Fragen zur richtigen Belichtungsmessung

  • Nun was bei einem Termin für eine Hausreportage, wenn du kurzfristig für den Hausfotografen der Architekturzeitschrift einspringen musst, weil der Unfall gemacht hatte!
    Mir mal so ergangen vor etwa knapp 10 Jahren.
    Ich hatte genau noch 2 Wochen Zeit für die Reportage dieser Überbauung und das war im April und es hat fast durchgehend geregnet;--)))
    Ich begann mich schon mit dem Plan B auseinander zusetzten, viel Blitzlicht zu mieten, denn da es eine Überbauung mit sehr viel Sonnenkollektoren waren, war die Vorgabe ein sonniger Tag!
    Plan B wäre am 2. letzten oder letzten Tag zum Einsatz gekommen!
    Ich hatte dann am 3. letzten Tag dank Föhn endlich Glück und konnte morgens von 9:30-11:30 Uhr die Aussenansichten machen.
    Da bei Föhn alles sehr unsicher ist, habe ich alles wichtige mal ganz schnell mit der Bronica 6x7 von aussen gemacht, um danach etwas gemütlicher auf die Arca zu wechseln und noch 2-3 gerade gerichtete 4x5 inch zu haben.
    Am Nachmittag dann noch die Innenansichten eines der Häuser und ich konnte wieder ruhig schlafen!
    Dank den sehr schnell wechselnden Lichtbedingungen, sah die Reportage sehr speziell aus, als ob ich über mehrere Tage fotografiert hätte, was immer nach mehr Arbeit ausschaut;--)))
    Jedenfalls wurde sie dann auch noch von einer Tageszeitung übernommen, für ihren Architekturteil zu alternativen Technologien!

    Bei Aussenaufnahmen merkt man schon das man am kürzeren Hebel sitzt, aber mit Meteo als dein Freund kann man es relativ unter Kontrolle bringen, mit Betonung auf relativ!

    Gruss Armin

    " You push the button and we do the rest."
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  • Zitat von "fourbyfive"


    Vieleicht nur Wortklauberei.

    Allerdings.

    Fakt ist: DU bestimmst, wann Du auslöst und wie Du belichtest. Allein von daher hast du die Kontrolle über das Licht.
    Dazu kommen die weitergehenden Möglichkeiten: Aufheller, Abschatter, Filter, Masken, Gobos/Kokelores, Mehrfachbelichtungen/Bracketing, spezielle Entwicklung, spezielles Filmmaterial usw.

    Ich weiß nicht, ob Du berufsmäßig fotografierst - als Profi kennt man eigentlich nicht, etwas so nehmen zu müssen wie es kommt.

    Was NATÜRLICH NICHT bedeutet, das Wetter kontrollieren zu können. Über entsprechende Vorbereitung aber - und die gehört unbedingt und zwingend zum Professionalismus - geht im Endeffekt auch das.

    So hab ich z. B. auf Fotoreisen bei Modejobs immer parallele Ausweichsbuchungen zu alternativen Locations gehabt - bei einem Job in Südfrankreich war das Wetter überraschend entgegen der Vorhersage unbrauchbar. Da haben wir halt am Tag zuvor entschieden, auf der Ausweichslocation in Marokko zu fotografieren und in letzter Minute alles umdirigiert. Ohne parallele gebuchte Flüge, Location und Hotel usw. so gut wie unmöglich.

    Das ist natürlich sehr aufwendig und nicht ganz billig - aber weit billiger als ein wegen Wetter geplatztes Shooting mit 3 Models und Crew. DAS geht nämlich GAR NICHT . . . nicht nur weil alle Honorare sowieso bezahlt werden müssen sondern auch, weil die komplette Produktion gefährdet ist wenn Termine nicht eingehalten werden . . das kann bis zum Erscheinen leerer Anzeigenseiten gehen, weil auch die lange vorher gebucht werden. Sowas kann sich niemand leisten . . .

