Welchen Sinn hat analoges Großformat ?

  • Klaus, Du bringst es mal wieder auf den Punkt...

    Ja, ich habe auch schon die Sterilität digitaler Abbildung bemeckert, am Anfang, als ich weitgehend von analoger auf digitale Produktion umgestellt habe. Wie ich heute weiß, lag es einfach nur an mir, an meiner falschen Wahl der Parameter. Ich habe dann einfach mal reichlich Zeit in Versuchsreihen investiert, um mich mit dem Medium digitale Fotografie auseinanderzusetzen, seine Eigenheiten zu studieren und, etwas dramatisch ausgedrückt, unter meinen Willen zu zwingen. Heute habe ich wieder den von mir geschätzten, weitgehend "analogen Look" (was immer der einzelne darunter verstehen mag...), indem ich das Werkzeug meinen Gewohnheiten angepaßt habe.
    "Werkzeuge" ist und bleibt das Stichwort. Eine Kamera ist ein Werkzeug und nicht mehr. Und damit ist eigentlich auch die Frage des Eingangspostes beantwortet:
    Welchen Sinn hat analoges Großformat? Den eines speziellen Werkzeuges für bestimmte Bildanmutungen (Schärfentiefe, Scheimpflug, Detailreichtum...) Keinen Sinn hat analoges Großbild m.E. als Selbstzweck, als Ikone rein um seiner selbst willen.

    Das Argument, mit GF kann ich besonders dispzipliniert und kreativ antworten, zieht nicht.
    Kreativität und Selbstdisziplin hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Format/der Kamera zu tun. Wer mit einer 35mm nicht sorgfältig arbeitet, der tut's auch nicht mit GF...

    Just my 2 cents...

    Gruß
    Wolf

    You're only as good as your last job. Today's great shot is what keeps the work coming in.
    Gary Perweiler

  • Zitat von "klausesser"

    Analog: Wenn wir mit unseren Augen sehen - sehen unsere Augen Korn? Nein.

    Hallo Klaus,

    das stimmt so nicht ganz. Die Rezeptoren in unseren Augen sind auch nichts anderes als chaotisch angeordnetes Korn, nur nehmen wir das nicht war, weil unser Hirn das durch Erfahrung filtert.


    Zitat von "klausesser"


    Wenn wir von "Natürlichkeit" reden wollen - dann ist digital deutlich natürlicher als analog: es fehlt das unnatürliche Korn.
    Denn Korn IST unnatürlich.

    Der Unterschied besteht eigentlich darin, dass das Filmkorn chaotisch angeordnet ist (was im uebrigen als natuerlicher empfunden wird) und das "Korn" der digitalen Aufnahme (Anordnung der Pixel auf dem Sensor) quadratisch und in der Gesamtheit immer noch rechtwinklig ist. In der Natur werden solche Anordnungen vermieden.

    Ich gebe Dir allerdings vollkommen recht, dass beides nichts mit Praezision (schon garnicht mit uebersteigerter) zu tun hat und in beiden Faellen auch nur bei unsinniger Weiterverarbeitung unangenehm auffaellt.

    Zitat von "Grauer Wolf"


    Das Argument, mit GF kann ich besonders dispzipliniert und kreativ antworten, zieht nicht.
    Kreativität und Selbstdisziplin hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Format/der Kamera zu tun. Wer mit einer 35mm nicht sorgfältig arbeitet, der tut's auch nicht mit GF...

    Hallo Grauer Wolf,

    voellig richtig.
    Nur, das Argument mit dem "disziplinierter Arbeiten" haelt sich hartnaeckig und wird sich auch weiter halten. Der Grund ist eigentlich recht simpel; mit der SLR kann jeder draufhalten und abdruecken. Mit der GF kannst Du das nicht. Zumal dann nicht, wenn die Kamera nicht Dein gewohntes Werkzeug ist, mit dem Du jeden Tag arbeitest und Du jeden Handgriff zweimal ueberlegen musst.
    Die Ausruestung ZWINGT also den Ungeuebten zum diziplinierten Arbeiten, wenn er denn ueberhaupt ein TECHNISCH brauchbares Ergebnis bekommen will.
    Das hat allerdings ueberhaupt nichts mit Kreativitaet zu tun. Entweder Du kannst kreativ fotografieren, dann haengt es nicht an der Ausruestung, oder Du kannst es eben nicht.

