Tatorte rechter Gewalt mit Großformat fotografiert

  • Waren es auch nicht sehr,sehr viele Millionen nicht Juden, denen die gleichen Täter auf die gleiche brutale weise das Leben genommen haben? Hmmmm.

    Deine sogenannten Fakten sind Fake news. Und zwar sowas von!


    Nur zur Info:

    Das hier ist ein öffentliches Forum.

    Relativierung des Holocaust in der Öffentlichkeit, und darum handelt es sich hier eindeutig, ist strafbar.


    Damit bin ich hier auch schon wieder raus.

  • Gewalt ist Gewalt. Es gibt keine rechte, linke oder mittlere Gewalt.

    Das entspricht in keinster Weise der Rechtssprechung und hoffentlich auch nicht dem allgemeinen Verständnis einer Aufklärung von Gewalttaten, bei der ja explizit das Motiv des Täters eine wichtige Rolle spielt. Das Infragestellen eines politischen Hintergrundes bei Taten des NSU ist alleine deshalb absurd, weil der NSU sich selbst als politisch motiviert beschreibt. Und ja, das Herausarbeiten eines Tatmotivs wird auch bei Tätern mit anderen (wie z.B. religiösen) Motiven so gehandhabt.


    Ebenso billig ist es in meinen Augen, gleich zu fordern der Fotograf müsse sich nun aber auch bitte an weiteren Tätergruppen "abarbeiten". Oder dass es komisch sei, wenn solche Arbeiten auch noch Applaus bekämen (ist vermutlich alles eine Medienkampagne).


    Mich beschleicht da der klammheimliche Gedanke, dass das Thema irgendwie "heikel" sei und da besser der Mantel des Schweigens drüber gedeckt werden müsse.

  • Es ist vermutlich ein Mißverständnis: Ich lese geo so, dass es neben den 6 Millionen Juden, mehrere Millionen weitere systematische und/oder Kriegsopfer der eben selben Nazi-Täter gegeben hat - zum Beispiel in der Sowjetunion. Damit relativiert er nicht den Holocaust sondern erweitert diesen um die vielen weiteren Millionen Opfer. Faschismus ist eben nicht nur Antisemitismus sondern auch der Haß und das im Morden zur Schau gestellte Herrenverhalten gegenüber allen als minderwertig propagierten Völker (vor allem im Osten).

    In Zeiten wie heute, wo PolitikerInnen, die sich hierzulande gegen "Rechts" stellen, nicht voller Scham reagieren, wenn zugleich in einem Bündnisland wie Cananda ein ukrainischer SS-Mann im Parlament "standing oviations" bekommt, frage ich mich aber auch, was die Menschheit an Faschismus nicht verstanden hat oder mit welcherlei Maß Faschismus heutzutage bewertet oder durchgewinkt wird. Heute ist ja Historiziät nur noch von einem iPhone-Modell zum nächsten.

  • Wer und wo, und an welchen Stelle hat da was relativiert? Und was sind die Fake News? Das es außerhalb von Holocaust noch viele andere Opfer gab?

  • Da beschäftigt sich ein junger Fotograf mit seinen künstlerischen Ausdrucksmitteln mit rechter Gewalt.

    Inwieweit ihm das bisher gelungen ist oder nicht, kann man fachlich diskutieren.


    Aber sein Vorhaben wird vor allem damit kritisiert, dass er sich nur mit dieser Form von Gewalt auseinandersetzt, und nicht zugleich auch noch mit allen anderen Arten von Terror und Gewalt, die die Menschheitsgeschichte bis hin zu den oben erwähnten Scheiterhaufen des Mittelalters zu bieten hat. Das sind Totschlag-Argumente. Unter diesen Bedingungen darf man dann gar nichts Richtiges mehr anfangen.


    Wie wäre es denn, wenn sich unter uns Großformatfotografen jemand findet, der sich einem anderen der hier als fehlend kritisierten Themen widmet und damit zur Komplettierung beiträgt? Statt denjenigen wegen Unvollständigkeit zu kritisieren, der jetzt mal an einer Stelle angefangen hat.