    Wenn man daher als Fotograf NICHT völlige Kontrolle hat . . . dann ist man nicht wirklich professionell.

    Gruß, Klaus

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
    “Simplicity is the keynote of all true elegance.” Coco Chanel

  • Du widersprichst dir, wenn du schreibst, du hättest "Kontrolle über das Licht...... Was NATÜRLICH NICHT bedeutet, das Wetter kontrollieren zu können."
    Wetter und Licht hätten demnach nichts miteinander zu tun.

    Aber wenn Du das postulierst, wird's schon seine Richtigkeit haben ....

    Alles kommt zu dem, der warten kann

  • Ich denke es ist bei jedem Job immer gut einen Plan B zu haben, vor allem wenn sich das ganze draussen abspielen soll, oder mindestens so angedacht war!

    Gruss Armin

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  • Zitat von "fourbyfive"

    Du widersprichst dir, wenn du schreibst, du hättest "Kontrolle über das Licht...... Was NATÜRLICH NICHT bedeutet, das Wetter kontrollieren zu können."
    Wetter und Licht hätten demnach nichts miteinander zu tun.


    Wo ist denn da der Widerspruch?

    Gruß, Klaus

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  • Ich glaube, hier gehen einfach die Begriffe durcheinander resp. das, was wir darunter verstehen. Klar kann kein Mensch mal eben die Sonne mit der Stange verschieben oder einfach "kleiner drehen". Aber Kontrolle über das Licht umfaßt nach meinem Verständnis eben auch die Kontrolle via Zeitfenster, über die Wahl des richtigen Augenblicks. Aber die Kontrolle im weitesten Sinne gibt man imho als Photograph nie aus der Hand, denn dann wären Bilder nur noch Zufälle.

    Zitat von "klausesser"

    Aufheller, Abschatter, Filter, Masken, Gobos/Kokelores, Mehrfachbelichtungen/Bracketing, spezielle Entwicklung, spezielles Filmmaterial usw.


    Wenn ich für Bilder zum Thema Umwelt, speziell zum Thema Wald unterwegs bin, scheidet einiges natürlich aus. Aufheller und Abschatter für ganze, 40 m Hohe Bäume wären ein wenig unhandlich, machen aber bei kleineren Sujets durchaus Sinn, wobei man hier besonders auf die natürliche Wirkung achten muß. Mit einem Sunbouncer die Pflanzengesellschaft einer Felswand brillant anzustrahlen mag zwar photographisch naheliegend sein, wäre aber ein No Go, weil jeder, der sich mit Botanik auskennt, sofort sieht, daß es sich um Pflanzen handelt, die außer am frühsten Morgen und spätesten Abend nie von direktem Sonnenlicht getroffen werden, weil es sich um schattenliebende Arten auf der Nordseite handelt. Aber die Kontrolle über das Licht ermöglichen ja auch andere Methoden, in diesem Falle eine ganz weiche, diffuse Aufhellung ohne die Farbtemperatur vor Ort zu ändern.
    Leider sehe ich oft genug Amateurfotos aus der Natur, die zwar mit viel Begeisterung, aber wenig Sachverstand gemacht wurden, die via Blitz oder EBV auf Brillanz und knackibunti unter scheinbar perfektem Sonnenlicht gearbeitet sind, wo aber jedes Detail schreit: Das war ein feuchter, dunkler Tag! Da geht dann nichts zusammen, weder die Lichtsituation, noch die Bildbearbeitung und erst recht nicht die "ökologische Korrektheit". Manchmal heißt Kontrolle über das Licht eben auch "weglassen"!
    Beispiel: Beliebtes Bildchen eines blühenden Wald-Sauerklees in scheinbar brillantem Sonnenlicht, perfekt und "kontrolliert" ausgeleuchtet... Kardinalfehler, den jeder Botaniker sofort sieht: Die Pflanze schließt an heißen, sonnigen Tagen die Blüten und öffnet sie dann nur morgens, wenn noch alles kühl und feucht ist, oder eben dann wenn es nieselig kühl oder zumindest stark bedeckt ist... Dumm gelaufen... :mrgreen:

    Ansonsten heißt Kontrolle eben auch, in den Wetterbericht schauen, Location kontrollieren, wenn man sie noch nicht kennt, Uhrzeit richtig wählen usw. usf., aber das hatten wir ja alles schon. Zufälle darf es bei professioneller Photographie nicht geben, egal ob es Großproduktionen sind oder vergleichsweise einfache Dokumentationen aus Natur und Umwelt...

