Fragen zu Brückner Gloria (?) 13x18

  • Ich konnte nicht widerstehen und habe mir für kleines Geld aus der Bucht diese Kamera gefischt, weil ich sie so schön fand:

    Die Kamera ist mit dem Logo der Fa. Brückner, Rabenau gekennzeichnet.

    Auf dem Markt gibt es einige Reisekameras ("Tailboard") von Brückner, aber diese Art von Laufbodenkamera habe ich woanders noch nicht gesehen. Im McKeown ist ein Modell "Gloria 2" abgebildet, das diesem ähnelt, aber offenbar einen dreifachen Auszug und verbesserte Verstellmöglichkeiten der Rückstandarte hat, meine hat beides nicht. Bei meiner beschränken sich die Verstellmöglichkeiten auf Shift und Tilt an der Frontstandarte (und man kann die Rückstandarte nach vorn kippen, das ist aber wohl eher für den platzsparenden Zusammenbau gedacht); für Landschaftsfotografie dürften die Verstellungen in den meisten Fällen reichen. Zusammengeklappt ist die Kamera wunderbar klein und leicht.

    Kennt jemand die Kamera und kann sie genauer datieren oder die Modellbezeichnung bestätigen? Vielleicht hat ja jemand einen alten Prospekt oder sowas, worin die Kamera abgebildet ist, ich bin für jede Information dankbar.

    Das mit der Kamera gelieferte "Objektiv" bestand nur noch aus einem nicht weiter gekennzeichneten Rückelement in einem verharzten Compur, das wohl aus dekorativen Gründen vorn eingeschraubt war. Ich habe das Ganze durch mein 24-cm Eurynar in einem baugleichen Verschluss ersetzt, das passte gleich in das Einschraubgewinde an der Objektivplatte und passt nach Art und Alter gut zur Kamera, außerdem zeichnet das 24er 13x18 großzügig aus. Falls der mit der Kamera gelieferte Compur zur ursprünglichen Ausstattung der Kamera gehört, datiert er das Ganze auf Anfang bis Mitte der 20er Jahre des 20. Jhdt.

    Leider wurden keine passenden Plattenkassetten mitgeliefert. Die Plattenkassetten werden nach Entnahme der Mattscheibe von der Seite eingeschoben; sie werden nur durch den Riegel oben rechts fixiert:

    Es gibt keine Federn oder irgendwas sonst um die Plattenkassette zu halten; die Plattenkassetten müssen daher dieselben Einschubmaße haben wie der Mattscheibenrahmen, ca. 14,3 x 20,4 cm bei einer Dicke am Einschub von ca. 4 mm. Hat irgendjemand eine Ahnung, ob das ein Standardformat ist oder was Spezielleres?

    Das ist dann der Mattscheibenrahmen:


    Die Kamera ist in einem guten gebrauchten Zustand, ich will sie noch geringfügig aufarbeiten, aber im Grunde wäre sie aufnahmebereit. Eigentlich kann ich nur Negativformate bis 4x5 verarbeiten, aber es reizt mich sehr, die Brückner in Betrieb zu nehmen, bei 13x18 kann man ja schon Kontaktkopien machen, oder digital weiterverarbeiten... Ich muss nur erstmal passende Plattenkassetten finden.

    Also, wenn jemand was zu der Kamera weiß (oder gar passende Plattenkassetten übrig hat...) - bitte melden!

    Viele Grüße

    Peter

    Einmal editiert, zuletzt von Vidom (1. November 2022 um 15:39)

  • Um die Sache abzuschließen: Ein freundlicher Anbieter, der Blechkassetten von seiner alten Linhof angeboten hat, hat mich vor dem Kauf eine ausprobieren lassen. Jetzt bin ich klüger (und habe einen schönen Vorrat passender Blechkassetten): In die Gloria passen Kassetten mit dem verbreiteten Millionenfalz. Die Kassetten, die ich kaufen konnte, waren alle für Planfilm vorgesehen und nicht für Glasplatten, sodass ich, nachdem die Kassetten da waren, gleich loslegen konnte.

