Hilfe! Ab wann ist ein Bild überhaubt ein Bild!

  • Meiner schlichten Meinung nach dann, wenn eine andere Person es betrachten kann.
    Darum erachte ich das Ausgabemedium als unwichtig, denn vorher war da ja nur die Idee bzw. der Gedanke.

    Nun bin ich auch schon gleich beim Zeigen. Wird ein Bild nicht öffentlich gemacht ist es ja nur die Notiz/Errinnerung eines Gedankens
    des Erschaaffenden. Oder sehe ich das falsch?

    Aber die Frage ist auch, wann ist ein Foto ein Bild oder wann eine Abbildung?
    Ich vermute mal, das Foto wird von der reinen Abbildung zum Bild, wenn es Raum für eigne Gedanken des Betrachters zulässt,
    oder die Gedanken des Erstellers zur Schau stellt.

    Daher sind alle Bilder wohl exhibitionistisch und wollen präsentiert werden.

    es ist Zeit zu gehen

  • oh.... Bilder haben psychopathologische Veranlagungen? ;)

    Glaube, das ist alles eine Frage der Begriffsdefinitionen, oder?

    ---
    ... denn nichts ist so, wie es scheint!

  • Spannend wird es wenn der Fotografierende zum Hellseher wird, weil er die Gedanken anderer
    abbilden soll.

    Im Endeffekt dürfte dann ja niemand mehr irgendwas eigenes denken, weil das nämlich das Fotografieren der anderen bestimmte. - Dabei kann doch das eigene Denken und Fotografieren unerschöpflicher Quell befriedigender Selbstvergewisserung sein. - Ich glaube, das Problem liegt woanders: man ist sich seiner nicht sicher (das sind die wenigsten) und deswegen zu abhängig von anderen Meinungen.

  • Oh! Dann habe ich das wohl nicht richtig vormuliert,
    was ich meine ist, das wenn du für einen Auftraggeber Bilder machst,
    musst du dich in die Denke des Kunden versetzen und seine Gedaanken visualisiren.

    Aber das sind alles nur Gedankenspiele die sicher zu harten Kontrasten führen und Schärfe ins Dunkel bringen.

    Im Endeffekt dürfte dann ja niemand mehr irgendwas eigenes denken, weil das nämlich das Fotografieren der anderen bestimmte.

    Sind wir da nicht schon angelangt? Ich denke da nur nal flink an f64 und co.

    es ist Zeit zu gehen

  • Ich vermute mal, das Foto wird von der reinen Abbildung zum Bild, wenn es Raum für eigne Gedanken des Betrachters zulässt,
    oder die Gedanken des Erstellers zur Schau stellt.

    Wie wird denn eine Abbildung zum Bild?

    Ich fotografiere z.B. eine Pfeife und mache einen Abzug, dann werden die meisten Betrachter dieser Abbildung sagen:"Ah, eine Pfeife."

    Wenn ich aber nun darunter schreibe:"Dies ist keine Pfeife!", dann ist ein Bild entstanden.

  • Wenn du eine Pfeife in z.B. einer Whitebox fotografierst ist es die Abbildung der Pfeife und die Pfeife bleibt eine Pfeife. Gut ists.

    Machst du nun aus der Pfeife den Hauptdarsteller eines schönen Stillebens, welches du inteligent arrangierst,
    kann die gleiche Pfeife auch die Phantasie des Betrachters in Gang setzen und du entführst ihn in eine Geschichte ,
    die du eingeleitet hast.
    Jetzt ist es, nach meiner Auffassung ein Bild und die Pfeife lebt.
    Wobei eine gekonnt produzierte Abbildung sicher den selben Stellenwert hat wie ein Bild, meiner Defination nach.

    es ist Zeit zu gehen

  • ein Bild ist ein Bild, wenn es auf Papier ist.

    Alles andere ist eine Vorstufe :) oder eine Plastik

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Interessante Aussage.

    Du stellst also die handwerkliche Ausarbeitung, über den gedanklichen Werdegang einer Aufnahme.
    Das würde ja heissen jeder der sich eines Dienstleisters bedient, macht weniger Bild.
    Der Digitalista der sich ja keines Handwerks bedient, schaft es also nie mit einer Aufnahme
    ein Bild zu erstellen.
    Aber in dem Datenhaufen steckt doch auch eine Bildidee die gezeigt werden will.

    Schwierig schwierig das Ganze.

    es ist Zeit zu gehen

  • Guadarmar by by

    Du stellst also die handwerkliche Ausarbeitung, über den gedanklichen Werdegang einer Aufnahme.
    Das würde ja heissen jeder der sich eines Dienstleisters bedient, macht weniger Bild.
    Der Digitalista der sich ja keines Handwerks bedient, schaft es also nie mit einer Aufnahme
    ein Bild zu erstellen.