  • Zweimal nachgefragt, zweimal kommen keine Belege für gemachte Aussagen (den Begriff "Meinung" benutze ich in diesem Zusammenhang bewusst nicht, da ich das von geo Geschriebene nicht für unter den Meinungsbegriff Einzusortierende halte) sondern Relativierung von Verbrechen. Die von einigen anderen Forumsteilnehmern geteilt wird. Ich hoffe, dass zumindest dem Admin dieses Forums klar ist, was hier gerade abgeht. Und was das für Folgen haben kann.

  • Zweimal nachgefragt, zweimal kommen keine Belege für gemachte Aussagen (den Begriff "Meinung" benutze ich in diesem Zusammenhang bewusst nicht, da ich das von geo Geschriebene nicht für unter den Meinungsbegriff Einzusortierende halte) sondern Relativierung von Verbrechen. Die von einigen anderen Forumsteilnehmern geteilt wird. Ich hoffe, dass zumindest dem Admin dieses Forums klar ist, was hier gerade abgeht. Und was das für Folgen haben kann.

    Manchmal hilft auch genaues Lesen, auch mehrfach zur Not. Dann muss nicht etwas Hineinlesen, was da nicht steht. Da werden keine Verbrechen relativiert sondern in ihrer Dimension erweitert, was de facto keine Relativierung darstellt.

  • Angesichts eines Mißstandes zu fragen: "Ja, aber wie isses mit XYZ, das muss auch berücksichtigt werden!" nennt man "Whataboutism".


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Whataboutism - das ist durchaus eine Verharmlosung, und eine Relativierung, klar, es werden ja Sachen verglichen. Da gebe ich Blindfisch recht.


    Merkwürdig auch der Link auf lohntrollige RT-Schwurbler. Ich schließe mich Lichtbildner an.

  • Lasst mal die Kirche im Dorf.

    Ich sehe auch nicht, dass geo irgendetwas relativiert hat. Im Gegenteil.

    Im Übrigen kommen wir immer weiter weg vom Thema dieses Thread.

    Ich glaube, hier irrst du. Unsere Debatte um geos gewaltrelativierende Aussagen nähert sich dem eigentlichen Thema des Threads "Rechte Gewalt" sogar immer näher an. Weil es nämlich genau diese hier im Forum momentan stattfindende Debatte ist, die geradezu exemplarisch für den argumentativen Missbrauch von historischen Daten, Fakten und Ereignissen steht, der von einigen politischen Akteuren betrieben wird. Denn genau dieser Missbrauch von Begriffen und die hier geschilderte Relativierung haben in Deutschland den ideologischen Nährboden dafür bereitet, dass wir in den letzten 30 Jahren die Form von politisch motivierter Gewalt erleben mussten, um die es in obigem fotografischen Projekt geht.


    Nur damit kein falscher Eindruck über meine eigene politische Selbstverortung entsteht: Diesen Missbrauch der Begriffe gibt es nicht nur im rechten Lager, sondern auch bei der Linken (was immer das momentan gerade ist). Freilich - und das gehört zur Debatte unbedingt dazu, will man nicht einseitig argumentieren und einen relevanten Teil der Realität ausblenden - ist das von Rechten ausgehende Ausmaß an Gewalt um ein mehrfaches höher, als das, welches von der Linken ausgeht. Auch hier: Bitte um gegenteilige Belege, falls meine Aussage falsch sein sollte.


    geos Verhalten jedenfalls ist geradezu protoypisch für die Debattenkultur heutzutage in Foren und sozialen Medien: Er trifft eine relativierende und dem aktuellen Stand der Forschung widersprechende Aussage (den Hintergrund von Paragraf 130 Strafgesetzbuch lass ich jetzt sogar mal außer acht). Fragt man ihn dann nach Belegen für seine Aussage um vergleichen zu können, kommt: nichts. Da ich eigentlich kein Freund von cancel culture bin, würde ich mich aber gern erst einmal argumentativ mit solchen Aussagen wie denen von geo auseinandersetzen. Das geht nur leider nicht, wenn da keine Belege, Daten oder Fakten vorgebracht werden, die die von ihm getroffenen Aussagen stützen.


