Lieber Klick oder lieber unverrichteter Dinge nach Hause?

  • Passt übrigens zum Thema. Da wollte ich eine ehemalige Halle fotografieren, die man von der Sbahn aus gut sehen kann.


    "Mein" Kraftwerk bei Hamm paßt dann wohl auch :mrgreen:


    In einer langgestreckten Kurve einer Autobahn, die sich durch den Wald furcht, schieben sich plötzlich binnen weniger Sekunden zwei imposante Kraftwerktürme ins Bild.


    Es hätte natürlich sein können, daß mich ausschließlich dieser regelrecht filmische Ablauf faszinierte, ein Foto selbst hingegen eher banal wirkt.

    Was ich jedoch mal rausfinden wollte, und als Aufgabe abspeicherte.


    Werner, Aufgabe hier positiv wie "anpacken" :)


    2 Jahre später zeigten sich die rausgesuchten Waldwege als ungeeignet.

    Muße zum stundenlangen Rumsuchen im Wald für gute Sicht auf die Impression hatte ich dann auch nicht, zumal noch eine entfernte Destination auf mich wartete; also kurvte ich noch ein bissel über Asphalt, bis ein Feldweg Sicht auf das Kraftwerk bot.


    Hier dann - ein typisches Kraftwerkgebäude in weiter Flur halt, also nicht etwa "zwei Türme im Wald" - das war so gar nicht mein Plan, überhaupt nicht meine Interessenslage, ja ich mag doch i.d.R. gar keine Industriebilder.


    Nichtsdestotrotz wollte ich nach längerer Abstinenz mal wieder den Auslöser drücken, warum also nicht, eine gute Übung hier.

    Negativ und Foto dann, recht gut gelungen nach meinem Verständnis, hatten ihre Schuldigkeit getan, und landeten in der Rundablage, was für mich ok ist.



    Allgemein drücke ich den Auslöser allerdings nicht, wenn ich nicht der Überzeugung bin, es könne ein Wandbild werden.

    So oder so erachte ich mein Handeln als bewußte Entscheidung für oder gegen eine Aufnahme, nicht etwa als ein "Aufgeben".

    Meine persönliche Nietenquote erreiche ich bereits durch sonstige Übelstände :mrgreen:

  • Dann mal los: das sieht vielversprechend aus

    Jo, mach ich, nächste Woche. Ich muss nur mal sehen, wie ich die Reisekamera auf dem Stativ mit dem Objektiv nah genug an den Zaun kriege. Da ist Vegetation im Weg; mit KB in der Hand geht das gerade noch. Unterwegs mit Machete/Kettensäge kommt in der Dortmunder Nordstadt nicht richtig gut. Ich stells dann auch ins Forum. Versprochen!

  • Das ist bloß ziemlich deprimierend dort, die Gegend um Longwy. Das kann einem aufs Gemüt gehen. - Als Kontrast zur eisernen Depression gäbe es dort noch die gotische Kirche von Avioth und das renaissante Dorf Marville.

    Ja, eigentlich eine schöne Gegend, aber immer noch kriegszerfurcht und verrostet. Aber an sich ein schönes Thema für mich ;-).

  • Ich glaube, ich muss da mal hinfahren.


    Zum Thema Renovierung:


    Ich war 1996 in der Kathedrale von Chartres. Und war durchaus beeindruckt, very special atmosphäre. 2016 habe ich dann gelesen, dass viele Besucherinnen und Besucher aufgrund des restaurierten Weiß, in dem das Gebäude im Inneren mittlerweile erstrahlen würde, irritiert wären. Ich kann das gut verstehen, mir würde es wahrscheinlich ähnlich ergehen.

  • Die ist aber auf dem Betriebsgelände, das man nicht ohne weiteres betreten kann, und ich neige nicht zu den wenig legalen Aktivitäten der mittlerweile überhandnehmenden Lostplacesfreaks.

    Ich zähle mich nicht zu den Lostplacefreaks, aber habe bei einer Grube im Saarland nicht nur Fotografier- sondern auch Aufenthaltsverbot :lol:.

  • Ich glaube, ich muss da mal hinfahren.


    Zum Thema Renovierung:


    Ich war 1996 in der Kathedrale von Chartres. Und war durchaus beeindruckt, very special atmosphäre. 2016 habe ich dann gelesen, dass viele Besucherinnen und Besucher aufgrund des restaurierten Weiß, in dem das Gebäude im Inneren mittlerweile erstrahlen würde, irritiert wären. Ich kann das gut verstehen, mir würde es wahrscheinlich ähnlich ergehen.

    Ich kann es bestätigen. Man stelle sich eine strahlende Kathedrale mit dem wundervollen Stein der Champagne vor, die dann von innen mit einer dichten, hellen Zuckergusslasur überzogen ist. Ich war im April dort. Gruuusig.

  • Wooaah, was ist da passiert?