    Martin hat nichts darüber gesagt, ob das Bild analog oder digital erstellt wurde, ob ein Dienstleister beteiligt war oder nicht, ob Handwerk im Spiel ist oder nicht. Martin hat lediglich gesagt, dass ein Bild auf Papier sein soll.

    Die Gründe hierfür könnten vielfältig sein. Klar, Martins Verdikt ist recht knapp. Es könnte Ablehnung von Digitalität sein, es könnte der Erfahrung geschuldet sein, dass jeder einen anderen Bildschirma hat, es könnte der Befriedigung über ein gut gerahmtes Bild an der Wand entspringen, es könnte eine elitäre Grundhaltung sein, es könnte die Forderung sein, sich zur Gänze mit dem Prozess auseinanderzusetzen, eine Empfehlung, das Werk vom Ende her zu denken uvm.

    Generell würde ich mal so sagen: der Bildgedanke ist für Dich wirklich, die Ausführung, der Gegenstand, in dem der Gedanke sich verwirklicht, ist da eher nachrangig. Denn oben hast Du geschrieben, Du erachtest das "Ausgabemedium als unwichtig, denn vorher war da ja nur die Idee bzw. der Gedanke" - Bei mir wäre das umgekehrt, wenn es nicht hypothetisch oder spekulativ werden soll. Das ist bei mir der konkrete Grund, warum ich Martin zustimme, auch wenn der vielleicht was anderes im Sinn hat. In der Tat sage ich immer "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?"

    Dein Eingangspost hat mir noch ein paar Anregungen zum Nachdenken gegeben. Du schreibst: "Wird ein Bild nicht öffentlich gemacht ist es ja nur die Notiz/Erinnerung eines Gedankens des Erschaffenden" - Ich würde dagegenhalten: aus der (Nicht-)Veröffentlichung eines Bildes lässt sich nicht hinreichend auf dessen Zweck schließen.

    Du fragtest: "wann ist ein Foto ein Bild oder wann eine Abbildung?" - Das "oder" gebrauchst Du hier im ausschließlichen Sinn. Du spitzst gerne zu, um die Sachen auf den Punkt zu bringen. Aber ist die Welt wirklich "binär"? Es gäbe auch den einschließlichen Sinn: "Möchtest Du Marmorkuchen oder ein Schinkenbrot mit Gewürzgurken, wir hätten sogar schwarzen Kaffee oder Bier - oder alles auf einmal?"

    Du vermutest, "das Foto wird von der reinen Abbildung zum Bild, wenn es Raum für eigne Gedanken des Betrachters zulässt, oder die Gedanken des Erstellers zur Schau stellt." - Das hieße im Umkehrschluss, dass eine reine Abbildung keine eigenen Gedanken des Betrachters zuließe oder die Gedanken des Erstellers zur Schau stellte. Geht das? Schon der Entschluss, ein Foto zu machen, ist eine freie Entscheidung, ebenso sich ein Foto anzuschauen. Auch könnte das Foto lügen. Oder der Fotograf schlüpft in eine Rolle.

  • Schön das gefällt mir.
    Auf alle Fälle ist die Fragestellung provokativ, aber ich finde hier wird
    immer mehr über Zählbares gesprochen, als über die Aufnahmen die gemacht werden könnten.
    Sollte man nicht lieber den fotografischen Blick erweitern, als den Abacus zu bemühen
    Kristalle, Linien oder Pixel zu zählen?
    Um ein allseits bekanntes Zitat eines allseits bekannten Fotografen zu bemühen,
    "Ein schicker Topf macht auch kein tolles Bild" ....oder so ähnlich.

    es ist Zeit zu gehen

  • Ich mache im Moment solche Sachen, die gehen mit der GF-Kamera nicht, weil die zu schwer wird, wenn ich eine lange Brennweite montiere und das Gerät dann herumschwenke wie blöd. Außerdem ist das experimentell. man stelle sich mal vor, ich müsste die Ausbeute von 1 Stunde Fotografieren E6-entwickeln lassen, was das für ein Geld wäre und wie lange das dauerte!