    Viele Gruesse
    Hans

    A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof was to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams

  • Zitat von "jan"

    ... Das sinnliche Vergnügen, auf der großen Mattscheibe ein Bild langsam zu gestalten, dazu der ruhige Prozess des Verschluß zu - Kassette einschieben - Schieber ziehen - usw., ... eigentlich fängt es bereits mit dem Aufstellen des Stativs an. Es ist für mich einfach ein Akt der Entspannung und der Freude, am ehesten vergleichbar mit Entspannungsmalerei. Dazu kommt die Freude am Umgang mit einer zwar vielleicht unzeitgemäßen aber liebgewordenen und überschaubaren Präzisionstechnik, fern von Hektik und Automatismen und schließlich und endlich ist der Eindruck, den das fertige Großformatdia auf dem Leuchtkasten oder gar in der Projektion auf mich macht ...

    Dem kann ich nur zustimmen. Ich fotografiere zu 98% digital, doch wenn ich die GF heraushole, dann habe ich einfach Freude daran. Da eine GF-Aufnahme (im meinem Fall 8x10) mit richtg Kosten verbunden ist, bin ich nicht so schnell verleitet den Auslöser zu betätigen und warte auch schon mal länger auf die passende Wolke oder das richtige Licht - das heist nicht, daß ich mit der Kleinbildkamera nicht sorgfältig arbeiten würde.

    LG André

  • Zitat von "pixelpantscher"

    mit der SLR kann jeder draufhalten und abdruecken. Mit der GF kannst Du das nicht.

    Mit einer GF kann auch jeder draufhalten und abdrücken. Ist nur etwas unständlicher . . .

    Die Frage aber ist nicht was Du machen KANNST. Die Frage ist, was Du machen WILLST.

    WILLST Du Fotografieren, Gestalten - dann KANNST Du das mit einer digitalen Kamera genauso wie mit einer GF.

    WILLST Du Knipsen - dann KANNST Du das auch mit einer GF - sieh Dich in den GF-Galerien um . . . .

    Es liegt definitiv NICHT an Geräten oder Formaten ob sich jemand Zeit nimmt zu gestalten, sorgfältig hinzuschauen oder auf eine Wolke zu warten.

    Auch das Abqualifizieren des Vielfotografierens bei gleichzeitiger Erhöhung des einzelnen Belichtens ist lächerlich.
    Das WEine ist nicht zwangsläufig hochwertiger als das Andere.
    Es kommt auf das Ergebnis an und darauf, was man als Ergebnis erreichen WILL.

    Wenn erst das Handling einer Kamera jemandem vorgeben muss, ob er "draufhält und abdrückt" oder nicht würde ich in meiner direkten Art sagen: da hat er möglicherweise das falsche Hobby.

    Wenn er es aber bewußt tut: gut so, warum nicht!?

    Mir ist jemand weitaus lieber, der "vielfotografierend" interessante,originelle, witzige, gut gestaltete Fots macht ist mir das weit lieber als wenn einer sich mit einer GF umwerfend großartig vorkommt und langweilige, tausendmal gesehene Bilder macht die irgendwelchen Vorbildern nachempfunden sind und ohne eigenes Esprit daherkommen.

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
    “Simplicity is the keynote of all true elegance.” Coco Chanel

  • Zitat von "klausesser"

    Mir ist jemand weitaus lieber, der "vielfotografierend" interessante,originelle, witzige, gut gestaltete Fots macht ist mir das weit lieber als wenn einer sich mit einer GF umwerfend großartig vorkommt und langweilige, tausendmal gesehene Bilder macht die irgendwelchen Vorbildern nachempfunden sind und ohne eigenes Esprit daherkommen.


    Extraherb, aber wahr! 8)

    Gruß
    Wolf

    You're only as good as your last job. Today's great shot is what keeps the work coming in.
    Gary Perweiler

  • Zitat von "klausesser"

    Mit einer GF kann auch jeder draufhalten und abdrücken. Ist nur etwas unständlicher . . .