    Gruß
    Wolf

    You're only as good as your last job. Today's great shot is what keeps the work coming in.
    Gary Perweiler

  • Zitat von "klausesser"


    Fakt ist: DU bestimmst, wann Du auslöst und wie Du belichtest. Allein von daher hast du die Kontrolle über das Licht.

    Ich weiß nicht, ob Du berufsmäßig fotografierst - als Profi kennt man eigentlich nicht, etwas so nehmen zu müssen wie es kommt.

    Jetzt muss ich doch noch mal meinen Senf dazu geben. Ich arbeite seit 30 Jahren als Bildjournalist und muss bei 90 Prozent aller Bilder die Gegebenheiten nehmen wie sie kommen. Die Termine von irgendwelchen Veranstaltungen stehen fest, da kann ich selbst nicht auf besseres Wetter drängen. Das als unprofessionell zu bezeichnen geht für mich ziemlich am Thema vorbei. Was heißt überhaupt professionell? Für mich heißt es schlicht, davon zu leben, keine dicke Ausrüstung haben zu müssen.

    Für mich ist das eine Herausforderung, die mir großen Spaß macht. Nämlich das zu nehmen was da ist. Mit dem auszukommen, was vor Ort ist. Und daraus das Beste zu machen. Bilder zu machen, denen man das chaotische Drumherum und irgendwelche Unzulänglichkeiten nicht ansieht. Mir genügt ein Bild, nämlich das Bild, deshalb mache ich meistens nur eines. Was hilft mir Bracketing oder sonst eine Automatik im entscheidenden Moment? Das Glück für die korrekte Belichtung im idealen Moment zu haben? Nein danke, das ist mir dann zu unprofessionell.

    Gruß
    Karlheinz

  • Zitat von "Karlheinz"

    Jetzt muss ich doch noch mal meinen Senf dazu geben. Ich arbeite seit 30 Jahren als Bildjournalist und muss bei 90 Prozent aller Bilder die Gegebenheiten nehmen wie sie kommen. Die Termine von irgendwelchen Veranstaltungen stehen fest, da kann ich selbst nicht auf besseres Wetter drängen. Das als unprofessionell zu bezeichnen geht für mich ziemlich am Thema vorbei. Was heißt überhaupt professionell? Für mich heißt es schlicht, davon zu leben, keine dicke Ausrüstung haben zu müssen.

    Für mich ist das eine Herausforderung, die mir großen Spaß macht. Nämlich das zu nehmen was da ist. Mit dem auszukommen, was vor Ort ist. Und daraus das Beste zu machen. Bilder zu machen, denen man das chaotische Drumherum und irgendwelche Unzulänglichkeiten nicht ansieht. Mir genügt ein Bild, nämlich das Bild, deshalb mache ich meistens nur eines. Was hilft mir Bracketing oder sonst eine Automatik im entscheidenden Moment? Das Glück für die korrekte Belichtung im idealen Moment zu haben? Nein danke, das ist mir dann zu unprofessionell.

    Gruß
    Karlheinz

    Karlheinz - ich gehe davon aus daß auch Du vielleicht hin und wieder überlegst, eine halbe Blende heller oder dunkler zu schießen . . oder? Das hat dann ja Gründe.
    Oder z. B. auf Deinen Aufsteckblitz ein Hütli zu setzen, den Blitz zur Decke oder gegen eine Wand zu richten usw.