  • Gefällt mir.
    Sieht mir nach einem Plan aus.
    Aber mit GF kann man auch komische Saachen machen.
    Ich habe mal in meiner Marbellazeit ein Auto als Mitzieher mit der P2 in 13x18
    fotografiert. 8x10 ging nicht wegen Brennweite. Aber man brauchte auch 3 Helfer
    für die Sache. Und das hätte man Schnick Schnack mit der RB fertig bekommen.
    Aber cool wars schon wie 2 Kerle einen am Seil hängenden Chevy langsam durchs Bild ziehen,
    das Mädel in Zetlupe lächelte und ein Kasper der die P2 am hintenrausragenden
    Bankrohr mitzog.

    es ist Zeit zu gehen

    Einmal editiert, zuletzt von Guadarmar by by (28. November 2022 um 16:20)

  • schon Bieri hat in seinem "Handwerk zur Freiheit" zunächst intensiv nach der Bedeutung der Freiheit gesucht und uns geht es hier ja nun ähnlich.

    Im Grunde genommen ist dann erst mal alles ein Bild und erst in der näheren Betrachtung wird für jeden seine Wahrnehmung des Wortes Bild zu einer konkreten Vorstellung.

    Ich definiere für mich in der fotografischen Umgebung gerne die Aussage, erst auf Papier ist ein Bild ein Bild, dies aber ist nicht allgemein zu verstehen, sondern reduziert auf das eben um was es mir in der Fotografie.

    Auch ein digitales ist erst auf Papier das was ich unter einem Bild verstehe, zuvor bleibt es eine Vorstufe und kann beliebig oft verändert werden, ja eigentlich fast wie ein Negativ, was ja erst zum Bild wird, wenn es auf Papier belichtet sich zum Positiv entwickelt und dann unter "normalen" Umständen nicht mehr verändert.

    Es gilt daher für jeden sich selbst zu hinterfragen, wann ist meine Vorstellung, was ein Bild ist, manifestiert.

    Darf ich es hier gerne mal wieder auf die Fotografie reduzieren, so ist das Bild ein Bild, wenn es auf Papier ist.

    Der Inhalt dieses Bildes kann dabei vielfältig sein und wäre wieder neu zu definieren.

    Meine Frau sagte einmal zu mir du bist ein Bild von einem Mann, ist lange her und sie hat dabei nicht an die Fotografie gedacht. In meiner Definition hat sie dabei ganz vergessen, das ich eher eine Skulptur bin nämlich 3 Dimensional, aber gut, hier wäre der Sprachgebrauch des Wortes Bildes auch zu klären.

    Pressefotografen, versuchen den Alltag, etwas geschehenes, aufzunehmen und dann zu zeigen.

    Photographen oder Künstlern geht es um andere Dinge, wie Emotionellen z. B..

    Meine Serien, sei es die Haslach oder der Schauinsland zeigen am allerwenigsten das was ich im Name sehen könnte, es sind Reduzierungen, Essenzen oder Ausschnitte. Oft kann ein anderer Fotograf dieses so nie wahrnehmen.

    Und warum machen ich diese? Einfach um nicht verrück zu werden.

    Frei nach Marlen Hausdorfer in "Die Wand":

    "Ich schreibe nicht aus Freude am Schreiben; es hat sich eben so für mich ergeben, dass ich schreiben muss, wenn ich nicht den Verstand verlieren will."

    https://www.marlenhaushofer.ch/wp-content/uploads/2019/12/Die_Wand.pdf

    insta....

    Getting photographs is not the most important thing. For me it’s the act of photographing. It’s enlightening, therapeutic and satisfying, because the very process forces me to connect with the world…

    (Michael Kenna)

  • Und warum machen ich diese? Einfach um nicht verrück zu werden.

    Angesichts der Tatsache, dass das Fotografieren sich für mich finanziell in keinster Weise auszahlt, dachte ich selber schon darüber nach, dass es dann halt was Therapeutisches sein müsste. Allein: ich habe bis anhin leider noch keinen Arzt gefunden, der mir eine Technika oder eine 10m-Rolle Fomabrom Variant 111 verschreibt.

  • Ihr schreibt interessante Sachen.

    Wenn ich gefragt werde, ob ich mit der Fotografie Geld verdiene und verneine, werde ich gefragt warum ich denn soviel Zeit und Geld in die Fotografie investiere? Die Antwort lautet: Damit ich nicht in der Klappsmühle lande.

    Und ja! Es geht um Bilder. Um mein Zugang zu der Welt.

  • Auftrag hin oder her, das war nicht die Frage.
    Es geht mir wertungsfrei um die Frage wann ist eine Fotografie ein Bild.
    Daher auch die Sache mit Abbildung und Bild. Es wird andauernd davon
    gesprochen das digitale Aufnahmen etwas anderes sind als analoge.
    Da finde ich die Frage danach, was ein Bild ist, doch mal interessant.

    es ist Zeit zu gehen

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