    Hi Klaus,

    da hast Du mich anscheinend gruendlich missverstanden. Ich habe mich damit rein auf den technischen Aspekt bezogen und mit den heutigen (D)SLR bekommt halt eigentlich jeder ohne grosse Anstrengung ein TECHNISCH einwandfreies Ergebnis hin. Mit KREATIVITAET hat das ueberhaupt nix zu tun, genausowenig wie die Zahl der belichteten Bilder. Da sind wir naemlich voellig einer Meinung, dass die NICHT von der Ausruestung abhaengt.

    Fuer mich verliert das analoge Grossformat z.B. schlagartig seinen Sinn, wenn die gesamte dranhaengende Weiterverarbeitungskette nicht stimmt. Das hat natuerlich auch wieder nichts mit Kreativitaet zu tun :lol:

    Gruesse
    Hans

    A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof was to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams

  • Zitat von "pixelpantscher"

    Hallo Klaus,

    das stimmt so nicht ganz. Die Rezeptoren in unseren Augen sind auch nichts anderes als chaotisch angeordnetes Korn, nur nehmen wir das nicht war, weil unser Hirn das durch Erfahrung filtert.


    Viele Gruesse
    Hans


    also das ist Quatsch,. Entwicklungbiologisch und funktionell sind Netzhaut und Sehnerv ein Teil des Gehirns und nun beweise mal deinen Unsinn zu sagen, das Hirn filtert durch Erfahrung und die Netzhaut - auch ein Teil des Gehirns -ist nicht anderes als chaotisch angeordnetes Korn. :shock: Selten so ein Blödsinn gelesen.
    Gruß Volker

  • Zitat von "volvox"


    also das ist Quatsch,. Entwicklungbiologisch und funktionell sind Netzhaut und Sehnerv ein Teil des Gehirns und nun beweise mal deinen Unsinn zu sagen, das Hirn filtert durch Erfahrung und die Netzhaut - auch ein Teil des Gehirns -ist nicht anderes als chaotisch angeordnetes Korn. :shock: Selten so ein Blödsinn gelesen.
    Gruß Volker

    Ich freu mich doch immer wieder ueber freundliche und kompetente Beitraege.
    Wenn Du Dich an meinem etwas laienhaften Vergleich stoerst, dann versuch es mal damit:

    http://www.sov.ch/german/Dokumen…_Auge_Teil2.htm

    oder der einfacheren Version :wink:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Auge

    A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof was to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams

  • Hallo,
    wenn ich den Vergleich mit der unmenschlichen Präzision eines digitalen Schlagzeugs anführte, dann weil der Mensch keine tote Maschine ist, sondern ein lebendiges Wesen mit den dafür typischen Unregelmäßigkeiten und seien sie auch noch so minimal.
    Also: Was wir von uns als Elementar-Mensch kennen, das gefällt uns eher.
    Hier war es nur ein Beispiel aus der Psycho-Akustik, um ein Beispiel visueller Wahrnehmung und deren psychischer Auswertung zu erklären.
    Ich denke, das sind komplexere Vorgänge, als dass man sie mit einem einzelnen "Messinstrument" im Labor belegen könnte.
    Klaus, Du weißt, dass der am Lautsprecher gemessene ideale Frequenzgang von rosa Rauschen längst keine Garantie für guten Klang des Speakers ist.
    Allerdings brauch man zur Beurteilung geschulte Ohren. Und wer nur Mist kennt, vermisst keine Qualität.
    Im visuellen Bereich ist es nicht anders.

    Natürlich hat eine Leinwand, auf die ein Pott Farbe geschleudert wurde u.U. keinen geringeren Marktwert, wie ein Bild, das sich in einem Zeitraum eines Jahres entwickelte und beendet wurde und für die Autoren ohnehin nicht.
    Ein extremes Beispiel, das die Arbeit mit GF beschreibt. Hier werde ich zur Langsamkeit "gezwungen", etwas wachsen zu lassen.
    Ich kenne auch keine 8/10 mit Motordrive, Klaus.
    HG, raine

    wo Licht ist, ist auch Schatten.............gähn!

  • Zitat von "Blende8"


    Ein extremes Beispiel, das die Arbeit mit GF beschreibt. Hier werde ich zur Langsamkeit "gezwungen", etwas wachsen zu lassen.
    Ich kenne auch keine 8/10 mit Motordrive, Klaus.
    HG, raine

    Hi reiner!