    Ach, die haben bei/in einer Grube so ein "naturhistorisches Erlebnis-Museum" gebaut. Dafür haben sie Zäune abgerissen und man konnte gemütlich reinlaufen. Nach ein paar Stunden hat uns ein Security entdeckt und erst mal das Fotografierverbot ausgesprochen. Dann hat er uns des Geländes verwiesen und noch ein Aufenthaltsverbot erteilt. Anschließend hat er uns bis zum Auto begleitet, festgestellt, dass wir da auf Gelände der Baufirma parken und uns, da es so schön war, noch ein Parkverbot erteilt.

  • Ach Landsweiler-Reden: nebenan wurde ich geboren, in Quierschied, im Knappschaftskrankenhaus, wo die Bergmänner starben, an Staublunge.


    Mein Ururgroßvater war "abgelegter Bergmann", weil er sich an einer gewerkschaftlichen Aktion beteiligte, die "Rechtschutzrevolver" verteilte, gegen die preußische Verwaltung, die die Leute so knapp hielt, dass sie nur am Sonntag frei hatten und gerade mal den Gemüsegarten pflegen und in die Kirche gehen konnten. Die Saarländer waren so katholisch, es waren ja Bauern vom Land, Tholey in meinem Fall, die in den Saarkohlenwald zogen.


    Um die Unterdrückung effektiver zu gestalten, stellten sie eine Kneipe vor die Lohnstelle, wo sie noch ihr Geld versoffen, bevor es nach Hause ging. - "Abgelegt" heißt "ausgestoßen", weshalb er dann Krämer wurde und der Bruder Fuhrwerker.


    Es sind die Geschichten, die diese Orte interessant machen. Nebenan, Neunkirchen: Hütte und Walzwerke, dann der Itzenplitzer Weiher (wohin ich mit meiner ersten Liebe wanderte), die Grube Camphausen, mit dem Bahnhof davor.


    Es gibt da eine Story, da traute sich Ende des 19.Jhd. ein Hüttenarbeiter in Neunkirchen, ohne die Erlaubnis des Barons Stumm zu heiraten. Er wurde entlassen und wanderte nach Saarbrücken. Auf dem Weg dorthin wurde er in Quierschied erschlagen: als abgelegter Hüttenarbeiter war er vogelfrei, und von Neunkirchen aus wurden einfach alle Polizeistationen auf dem Weg benachrichtigt, wer da vorbeikommen wird.


    Keine Ahnung, wie man so eine Story in 4x5-Bilder gießen könnte.


    Die haben aber von Seiten der Industriekultur noch interessante Räume, https://www.industriedenkmal.d…-saarland/bergwerk-reden/ - der Dino-Erlebnis-Park ist wirklich eine blöde Sache und oben die Ranch, auf der Bergehalde, auch: da geht es nur ums Fressen.


    Zum Glück - oder Unglück für die Dienstleistungswirtschaft, die nach dem Rückbau der Montanindustrie entstand - ist der Dino-Park am Ende und der Gaul geritten. Wird Zeit, dass da Ruhe einkehrt und die Leute das Interesse an den Erlebniswelt verlieren. Ich finde das einfach unanständig, dort abzuhotten, wo die Leutevom Schicksal in den Dreck geschmissen wurden.


    In Völklingen ist es ja nicht anders. Da vergnügen sich die Leute in der Gasgebläsehalle. Dass die Luft damals ölgeschwängert war und der Krach fürchterlich, wird gerne vergessen. Dass die Leute längst nicht mehr leben, die dort schuften. Dass deren Häuser zusammenstürzten, wegen der Grubenschäden.


    Am schlimmsten ist, was man nicht sieht: die Bodenbelastung! Alles vergiftet. Birken auf dunklem Grund, schön. Was anderes wächst dort aber gar nicht.

  • Das ist die ungeliebte Geschichte aller abgelegten Industrieregionen ... ich bin von der einen in die nächste gekommen ... da ist keine Romantik. Fürs "gewöhnliche Volk" existiert keine verklärte Vergangenheit; für sowas gab es nie Zeit.

  • Keine Ahnung, wie man so eine Story in 4x5-Bilder gießen könnte.

    Ach, es muss nicht immer 4x5 sein ;)


    Ich überlege in so einem Fall, was ich wie darstellen möchte. Nehme ich eine Kamera/Objektiv aus der Zeit? Film? Extrem schwierig, das Thema.

    Ich hab mal Kirchen in Mannheim auf 24x30cm² fotografiert, über oo fokusiert. Scharf fotografiert konnte man sie nicht mehr darstellen, wie sie eigentlich gedacht waren. Durch den Krieg zerstört, Umgebung geändert, Anbauten, Oberflächen verändert....

    Aber wir kommen vom Thema ab ;)

  • Jo, mach ich, nächste Woche. Ich muss nur mal sehen, wie ich die Reisekamera auf dem Stativ mit dem Objektiv nah genug an den Zaun kriege.

    Mein Versprechen kann ich nicht einhalten. Ich schaffs nicht, die Zaunelemente stehen zu eng, ich komm da so nicht dran. Ok, dann muss es eben bei digitalem KB bleiben. Tut mir leid.

  • Post by cherub ().

    This post was deleted by the author themselves: Der Rahmen ist entglitten, hier will ich nichts geschrieben haben. ().

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