Bzw. ist mir nicht ganz klar, welcher denn gut geeignet wäre. Aber das kommt ja vielleicht noch.

    Glücklicherweise habe ich einen Centerfilter im Paket mit dabei gehabt. Also ist aus der Richtung erst einmal alles in Ordnung. Wie handhabt man das am besten? Mit Filter fokussieren oder ohne? Klar, ohne ist es in der Mitte heller. Aber immer Filter ran und ab? Irgendwie befürchte ich, dass er früher oder später fällt und mir fiel auf, dass die ja doch ganz schon wertvoll zu sein scheinen. Nunja, hier gilt wohl auch: üben üben üben :)

  • Ohne Filter scharfstellen, bei vollem Sonnenschein kannst du auch mit Centerfilter scharfstellen, da dürfte die Helligkeit auf der Mattscheibe noch ausreichend sein.

    Und den Verlängerungsfaktor des Centerfilters bei der Belichtung nicht vergessen.

    Grüsse

  • Danke für den Tipp. Den Beli (ich nutze einen Sekonic 408) habe ich schon auf den Centerfilter eingestellt, so dass ich das gar nicht vergessen kann. Außer natürlich, ich wechsel die Batterie... Aber ich hoffe, dass ich meine Gedanken zusammennehmen werde. Danke für den Hinweis.

  • Der (Binokular)spiegelsucher ist im Prinzip super. Für meine optischen Verhältnisse reicht aber die Vergrößerung nicht, um auf der Mattscheibe scharfzustellen. Ich bevorzuge deshalb eine Lupe. Mit der komme ich auch besser gezielt in die dusteren Ecken. Geht sogar mit dem 72er.

    Üben geht zuhause gut. Da ist es meistens schön dunkel!

    Frage: Welches SA XL hast du? XL heißt ja normalerweise extragroßer Bildkreis; da gibt es viel Verstellweg.

    Al é bun sciöch' al é ...

  • Hallo,

    also so richtig viel scheint da nicht zu sein. Auf Seite 8 (des pdfs. Seite 6 der Anleitung selbst) der Anleitung ist ein Schema mit Bildkreis und Bildformat. Da scheint für 4x5/9x12 nicht viel übrig zu sein.

    Aber jetzt weiß ich, wie der Sucher aussehen muss. Das klingt nach einer guten Sache, ich versuche sowas als Unterstützung der Bildausschnittwahl zu finden :)

  • Das Fokussieren funktioniert so langsam immer besser. Mir kommt dabei natürlich zugute, dass bei der kuzen Brennweite gefühlt sowieso alles scharf ist.

    Nun habe ich mal wieder gedöst. Ich habe für meine anderen Kameras ein paar Lee-Filter. So dachte ich mir, dass ich bei der Cambo auch die Verlaufsfilter nehmen könnte, um den Himmel in einigen Aufnahmen abdunkeln zu können. Ich habe also den passenden Adapterring für den Center-Filter besorgt und dachte, dass es jetzt so richtig losgehen kann. Dann kam das böse Erwachen: Ich hätte mal voher testen sollen, ob der Filterhalter überhaupt zwischen die Objektivstoßschutzbügel passt: natürlich nicht. So, nun wäre eine Variante, die Bügel zu entfernen - aber vermutlich hat man sich bei Cambo etwas gedacht, als man die anbaute.

    Darum wollte ich Euch fragen, was Ihr in solchen Situationen nutzt? Oder muss ich mich damit abfinden (was natürlich auch möglich ist).

  • Wenn du auf den Centerfilter deinen Lee Filteradapter montierst dürfte es an den Seiten aufgrund des starken Weitwinkels zu Abschattungen ( Vignettierung ) kommen.

    Du kannst die Filter entweder per Hand vor den Centerfilter halten oder mit Tesa kurzfristig ankleben.

    Grüße

  • hat nicht unbedingt mit fokussierung zu tun, aber eine unschätzbare hilfe für das erste grobe framing ist die app „viewfinder“ von adam fowler.

    man kann darin u.a. sämtliche formate und brennweiten hinterlegen und sofort sehen, ob man das motiv mit dem krempel im rucksack überhaupt wunschgemäß abbilden kann oder ob man besser später mit anderem setup zurück kommt.

    gerade mit „exotischen“ formaten oder brennweiten die man nicht täglich nutzt, kann man hier auch mal verschiedene optionen durchspielen.

  • Danke für den Tipp. Die App nutze ich tatsächlich schon. Auf meinem Telefon ist es jedoch so, dass selbst schon die 90 mm nicht mehr dargestellt werden können, weil das verbaute Objektiv diese Weite nicht mehr hergibt. Es hilft dennoch zum schätzen.

    Ich hatte das Glück einen Sucher von Cambo zu bekommen. Der ist schon eine klasse Hilfe.

  • ah ok. ja, das stimmt allerdings. mit einer standard-linse ist man da eingeschränkt.

    ein smartphone mit weitwinkel und idealer weise auch tele ist das mittel der wahl.

    dann kann man sogar 6x12 mit 45mm noch perfekt erfassen.

  • Ich habe mal eine Frage zu der App Viewfinder;

    bei der App kann man ja Format und Brennweite einstellen und erhält so eine Vorstellung, was drauf kommen würde.

    Gerda Eibe WW gibt es aber durchaus Differenzen des Abbildungswinkels. Mein bisheriges 90mm Fuji hat ca. 100°, das Schneider Super Angulon XL hat 110°.

    Das kann ja eigentlich nicht das gleiche Bild ergeben, insoweit nehme ich an, die App bietet sozusagen einen Anhalt, was ca. drauf kommt, richtig?

    Grüße aus Köln

    Gerhard

  • Danke für die Hilfen, ich habe das XL vor allem wegen der viel größeren Verstellbarkeit gekauft. Statt der 216mm des Fuji sind es nun 259mm.

    Wenn das mit dem größeren Winkel zusammenhängt und dieser den Bildbereich selbst nicht ändert, dann kann ich die App ja bedenkenlos weiter benutzen.

    Der dort eingebaute Belichtungsmesser ist übrigens richtig gut, ich habe diesen zuletzt bei Aufnahmen in der blauen Stunde benutzt, um meine Hasselblad (mit digitalBack) einzustellen. Das hat sehr gut funktioniert.

    Zurück zum GF: Dann bin ich mal gespannt, wie ich mit dem XL nun zurecht kommen werde. Es lässt sich vermutlich schon mal viel besser fokussieren, da es bis 5.6 öffnet, während das Fuji erst bei f8 losgeht.

  • Es geht sehr gut mit einer Tabelle, wie z.B. auf dem Rückteil der Tech III.

    So eine Tabelle kann man sich ja schnell für seine Brennweiten erstellen.

    Schon kommt man wunderbar mit dem altbewährten Zonenfokus sehr weit.
    Dann noch einen kleinen Angst-Tilt an die Front,
    und Zack klappts dann auch im Dunkeln!

    es ist Zeit zu gehen

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