    Ich verstehe natürlich, was Du meinst - und prinzipiell hast Du ebenso natürlich recht. Keine Frage.

    Aber "zur Langsamkeit gezwungen" zu werden ist kein qualitatives Element! Jemand arbeitet nicht dadurch anspruchsvoller, weil er zur Langsamkeit gezwungen ist - er arbeitet auf jeden Fall nur langsamer.
    WENN er überhaupt "anspruchsvoll" zu arbeiten in der Lage und Willens ist, dann tut er das auch mit einer KB. Es gibt bekannte und sehr schöne Landschaftsfotos mit Leicas gemacht.

    Übrigens kenen ich eine 8x10" mit Motordrive - es ist eine Kamera für Luftaufklärung . .
    Lies mal hier: http://gigapxl.org/ :mrgreen:

    Gruß, Klaus

    P.S.:
    "Klaus, Du weißt, dass der am Lautsprecher gemessene ideale Frequenzgang von rosa Rauschen längst keine Garantie für guten Klang des Speakers ist."

    "Klang" ist ebenso subjektiv wie ein "gutes" oder "schönes" Bild. Das ist das Problem.
    Zum "klang" gehört mehr - Ein-/Ausschwingen, Lokalisation=phasenkorrektheit, Anstiegszeit, Sprungantwort, Impulsantwort und noch´n paar.

    Ein LS kann gut "klingen" - aber mittelmäßig abbilden, also eine nicht so exakte Lokalisation einzelner Instrumente zeigen.

    Er kann sehr schön "spontan" oder "leicht" klingen - vulgo: auch "schnell" - dabei aber recht nichtlinear (das Problem der meisten Breitbänder). Dazu kommt noch die Dispersion - Abstrahlcharakteristik.

    Niemand wird einen LS nur mit rosa Rauschen messen.

    Ebensowenig wird niemand ein Bild ausschließlich mit einer Lupe betrachten oder nach einer Densitometer-Messung beurteilen.

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
    “Simplicity is the keynote of all true elegance.” Coco Chanel

  • Hallo in die Runde,

    das mit dem langsamen und behutsam und langsam und was auch immer noch gestalteten Bild halte ich für Blödsinn. Also zumindest für mich. Vielleicht haben es da Hobbyfotografen einfacher, die machen ein Bild am Tag ( wenn es hochkommt ) brauchen dafür 3 Stunden und dann ist es gut. Ist nichts dagegen zu sagen, super. Nur meine Vermutung: da wird manchmal die Technik nicht richtig beherrscht und das wird dann als meditatives Einstellen verkauft....

    Ich mach normalerweise recht viele Bilder pro Tag, egal ob nun auf 4/5 inch oder auf 6/9 oder mit Digitalback oder mit KB. Die Kamera steht fast immer auf dem Stativ, ich überleg mir, was ich drauf haben will, und das fotografier ich dann. Ohne Meditation. Ohne Simsalabim. Ich glaube, ich kann die Großformatkamera ähnlich schnell einstellen wie die Canon.

    Für mich der größte Pluspunkt bei Großformat bzw. bei Digitalback, die Objektive sind super und meine Canon Objektive kommen nicht an meine Großformatobjektive ran. Auch die TSE Shift Objektive von Canon sind nichts gegen eine vernünftige Digitaloptik von Rodenstock oder Schneider.

    Und ja, ich mach das beruflich, ich muss viel Fotos in kurzer Zeit in der bestmöglichen Qualität machen.

    Fotografieren hat für mich nichts mit Langsamkeit zu tun, eher das Gegenteil....

    Liebe Grüße, Gerhard

  • Gegenfrage welchen Sinn hat digitales Grossformat???