    Im Gegenteil: Fragt man nach, wird


    1. die Relativierung umformuliert und einfach nur wiederholt („Das es außerhalb von Holocaust noch viele andere Opfer gab?“) ergänzt jetzt um


    2. alternative Fakten/Verweise auf populistische Belege („Beitrag #13 von Thora könnte auch von mir sein“) , die zudem aber komischerweise nicht von geo selbst stammen, sondern die er sich sozusagen erst IM NACHHINEIN von anderen borgen muss; dazu kommt der beinahe schon erwartbare


    3. Whataboutismus („Waren es auch nicht sehr,sehr viele Millionen nicht Juden, denen die gleichen Täter auf die gleiche brutale weise das Leben genommen haben? Hmmmm.“)


    Gleichzeitig - und unfreiwillig, aber das ist in diesen Debatten nichts Ungewöhnliches - wird ein eklatanter Mangel an Kenntnis über grundlegende Zusammenhänge offenbart (hier über unser Rechtssystem: Eine bewußte oder unbewußte Schiebung eines Verbrechens (oder Tat) in eine Richtung (links/rechts….) macht das Motiv zum Mittelpunk…) und es wird


    4. mit Strohmännern argumentiert („und die Tat selber auch die Opfer spielen dabei nur die neben Rollen.“). Zumal es wohl nur wenige dokumentarische Foto-Projekte in Deutschland in den letzten 30 Jahren gegeben haben dürfte, die mit solcher Akribie und solchem Aufwand genau das getan haben, was geo hier schlichtweg leugnet: In diesem Projekt spielen gerade die Opfer die Hauptrolle! Denn wer sich auch nur ein bisschen mit dem in Deutschland geltenden Persönlichkeitsrecht absoluter oder relativer Personen der Zeitgeschichte auskennt und wem obendrein die Begriffe „Pietät, Respekt und Wahrung der Totenruhe“ etwas sagen, der wird zugeben müssen, dass der von Julius Schien gewählte fotografische Ansatz der Würde und Bedeutung des Themas kaum verbesserbar angemessen ist. Hier von einer „Nebenrolle“ zu reden, zeugt im besten Falle von maximaler Ahnungslosigkeit. Im schlechtesten Falle bekräftigt es nur eine Intention, die sich zuvor bereits bei der Relativierung schwerer Verbrechen zu erkennen gegeben hat.


    ---


    Und auch aus ästhetischer Sicht - und hier komme ich mal auf den Ausgangspost zurück - erklärt sich die Wahl der Mittel (Großformat) geradezu logisch. Denn durch dieses große Format und den damit einhergehenden Detailreichtum ergibt sich für denjenigen, der sich mit dem Thema auseinandersetzen möchte die Möglichkeit, das hohe visuelle Potenzial des Abgebildeten mit der schieren Faktizität des Geschehenen verknüpfen zu können. Ein Ort wird nacherlebbar, die dort verübte Tat wird mit dem sie umgebenden Raum verbunden. Dabei wird die sprichwörtliche Banalität der Orte dem dort verübten Grauen gegenübergestellt. Die Bilder sind im doppelten Sinne realistisch, im Courbetschen wie im mimetischen (jedenfalls die, die ich bisher sehen konnte). Dadurch, dass der Fotograf den Betrachter an den Tatort führt, machte ihn in gewissen Sinne zum Augenzeugen. Zum Chronisten. Das bewusste Vermeiden jeglicher dramatisierender Effekte verstärkt dabei die nüchterne und „faktische“ Atmosphäre des zu Erzählenden nur noch: man bekommt das Gefühl, dass man - würde man selbst tatsächlich an diese Tatorte reisen - sich das jeweilige Sujet einem selbst genauso darbieten würde, wie es das vor des Fotografen Kamera getan hat.