    Bedeutet nicht Beides, das Licht zu kontrollieren?

    Im Übrigen hab ich ja betont, daß a) Fotografie "ein weites Feld" bedeutet und dabei b) Fotojournalismus ein ganz eigenes Thema ist . . . wie ja auch Luftbild- oder z.B. Unterwasserfotografie usw.

    Hier aber ist von GF Fotografie bzw. von "normaler" Fotografie die Rede - ich nehme an, daß du vielleicht eher nicht mit einer 8x10 oder 4x5 Deinen täglichen Bildjournalistischen Aufgaben nachgehst . . oder wenn, dann sicher nicht unter den von Dir eben geschilderten Bedingungen.

    Ich kenne aber auch Bildjournalisten die immer versuchen, mit einem optimalen Licht zu arbeiten - einige davon, die für Geo oder den NG oder Stern arbeiten haben z. B. meist eine Mini-Blitzanlage dabei (Norman, Lumedyne), wenn sie Reportagen/Features über Wissenschaftliche Themen z. B. fotografieren . . . die gestalten auch bei Reportagen ihr Licht.

    "Professionell Fotografieren" bedeutet nicht nur, mit Fotografie Geld zu verdienen (das tun auch Amateure öfters) sondern z. B. auch umfassend der Aufgabe dienend zu organisieren.

    Herumrennen und im richtigen Moment auf den Auslöser drücken kann eigentlich jeder, der ein aufmerksames Auge sein Eigen nennt . . . wenn man das beruflich eine Zeit lang macht hat man schnell raus wie der Hase läuft, lernt mit den Leuten umzugehen und seine Bilder zu verkaufen. Ein blitzschneller Autofokus und die Meßmatrix moderner digitaler Kameras erledigen den Rest.

    Ich unterscheide hier auf fotografischer Ebene zwischen "Sammeln" und "Gestalten" - der "rasende Reporter", der das "schnelle Ereignis" dokumentarisch festhält :wink: ist in einen Augen eher ein Sammler denn ein Gestalter. Im Idealfall aber ist er Beides!

    Letztlich aber kontrolliert jeder den Moment, in dem er auslöst und er kontrolliert auch durch die Wahl von Zeit und Blende die Art und Weise des Ergebnisses. Da möge sich bitte niemand herauszureden versuchen . . . ich will hier jetzt nicht extra Capa zitieren . . 8)

    Im Übrigen habe ich hier GAR NICHTS und NIEMANDEN als unprofessionell bezeichnet! Ich habe nur gesagt, was - nicht nur in meinen Augen - professionelles Arbeiten bedeutet.
    Der Umkehrschluss besagt keineswegs zwingend, daß Bildjournalisten oder Fotografen diverser anderer Disziplinen unprofessionell sind.

    Gruß, Klaus

    "Mir genügt ein Bild, nämlich das Bild, deshalb mache ich meistens nur eines"

    DAS, lieber Karlheinz, kannst Du Deiner Oma erzählen . . . wenn Du journalistisch fotografierst. Ich stelle mir gerade vor: Merkel und Westerwave treffen den iranischen Präsidenten . . und Karheinz macht EIN Foto: DAS Foto . . . da macht er sicher viele Bildredakteure so richtig glücklich . . :mrgreen:

    herzlichen Gruss, Klaus
    -----------
    “Simplicity is the keynote of all true elegance.” Coco Chanel

  • Zitat von "klausesser"

    ...sondern z. B. auch umfassend der Aufgabe dienend zu organisieren.