    Ein gutes Bild ist und bleibt ein gutes Bild, ob es nun mit einer Lochkamera oder einer 24 MP Pixelschleuder oder einer 8x10 gemacht wurde, was zählt ist einzig und allein das Ergebnis.
    Meine besten Bilder habe ich mit 35 mm Kameras gemacht, da mache ich mir nichts vor.
    Aber es gibt auch paar wenige mit 4x5 und 8x10 die ich als gut finde und ja mit 8x10 habe ich das Gefühl gestalte ich Bilder anders, einfach auf Grund der grossen Mattscheibe und weil ich eine voll verstellbare Kamera habe.
    Ich musste gerade am Anfang mit der 8x10 die Enttäuschung erfahren, dass die Bilder mit der grösseren Kamera nicht automatisch besser wurden und ja ich war drauf und dran wieder damit aufzuhören.
    Aber ein Bild auf der grossen Mattscheibe zu gestalten, hat mir dann mit der Zeit wirklich auch wieder eine neue Sicht der Dinge gegeben und langsam habe ich auch das Gefühl das es mich einen Schritt weiter gebracht hat.
    Ich hatte gerade in letzter Zeit mich fast immer für die 8x10 entschieden, wenn ich draussen fotografierte, muss aber auch sagen das ich sie 2 mal ins Auto gepackt hatte und dann kein einziges Bild gemacht habe mit der Grossen, sondern nur paar belanglose Aufnahmen mit der Digi.

    Für mich gibt es noch einen letzten kleinen anderen Aspekt:
    Digital kann jeder fotografieren, Analog können es nur noch wenige Dinosaurier und es werden immer weniger. Und ja ich liebe den Gestank von Fix und Entwickler und ich liebe es zu sehen wie ein Bild im Entwickler langsam erscheint!
    Ich liebe es ein Dino zu sein;--)))

    Gruss Armin

    " You push the button and we do the rest."
    Kodak Werbespruch!
    Today
    "You push the button and the pixels do the rest"

  • Endlich mal wieder eine Diskussion. Wurde die letzte Zeit sehr ruhig hier. A bisserl Dornröschen-Feeling... 8)

    Zitat von "gerhard"

    Hallo in die Runde,

    das mit dem langsamen und behutsam und langsam und was auch immer noch gestalteten Bild halte ich für Blödsinn. Also zumindest für mich. Vielleicht haben es da Hobbyfotografen einfacher, die machen ein Bild am Tag ( wenn es hochkommt ) brauchen dafür 3 Stunden und dann ist es gut. Ist nichts dagegen zu sagen, super. Nur meine Vermutung: da wird manchmal die Technik nicht richtig beherrscht und das wird dann als meditatives Einstellen verkauft...


    Mit der Vermutung liegst Du m.E. ziemlich richtig. Ich brauche auch keinen Kamerasucher oder eine Mattscheibe, um die Fotowürdigkeit einer Szene zu beurteilen. Und wenn ich die Szene dann aus was für Gründen auch immer (meistens uneingeschränkte Verstellung) in GF haben will, geht das auch ratzfatz: Kamera raus, Bild einstellen (die Komposition lief als Visualisierung vorher im Kopf ab), Licht messen, Blende, Verschlußzeit, der techn. Kram halt, Kassette rein, Bild, Kassette raus, fertig. Wer will oder muß, kann mit einer GF verdammt schnell arbeiten... Was aber nicht ausschließt, daß ich mal gemütlich im Gras sitze und auf das richtige Licht warte...
    Inzwischen greife ich (nicht zuletzt durch Klaus' Anregung) mehr und mehr zu digitalem GF, einfach, weil's unterm Strich noch schneller geht (keine Fahrerei zum Fachlabor z.B.), super Qualität liefert und vor allem unschlagbar bei den Verbrauchskosten ist, bei freien Arbeiten ja nicht ganz uninteressant. Zudem sind die Ultraweitwinkelfähigkeiten mit keiner analogen Cam zu erreichen. Das ist auch meine meine Antwort auf Armins Frage:

    Zitat

    Gegenfrage welchen Sinn hat digitales Grossformat???


    Wenn ich's mir mal leisten kann, ziehe ich mir vielleicht ein Scanback für die Linhof an Land, für Fine Art. Aber eilig ist's nicht. Der Löwenanteil meiner Produktion ist für redaktionelle Anwendungen bis maximal Doppelseite, kleine Broschüren, Prospekte und so'n Kram. Und das mache ich mit meiner Fuji S5: Genauso gewissenhaft wie mit GF, in sehr guter Qualität und ganz ohne zu meditieren... (Lieber mit 'nem Pott Kaffee).
    Nicht falsch verstehen: Ich mag GF wegen seiner Möglichkeiten. Aber wenn ich solche Möglichkeiten auch digital und günstiger bekomme, dann verliert (analoges) GF für mich seinen Sinn, ganz pragmatisch in € und Cent ausgedrückt... (zumal die "Rohstofflage" bei analog im allgemeinen und GF im besonderen nicht besser werden wird...)