    Ohne künstlerischen Anspruch: Hier sind die Ergebnisse meiner 1. Gehversuche in 13 × 18:


    Warnowufer bei Papendorf (in der Höhe beschnitten)

    Weide

    Das Licht war nicht ideal zum Fotografieren. Der Umgang mit den großen Negativen ist ungewohnt; da ich keinen Vergrößerer für Formate über 4x5 habe (und auch keinen haben will), frage ich mich, was ich mit den Bildern mache. Ich kann sie natürlich (auch in hoher Qualität) digitalisieren und drucken, das finde ich aber ein bisschen unsportlich. Dann bleiben eigentlich nur noch Kontaktabzüge. Dafür ist 13 × 18 aber gerade mal groß genug, von den vielen Details hat man nicht so viel.

    Ich bin immer wieder begeistert von der Qualität des 100 Jahre alten Eurynars; etwas abgeblendet ist es knackig scharf. Die Arbeit mit der Gloria ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man die Präzision der Technika gewöhnt ist, macht aber einen Heidenspaß, und die Ergebnisse sind, in technischer Hinsicht, sehr gut brauchbar.

    Viele Grüße

    Peter

  • Ich habe dort auch gerade mal gesucht 1.798.- Euro. Kleines Geld????

    Das Angebot habe ich auch gesehen. Da verkauft jemand ein komplettes Set einer Brückner Reisekamera mit 3 historischen Objektiven und anderem Zubehör; die Preisvorstellung halte ich aber für unrealistisch, diese Reisekameras werden ansonsten ohne Objektiv zwischen 150 € und 400 € gehandelt, mit ein paar Ausreißern nach oben. Das ist aber natürlich ein ganz anderer Kameratyp als meine Gloria – wenn es denn eine ist –, von der ich trotz intensiver Recherche im Internet noch nicht einmal ein Foto gefunden habe. Die scheint tatsächlich selten zu sein; ich warte ja noch immer darauf, dass mir irgendwann mal ein alter Prospekt oder sowas in die Hände fällt, damit ich die Kamera nach Typ und Alter besser einordnen kann.

    „Kleines Geld“ heißt konkret, dass ich 170 € plus Versandkosten für die Kamera (ohne brauchbares Objektiv - den mit der Kamera gelieferten verharzten Rad-Compur konnte ich aber wiederbeleben) bezahlt habe; das Eurynar gehörte nicht zum Angebot, das hatte ich ein paar Monate vorher für 120 € gekauft, so dass ich für die komplette Kamera in benutzungsfertigem Zustand mit Objektiv 290 € aufgewandt habe.

  • Hatte dieses Jahr ne ähnliche Holzkamera, ich war davon ausgegeangen dass es sich um eine frühe Dr Stäble handelt, kann aber auch ne Brückner gewesen sein.
    ( keine Schilder mehr drauf)

    Die hatte allerdings diesen zusätzlichen Rückauszug, hab mir dann ein zweites Rückteil gebaut, passend für internationale Planfilmkassetten.

    War auch ne recht leichte Kamera.

    Wenn bei deiner Alfred Brückner / Rabenau, Solid draufsteht dann stimmt das schon so.

    da gibts ein paar Infos:

    http://www.kamerasamlingen.dk/Filer/Kataloger/Dr%20Staeble%20&%20Co%201911%20LQ.pdf

     

    bleibt gesund!

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    Vielen Dank für die interessanten Hinweise! Deine Kamera unterscheidet sich in einigen konstruktiven Details von meiner, sie ähnelt aber der Abbildung der Gloria 2 im McKeown sehr, es könnte gut sein, dass sie auch von Brückner hergestellt wurde. Interessanterweise weist die in dem von Dir gelinkten Staeble-Katalog auf Seite 88 abgebildete Kamera (dort als „Reise-Kamera Modell F" in „englischer Bauart“ beschrieben), soweit ich das sehen kann, sehr große Ähnlichkeit mit meiner Kamera auf. Gegenüber der dort abgebildeten Kamera könnte meine etwas neuer sein, insbesondere hat die im Katalog abgebildete Kamera möglicherweise das auf Hochformat drehbare Rückteil noch nicht, das meine hat, auch die Kassettenaufnahme scheint anders zu sein. Dafür hat meine nur den doppelten, nicht den dreifachen Bodenauszug. Der Katalog belegt aber wohl, dass eine Kamera dieses Typs bei Brückner offenbar bereits 1911 gebaut wurde.

    Viele Grüße

    Peter

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