    Schien zeigt uns die Orte als das was sie sind: Plätze, von denen wir alle umgeben sind, Plätze wie sie jeder kennt und an denen jeder von uns schon einmal gewesen sein könnte. Beim Betrachten eines der Bilder (Bochum 1997) schoss es mir in gewisser Weise sogar „selbstreferentiell“ - im Sinne von: Großformatfotograf - durch den Kopf. Zu sehen ist eine alte Industrieruine, wie ich sie - und möglicherweise auch sehr viele von euch - irgendwann schon einmal fotografiert habe. Und es gehört nicht zwingend zum Nicht-Denkbaren, dass man allein mit seiner Kamera irgendwo in dieser Ruine steht, wo einen niemand hören und sehen kann und einem auch niemand zu Hilfe kommt und plötzlich tauchen zwei oder drei Neonazis auf, halten einen ob der Kamera für einen „Künstler“ - in deren „Denken“ gleichbedeutend mit entweder links oder schwul oder beides, auf jeden Fall aber irgendwie degeneriert und also nicht lebenswert - und schlagen dich tot. Einfach so.


    Schien zeigt Orte, an denen Menschen ermordet worden. Einfach so. Viele von ihnen deshalb, weil sie anders aussahen oder anders lebten, als man selbst. Oder weil sie einfach nur ihren Job gemacht haben, wie beispielsweise mehrere Polizisten. Einfach nur deswegen totgemacht.


    Aber es ging dem Fotografen ja nur um den „maximallen Effekt“, nicht wahr, geo?

  • Ist das wieder ein Täuschungsversuch?


    Zahlen und Fakten
    Zahlen und Fakten
    www.verfassungsschutz.de


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  • Und auch aus ästhetischer Sicht - und hier komme ich mal auf den Ausgangspost zurück - erklärt sich die Wahl der Mittel (Großformat) geradezu logisch. Denn durch dieses große Format und den damit einhergehenden Detailreichtum ...

    Ich sehe, dass wir in unserer Beurteilung von Schien's Fotografien sehr nah beieinander liegen. In diesem allgemeinen Meinungsaustausch, ob kontrovers oder im Konsens, liegt für mich der Sinn dieses Threads.


    Was deine anderen Ausführungen anbelangt, so möchte ich mich an dem detaillierten Anprangern, Zerpflücken, Analysieren und Interpretieren dessen, was ein anderes Mitglied dieses Forums hier geschrieben hat und eventuell gemeint haben könnte, nicht beteiligen. Das hast du kürzlich an anderer Stelle hier im Forum auch schon mal gemacht. Es liegt an der informellen Schriftform eines Online-Forums, dass Äußerungen viel zu leicht eine Färbung oder Deutung erhalten, die vielleicht ganz anders gemeint war. Daher bin ich der Ansicht, dass man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, sondern lieber beim Thema Fotografie bleiben sollte.


    Oder, um mit deinem eigenen Claim zu sprechen: "Es gibt keine Lösung, weil es kein Problem gibt."

  • Ausstellung..also ich würde mir die Ausstellung auch anschaun, wenn die Fotos mit nem Handy fotografiert wären, da kommt es gar nicht so drauf an, dass es mit einer 4x5 aufgenommen wurden, das erschliesst sich mir nicht recht. Konzeptuell geht das ansatzmässig für mich in Richtung Dokumentar- oder Reportagefotografie, weil was Besonderes soll das Ablichten von normalen Orten denn sein..das kann ja wirklich überall sein. Wie diese Orte dann historisch/emotional 'aufgeladen' sind ist Ansichtssache.

  • Es ist vermutlich ein Mißverständnis: Ich lese geo so, dass es neben den 6 Millionen Juden, mehrere Millionen weitere systematische und/oder Kriegsopfer der eben selben Nazi-Täter gegeben hat - zum Beispiel in der Sowjetunion. Damit relativiert er nicht den Holocaust sondern erweitert diesen um die vielen weiteren Millionen Opfer. Faschismus ist eben nicht nur Antisemitismus sondern auch der Haß und das im Morden zur Schau gestellte Herrenverhalten gegenüber allen als minderwertig propagierten Völker (vor allem im Osten).