    Zitat von "johnars"

    Für mich gibt es noch einen letzten kleinen anderen Aspekt:
    Digital kann jeder fotografieren, Analog können es nur noch wenige Dinosaurier und es werden immer weniger.


    Das möchte ich ernsthaft bestreiten, zumindest, wenn es über "Auslöser drücken" hinaus geht. Schau Dich mal in den Foren bei den "ernsthaften" Amateuren und in den typischen Fotozeitschriften um: Ich habe noch nie so viel Müll gesehen, wie seit dem Aufkommen der Digitalfotografie, einfach weil jeder meint, wenn er sich 'ne DSLR und PS kauft, wäre er ad hoc der große Zampano... Es gab und gibt selbstverständlich immer sehr gute Fotografen, aber der relative Anteil ist deutlich geringer geworden...

    Zitat von "johnars"

    Und ja ich liebe den Gestank von Fix und Entwickler und ich liebe es zu sehen wie ein Bild im Entwickler langsam erscheint!
    Ich liebe es ein Dino zu sein;--)))


    Das wiederum ist allemal Grund genug für analoges GF, jenseits allen Pragmatismus... :wink:
    Ach ja, zu guter Letzt: Ich bin auch schon mit der DSLR unverrichteter Dinge vom Landschaft fotografieren zurückgekehrt, weil mir's Licht nicht gefiel. Mir kommt's auf die Bilder an, nicht auf den technischen Vorgang des Fotografierens.. :roll:

    Gruß
    Wolf

    You're only as good as your last job. Today's great shot is what keeps the work coming in.
    Gary Perweiler

  • Moin zusammen,

    ich melde mich dann als Dilettant und relativ neuer im GF auch mal zu Wort.
    Die Frage, ob analoge Fotografie im Allgemeinen besser oder schlechter ist als die technische Alternative, braucht man nicht zu diskutieren, die wäre auch falsch gestellt. Die Frage war vor einiger Zeit: Ist die Alternative zur Silberhalogenidfotografie gut genug für die diversen Zwecke? Die Frage ist nach meiner Kenntnis praktisch von allen Berufsfotografen eindeutig beantwortet worden.
    Ein noch größerer Teil der Privatleute hat sich diese Frage ebenfalls gestellt und genau so beantwortet. Das finde ich persönlich bedauerlich, weil Bilder als Dokumente der Familiengeschichte vermutlich langfristig ausfallen werden. Ein Problembewusstsein für die Archivierungsprobleme ist im privaten Umfeld nämlich nach meiner Beobachtung so gut wie nicht vorhanden. Insgesamt kann man aber langsam aufhören diese Frage zu diskutieren.
    Ich fotografiere mit SW-Silberhalogenidmaterial, weil mir der Prozess Spaß macht und ich das Bild zu vertretbaren Kosten selber fertigstellen kann. Die Fertigstellung meiner Bilder müsste ich bei der digitalen Fotografie einem Dienstleister überlassen oder würde bei mir, bei meinem geringen Durchsatz, zu unvertretbaren Kosten führen. Außerdem mag ich alte Fotoapparate. Es gibt auch Leute, die fahren einen alten Porsche von 1954, obwohl sie mit einem neuen Golf besser bedient wären.
    Eine technische Begründung im GF zu fotografieren gibt es für mich als Dilettanten nicht. Das größte Format, das ich mache ist 40x50. Bis zu dieser Größe setzen meine gestalterischen Möglichkeiten den Bilder eher Grenzen als die technischen Eigenschaften des Materials.
    Ich hatte allerdings in der Vergangenheit hin und wieder mal Situationen, bei denen ich wusste, die Szene brauchst Du gar nicht zu fotografieren, die bringst du ohne Verstellung eh nicht rüber. Und dafür mach ich das. Und das Schöne ist, dass ich das dank derjenigen, die sich für die Alternative entschieden haben, in bescheidenem Rahmen auch bezahlen kann. Ich hab noch nicht verstanden, wie man mit digitaler Technik auf die Verstellungen verzichten kann, aber das muss ich auch nicht. Ich verdiene da ja kein Geld mit, ich gebe es nur aus.
    Ach ja: Das mit dem kontemplativen Arbeiten hat nichts mit dem Handling der GF-Kamera zu tun. Man ist gezwungen, die Geduld aufzubringen so lange zu warten bis die Lichtstimmung wieder so ist wie zu der Zeit, als man die Szene ursprünglich gesehen hat.
    Das Problem hab ich mit meiner großen MF-Kamera auch. Ich hab immer einen Sitzstock dabei, damit ich nicht stehen muss. Das ist meiner Geduld in diesen Fällen sehr förderlich.

