Kapitolgebäude - Olympia, Washington 2023


  • Wenn wir hier schon das Raten anfangen, an ein WW Objektiv mag ich nicht so recht glauben.
    Ich denke wegen der Kompression eher an eine etwas längere Brennweite als Normal mit Shift und Rise.
    Aber warten wir mal ab was Norman uns so sagt.

    es ist Zeit zu gehen

  • Ich danke Ihnen für Ihre Komplimente, Fragen und Kritik. Dieses Foto stammt von einem 4x5-Negativ, das mit einem 135 mm Rodenstock Sironar N-Objektiv aufgenommen wurde - etwas kürzer als normal für dieses Format. Ich verwende gerasterte Mattscheiben sowohl für 4x5 als auch für 8x10 und habe mein Bestes getan, um sicherzustellen, dass die vertikalen Linien hier gerade sind. Sehen Sie den Rand des Gebäudes auf der rechten Seite. Ich glaube nicht, dass ich es noch gerader hätte machen können, und ich sah keinen Grund, die Kamera zu schwenken, um das Bild zu verzerren. Die Perspektive erscheint mir in diesem Fall völlig natürlich.

    Norman

  • FÜr mich ist das auch gerade. Allerdings empfinde ich die Säulenreihe rechts als dermaßen dominant, daß sie das Bild einfach aus der Waage bringt. Das hätte allenfalls eine längere Brennweite und größerer Abstand zuwege gebracht.

    Andererseits steht das Zeug nun mal so da, wie es dasteht.

  • FÜr mich ist das auch gerade. Allerdings empfinde ich die Säulenreihe rechts als dermaßen dominant, daß sie das Bild einfach aus der Waage bringt. Das hätte allenfalls eine längere Brennweite und größerer Abstand zuwege gebracht.

    Andererseits steht das Zeug nun mal so da, wie es dasteht.

    Das meinte ich mit rechtslastig. Ich meine die Baumasse. Allerdings hat Norman das noch geschickt gelöst, indem er das Gebäude rechts mehr ins Bild nahm, statt die Säulenfront abzuschneiden.

  • Ich versuch's mal.

    Es ist ja durchaus interessant, wie ein bildender Künstler wie Noman das angeht. Wenn man sich den Säulenvorbau des Kapitols links anschaut, sieht man, dass dort der linke Fluchtpunkt der Zweipunktperspektive liegt, und zwar im rechteckigen Sockel unter den korinthisierenden Säulen.

    Der rechte Fluchtpunkt ist nicht zu sehen. Er liegt natürlich auf der selben Höhe wie der Linke, klar. Aber das entspricht im Bild nicht dem Säulensockel links. Wenn man von dort nach rechts schaut, entlang des Sockels des Kapitolgebäudes, und dann weiter nach rechts, zum "Insurance Building", dann setzt sich diese angefangene Fluchtlinie fort in den attischen Säulenbasen der strengeren dorisierenden Säulen des Versicherungsgebäudes. Eben nicht im dortigen Sockel, was man aber vielleicht erwarten würde, weil es sich wie links ja auch um eine Sockelzone handelt.

    Der Grund ist klar: der Sockel des Insurance Building ist niedriger als der Sockel des Kapitols.

    Weil aber der Sockel nun unterhalb der Horizontlinie liegt, fluchtet dessen oberer Abschluss in Richtung des unteren rechten Bildrandes. Das macht das Bild rechtslastig. Vermutlich kann man da korrigieren, soviel man will.

    Dann kommt noch hinzu, dass die korinthisierenden Säulen des Kapitolvorbaus grafisch gezeigt werden, als eine Säule ohne plastische Modellierung durch Licht und Schatten, während die dorisierenden Säulen rechts am Versicherungsgebäude mit plastischer Rundung vor dunkler Raumhinterfassung stehen. Der Raum dort erzeugt ebenfalls ein Gewicht, und er ist zugänglich, man kennt das ja von gotischen Kirchen mit ihren Säulenarkaden (Hans Jantzen). - Die Raumgrenze verdoppelt sich dadurch und erhält eigene Tiefe, ein eigenes raumspezifisches Gewicht, während man links nur einen weißen Strich sieht.

    Die Zweipunktperspektive ist ja eigentlich eine Übereckperspektive. Weil man zwei Fluchtpunkte auf einem gleichen Horizont hat, geht man normalerweise von einer annähernden Gleichberechtigung der Fluchtpunkte auf. Nun sieht man hier aber den rechten Fluchtpunkt gar nicht, weil er weit weggelagert jenseits des rechten Bildrands liegt, indem gleich mehrere Raumgliederungen nach links verlegt werden (Kapitolvorhallenecke, Kapitolgebäudeecken, Treppenaufgangsockelecken am Versicherungsgebäude, Raumteilungen in der Straßenmarkierung ...). Das erzeugt ebenfalls eine Präponderanz der rechten Bildseite.

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