    ...inkl. umfassende Recherche :!:
    Ich vertrete den Standpunkt (über den man garantiert trefflich streiten kann), daß man verstehen muß, was man photographiert, egal ob das die biologischen Abläufe in einem zu dokumentierenden Biotop sind oder eine anspruchsvolle Reportage über einen Teilchenbeschleuniger für ein Magazin wie GEO oder Bild der Wissenschaft. Nur dann lassen sich die relevanten Details entsprechend in Szene setzen, auch. Ein Punkt, an dem der durchschnittliche Amateur m.E. übrigens scheitert, wenn er nicht zufällig vom Fach ist. Er absolviert eben nicht vor einer Reportage über Flußperlmuscheln eine mehrwöchige Recherche querkant duch die einschlägige Fachliteratur...
    Selbst schlichte Hundefotos erfordern nicht nur das selbstverständliche photographische, sondern auch profundes kynologisches Wissen. Ich erinnere mich nur zu gut an die großaufgemachten Aufnahmen eines Hochglanz-Hundemagazins mit einem "Top-Photographen", bei denen ich beim Betrachten der Bilder das kalte Grauen bekam: Ja, die Photos waren technisch Spitzeklasse, perfekt in Schärfe, Farbe und Lichtführung, aber die Tiere zeigten alle Anzeichen des Stresses, des Unwohlseins, was der Photograph wohl nicht sah, was jedem Hundemenschen aber sofort auffällt (die Signale können sehr subtil sein)... Was das jetzt mit diesem Thema zu tun hat? Zur Kontrolle des photographischen Ergebnisses gehört ggf. auch die Kontrolle der Gefühle (Befangenheit, Kamerascheu etc.) des lebendigen Gegenübers, nicht nur saubere Belichtungsmessung...

    Zitat von "klausesser"

    Ein blitzschneller Autofokus und die Meßmatrix moderner digitaler Kameras erledigen den Rest.


    Über den AF können wir reden, die Matrix-Messung schenke ich Dir... 8)

    Zitat von "klausesser"

    Letztlich aber kontrolliert jeder den Moment, in dem er auslöst und er kontrolliert auch durch die Wahl von Zeit und Blende die Art und Weise des Ergebnisses. Da möge sich bitte niemand herauszureden versuchen . . . ich will hier jetzt nicht extra Capa zitieren . . 8)


    Eben drum. Und damit kontrolliert er eben auch das Licht. Anders wäre Photographie gar nicht möglich...
    Photographie heißt immer und überall auch Kontrolle, sonst ist es nur zufallsbehaftetes Knipsen ohne zu wissen, was man macht... Und letzteres traue ich niemandem zu, der mit der Kamera seinen Lebensunterhalt verdient. Es mag nur sein, das die Kontrolle von der bewußten Ebene ins Unterbewußte verschoben wird, was bei jahrzehntelanger Tätigkeit in so einem Beruf (eigentlich in jedem Beruf...) m.E. normal ist... Aber da ist sie...


    PS.: Ich photographiere zwar gerne auf den Punkt (inkl. Zonensystem, wenn Zeit ist... :mrgreen: ), aber mich bei kritischen und unwiederbringlichen Motiven bewußt auf ein Bild beschränken? Neee.... 8)

    Gruß
    Wolf

    You're only as good as your last job. Today's great shot is what keeps the work coming in.
    Gary Perweiler

  • Zitat von "klausesser"


    Karlheinz - ich gehe davon aus daß auch Du vielleicht hin und wieder überlegst, eine halbe Blende heller oder dunkler zu schießen . . oder? Das hat dann ja Gründe.
    Oder z. B. auf Deinen Aufsteckblitz ein Hütli zu setzen, den Blitz zur Decke oder gegen eine Wand zu richten usw.

    Bedeutet nicht Beides, das Licht zu kontrollieren?


    Klaus, jetzt reden wir knapp aneinander vorbei. Ich versuchs mit einer neuen Variante: Das Licht ist in einer Form vorhanden, die mir gefällt oder nicht. Ich entscheide, ob ich einen Blitz nehme oder das vorhandene Licht wirken lasse, ob ich die Blende aufmache, oder Bewegung durch eine längere Zeit zulasse. Das wäge ich ab und mache dann ein Bild vom idealen Augenblick. Wann der ist, das kriegt man ins Gefühl. Spätestens hinterher ist man schlauer. Dieser eine Augenblick wird richtig belichtet. Ich rechne mit keinem doppelten Boden. Ich habe mir das so angewohnt, dafür Lehrgeld bezahlt, jetzt bin ich mir sicher.