    Ich wünsch euch allen einen schönen 1. Mai. Zum fotografieren ist der Himmel hier leider viel zu blau

    Ulrich

  • Hallo,
    Klaus schrieb:"Niemand wird einen LS nur mit rosa Rauschen messen.
    Ebensowenig wird niemand ein Bild ausschließlich mit einer Lupe betrachten oder nach einer Densitometer-Messung beurteilen".

    Geh mal nicht verallgemeinernd von Dir und Deinem Wissensstand bzw. "Gehörstand" aus. Die Graphik eines schnurgeraden Frequnzgangs ist für sehr, sehr viele "Audiophile" Haupt-Argument für eine positive Beurteilung. Nicht grundlos wird sie im Verkauf und Medien als Qualitätsbeweis genutzt.
    Auf der Bild_Seite ist Schärfe ein Haupt-Kriterium für Qualität.
    Verfolgt man Diskussionen in Foren, dann scheint die Ambition sehr vieler Forenten darin zu bestehen, möglichst schnell die den Daten nach
    nächstbessere"Neuentwicklung zu besitzen oder zumindest von ihr zu träumen. Motto: Die beste im Labor nachgewiesene Technik macht die besten Bilder.

    Nochmal zur Qualität der Langsamkeit: Fast-Food o.ä. und 5-Sterne-Food entstehen aus Routine in unterschiedlicher Zeit auf unterschiedlichem Niveau.
    Davor liegt die Phase der rel. langsameren Kreation. "Learning by doing" ist an kein vorhandenes Niveau gebunden.
    Der langsamere analoge GF-Prozess gibt mir die Möglichkeit, Dinge auf mich wirken zu lassen, Routine neu zu denken, kreativ zu sein.
    Der Traum eines weltberühmten Mode-Designers war es, mal wieder Zeit zum "Ausbrüten" zu haben.In der Wissenschaft heißt das Grundlagenforschung.
    Gruß, Blende8

    wo Licht ist, ist auch Schatten.............gähn!

  • Zitat von "Blende8"


    Geh mal nicht verallgemeinernd von Dir und Deinem Wissensstand bzw. "Gehörstand" aus. Die Graphik eines schnurgeraden Frequnzgangs ist für sehr, sehr viele "Audiophile" Haupt-Argument für eine positive Beurteilung. Nicht grundlos wird sie im Verkauf und Medien als Qualitätsbeweis genutzt.

    Was ja nur meine Aussage belegt, daß Amateure/Hobbyisten Vieles falsch einschätzen . . .

    "Der langsamere analoge GF-Prozess gibt mir die Möglichkeit, Dinge auf mich wirken zu lassen, Routine neu zu denken, kreativ zu sein."

    Bedeutet das, Du lässt ansonsten die Dinge NICHT auf Dich einwirken, überdenkst NICHT ständig Deine Routinen, bist NICHT kreativ - ohne durch das Handling eines langsameren Gerätes dazu gezwungen zu werden?

    Das ist schade! :P

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
    “Simplicity is the keynote of all true elegance.” Coco Chanel

  • Zitat von "klausesser"

    Was ja nur meine Aussage belegt, daß Amateure/Hobbyisten Vieles falsch einschätzen . . .

    "Der langsamere analoge GF-Prozess gibt mir die Möglichkeit, Dinge auf mich wirken zu lassen, Routine neu zu denken, kreativ zu sein."