    In Zeiten wie heute, wo PolitikerInnen, die sich hierzulande gegen "Rechts" stellen, nicht voller Scham reagieren, wenn zugleich in einem Bündnisland wie Cananda ein ukrainischer SS-Mann im Parlament "standing oviations" bekommt, frage ich mich aber auch, was die Menschheit an Faschismus nicht verstanden hat oder mit welcherlei Maß Faschismus heutzutage bewertet oder durchgewinkt wird. Heute ist ja Historiziät nur noch von einem iPhone-Modell zum nächsten.

    Der Witz ist doch: es geht um aktuelle rechte Gewalt, nicht um die Shoa, und nicht um die weiteren noch viel mehr Millionen Menschen, die die totalitären Systeme der Nazis und der Russen und der Chinesen umgebracht haben.


    Es ist kein historisches Projekt, sondern eines, das sich auf die Gegenwart bezieht. Das wird - warum auch immer, vermutlich aus reiner Schwurbelei - überfrachtet mit grotesken Ansprüchen. Und relativiert, indem man von der Gegenwart weg weist zu einer monströsen Vergangenheit. Da braucht man ja gar nicht erst anzufangen.


    Dabei braucht es aber solche Projekte, damit die aktuelle Gewalt sichtbar wird und aufhört.

  • Wenn das dein Versuch war, deine eigene Aussage

    Quote from geo


    "Es gibt keine rechte, linke... Gewalt"

    widerlegen zu wollen, dann gratuliere ich: Es scheint dir gelungen zu sein. Sauber gearbeitet, da gibt´s nichts zu meckern. Warum nicht gleich so? Zur Sicherheit noch den hier: :mrgreen:


    Problem ist nur: Auf das eigentliche Thema dieses Threads hast du wieder nicht geantwortet. Denn das fotografische Projekt setzt sich ja insbesondere mit getöteten Menschen auseinander, die Opfer rechter Gewalt wurden. Seit dem Jahr 1990 offenbar mindestens 219 in ganz Deutschland (+ 16 weitere Verdachtsfälle). Wenn man diese Zahl also vor dem Hintergrund des politischen Extremismus in Deutschland im Allgemeinen einordnen möchte, wäre zum Vergleich auch eine Zahl der von Links begangenen Tötungsdelikte hilfreich, um tatsächlich solche relativierende Aussagen, wie du sie getroffen hast, machen zu können. Da du das Ausmaß von rechter Gewalt dem Ausmaß von linker Gewalt gleichgesetzt hast, wirst du also sicherlich auch wissen, wie viele Menschen in Deutschland im selben Zeitraum (also seit 1990) durch linke Gewalttäter getötet wurden. Es müssten dann ja ungefähr genauso viele sein, oder? Wäre es möglich, dass du mir diese Zahlen zu Verfügung stellst? Es muss gar nicht mal so ausführlich sein wie bei dieser Quelle für rechte Gewaltopfer. Ort, Datum und ein zwei Infos zum Tatgeschehen würden reichen.

  • Ich denke der Begriff der „rechten Gewalt“, so wie er aktuell von der oben zitierten Amadeu Antonio Stiftung aber auch von anderen Gruppierungen genutzt wurde, sollte unbedingt einer Präzisierung unterliegen, da er bisher bewusst (oder gar irreführend?!) deutlich weitreichender verwendet wurde als eine alleinige Beschreibung von rechts- bzw. rechtsextrem-politischen Verbrechen und Handlungen. Die bisherige Klassifizierung von rechter und linker Gewalt unterliegt einer Subjektivität und damit verbundene Statistiken sollten mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Die traurigen Ereignisse der letzten Tage haben sicherlich hier etwas ins Rollen gebracht.

  • Inwiefern die Beschreibung rechter oder linker Gewalt subjektiv verzerrt sind, kann ich nicht beurteilen. Ich vertraue da auf die Fachkunde der Behörden und der Fachpersonen. Man kann ja nicht immer alles in Frage stellen oder mit Vorsicht interpretieren - wozu hat man diese Leute?