    Bedeutet das, Du lässt ansonsten die Dinge NICHT auf Dich einwirken, überdenkst NICHT ständig Deine Routinen, bist NICHT kreativ - ohne durch das Handling eines langsameren Gerätes dazu gezwungen zu werden?

    Das ist schade! :P

    Weil ich zu hässlich bin, stand ich nicht vor -sondern hinter der Kamera.
    Weil ich nicht schnell genug gucken konnte, machte ich nicht Mode sondern mit Vorliebe als bei "Hibbels" schwierig geltende Sachaufnahmen.
    Jetzt, wo schon Timxxxx seine GF verkauft, mache ich mir Sorgen , woher ich demnächst meine frischen GF-Filme beziehe.
    HG, Blende8

    wo Licht ist, ist auch Schatten.............gähn!

  • Ich weiß jetzt nicht, wie ich jetzt so ganz elegant verschiedene Zitate in meine Antwort einbau und dann darauf irgendwie was sage... Trotzdem: das Licht, wie der Herr Wolf scheibt, ist auch im digitalen Zeitalter wichtig. Und ich gebe Dir recht, Wolf, viel Müll wird fotografiert, aufs Licht wird nicht geachtet, etc... weil man ja alles vermeintlich in Photoshop wieder gut machen kann. Aber das ist halt nicht so! Das Licht muß trotzdem draußen vorhanden sein, und es ändert gar nichts am Licht, ob ich digital fotografier oder nicht. Und man muss immer noch wissen, woher das Licht kommt, und was es so mit den Tageszeiten und dem Kontrast auf sich hat...

    Ich bin jetzt gerade auf Fotoreise in Spanien und arbeite mit der Canon aber auch mit der Shiftkamera mit Digitalback. Ich muss mich auf jedes Bild konzentrieren, muss jedes Bild trotzdem schnell machen, muss jedes Bild präzise machen. Ob nun KB oder Mittelformat digital. Und zum Schluß soll man auch keinen Unterschied erkennen zwischen vermeintlich geknipsten KB Bild und ewig ausgerichteten Mittelformatbackbild. Das Ergebnis muss zum Schluss einfach in Ordnung sein. Ob ich nun meditiert habe oder nicht. Nein, zum Meditieren komme ich hier in Spanien nicht, tagsüber bis in die Dämmerung fotografieren, dann abends die Bilder auf den Rechner spielen, sichten, und an den Verlag schicken, das war zugegebenermaßen zu Analogzeiten schöner. Wenn die Filme abends verstaut waren, war Feierabende. Heutzutage geht es erst los mit Speichern, Beschriften, FTP_Upload, etc..

    Gute Nacht aus Madrid, Gerhard

  • Zugegeben habe ich die emotionalen Ergüsse oben nur überflogen. Aber ich wiederhole mal wieder meine harten Fakten:

    - Analoge Fotografie brauche ich, weil Digitalfotos beliebig manipulierbar sind. Ich brauche aber gerichtsfeste Dokumente, das ist mit einer Bilddatei nicht möglich. Da bin ich ein Extremfall. Aber wer kommt heute nicht in die Versuchung, ein Bild in Photoshop nachzubearbeiten? Das ist doch wohl der entscheidende Unterschied zwischen analog und digital. Ob der Kasten auf dem Stativ analog oder digital arbeitet, und wie der Dienstleister den Print erzeugt, ist für das Ergebnis "Bild" ziemlich unwichtig, bis auf die Zeit für die Entwicklung vielleicht.

    - Grossformat brauche ich, weil auf Kleinbild und Mittelformat einfach nicht die nötige Menge an Details unterzubringen sind.

    - Ein Schuhkarton mit GF Dias ist ein *viel* einfacheres Archiv für Jahrzehnte, als Digitaldaten es jemals sein werden.

    -uli

  • Zitat von "der uli"


    Analoge Fotografie brauche ich, weil Digitalfotos beliebig manipulierbar sind.

    Hah, hah, hah . . . 8)
    Wer an die Nicht-Manipulierbarkeit analoger Fotos glaubt, der glaubt auch an den Osterhasen . . :mrgreen:

    Gruß, Klaus

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
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