    Aber unabhängig davon zeigen die "traurigen Ereignisse" für mich vor allem, wie wenig die Menschen heute ansonsten noch aufeinander hören, wie schnell wahlweise zugestimmt oder angeprangert wird.


    Vielleicht ist so ein Projekt einer bedächtigen Spurensuche ja auch eine Art Selbstbestimmung, die nicht von den (A)Sozialen Medien getriggert wird, in denen blödsinnigerweise "Befragen", "Beschreiben" und "Erklären" mit "Rechtfertigen" gleichgesetzt und sofert nach Schema F verfahren wird.


    Die Kunst hat da ganz andere Arten, den Menschen zum Nachdenken zu bringen als z.B. ein Polizeibericht oder eine Nachricht in der Zeitung, indem sie "zeigt" und nicht "(aus)sagt" oder "behauptet". Das sieht man auch aktuell, vgl. https://west-eastern-divan.org…ust-be-stronger-than-ever - allein der Umstand, dass arabische und israelische MusikerInnen aufeinander hören, um miteinander zu spielen, zeigt, was möglich sein sollte.


    Vielleicht würde es Sinn machen, das Fotoprojekt auf diesen Aspekt hin zu befragen: zeigt es wesentliche Antworten auf Fragen, beschreibt es die Sachverhalte (nicht Tatsachen), befähigt es zum Erklären des Vorgefallenen?

  • Freilich - und das gehört zur Debatte unbedingt dazu, will man nicht einseitig argumentieren und einen relevanten Teil der Realität ausblenden - ist das von Rechten ausgehende Ausmaß an Gewalt um ein mehrfaches höher, als das, welches von der Linken ausgeht. Auch hier: Bitte um gegenteilige Belege, falls meine Aussage falsch sein sollte.

    Die bisherige Klassifizierung von rechter und linker Gewalt unterliegt einer Subjektivität und damit verbundene Statistiken sollten mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Die traurigen Ereignisse der letzten Tage haben sicherlich hier etwas ins Rollen gebracht.

    Die Kriminalstatistik als Argument anzuführen halte ich ebenso für schwierig, da gerade hier ein Zerrbild bezüglich rechts/links schon in der Datenbasis enthalten ist. Leider wird sie aber regelmäßig zur Untermauerung gewisser Sichtweisen als "klarer" Beweis herangezogen und ist darüber hinaus mangels alternativer verlässlicher Datenquellen kaum widerlegbar - trotz der offensichtlichen Mängel bereits schon bei der Erhebung.


    Konsequenz aus antisemitischen Protesten: Die Straftäter besser erfassen
    Vor der Innenministerkonferenz wächst die Bereitschaft, die Erfassung der Straftaten gegen Juden zu verbessern und mehr Tätergruppen in den Blick zu nehmen.
    www.tagesspiegel.de

  • Das las ich gerade durch Zufall und das ist die zugehörige Projekt-Webseite:


    Projektseite von Julius Schien

    Jetzt aber zum Thema: Find ich gut - Gerade die Banalität der Photographien und Orte spricht Bände und lässt zumindest mich darüber nachdenken ob so etwas nicht auch hier, im idyllischen hessischen Hinterland, geschehen könnte. Und fast zwangsläufig komme ich zu genau diesem Schluß. Ob das Projekt nun rechts/links oder religiös motivierte Taten abdeckt finde ich fast nebensächlich, denn aus meiner Perspektive steht sie für radikales Gedankengut durch das Menschen zu Schaden oder gar zu Tode kommen. Und das Potential ist leider in ganz Deutschland verteilt. Links vieleicht mehr in kleinen Universitätsstädten (aus eigener lokaler Erfahrung) und der Bundeshauptstadt, rechts mehr auf dem Land und religiös dort wo sich radikaler Glaube breit gemacht hat. Am Ende ist mir aber egal wessen Faust ich im Gesicht oder Messer/Kugel in Kopf oder Bauch habe.

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