    Ich drücks für mich so aus: Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten (Leitzahl) reagiere ich auf das Licht und gleiche in meinen Augen Unzulänglichkeiten aus, die mir nicht gefallen. Ich kontrolliere nicht das vorhandene Licht, sondern das, was auf meine Linse trifft. Insofern sind wir wohl nicht weit von einander entfernt.

    Zitat von "klausesser"


    Ich kenne aber auch Bildjournalisten die immer versuchen, mit einem optimalen Licht zu arbeiten - einige davon, die für Geo oder den NG oder Stern arbeiten haben z. B. meist eine Mini-Blitzanlage dabei (Norman, Lumedyne), wenn sie Reportagen/Features über Wissenschaftliche Themen z. B. fotografieren . . . die gestalten auch bei Reportagen ihr Licht.

    Das finde ich schade. Ich erwarte von einer Reportage, dass sie die vorhandene Lichtstimmung wiedergibt und keine künstliche Atmosphäre schafft. Es gibt solche Bilder, wenn ich sie erkenne, blättere ich schnell weiter. Ich bin sogar mit meinen unzufrieden, wenn ich unauffällig indirekt blitzen musste, das gibt nicht das Geschehen wieder, wie ich es erlebt habe. Vom direkten Blitzen ganz zu schweigen. Aber manchmal ist leider so ein Bild besser als gar keines.

    Zitat von "klausesser"


    Letztlich aber kontrolliert jeder den Moment, in dem er auslöst


    Im ganz beschränkten Rahmen. Sogar beim Portrait sollte man das Model nicht überstrapazieren. Auch da gibt es eine Spannungskurve, nach deren Abfall es einfach vorbei ist.

    Zitat von "klausesser"


    und er kontrolliert auch durch die Wahl von Zeit und Blende die Art und Weise des Ergebnisses.


    Ganz eindeutig Ja :smile:

    Zitat von "klausesser"


    Im Übrigen habe ich hier GAR NICHTS und NIEMANDEN als unprofessionell bezeichnet!


    Das habe ich so verstanden.

    "Mir genügt ein Bild, nämlich das Bild, deshalb mache ich meistens nur eines"

    Zitat von "klausesser"


    DAS, lieber Karlheinz, kannst Du Deiner Oma erzählen . . . wenn Du journalistisch fotografierst. Ich stelle mir gerade vor: Merkel und Westerwave treffen den iranischen Präsidenten . . und Karheinz macht EIN Foto: DAS Foto . . . da macht er sicher viele Bildredakteure so richtig glücklich . . :mrgreen:

    Bei so einem Termin weiß man nie was einen erwartet und wie sich was entwickelt. Also versuche ich komplett alles zu fotografieren, Übersicht und Details. Geht es aber um den entscheidenden Augenblick, das Händeschütteln, die Übergabe, der Elfmeter, der Weltrekordversuch im Bierkistenstapeln samt Scheitern, das Anstecken der Ringe, der erste Schritt auf dem Mond :lol: , lieber Klaus, da wette ich mir Dir, da gibt es nur ein Bild das wirklich passt. Alle anderen fallen ab. Auf das eine konzentriere ich mich. Das mache ich ohne Motor, Winder oder sonst eine Serienbildfunktion, denn das ist so was von unbefriedigend. Ich hab's ausprobiert, hatte aber nie die Ergebnisse, die mir gefallen. Aber das findet jeder für sich heraus. Meines ist bestimmt nicht das Alleinseeligmachende.

    Zitat von "Peter K"


    Und das auch noch streng nach dem Zonensystem belichtet. :mrgreen:


    Da kannst Du einen drauf lassen. :wink: Genau so gehts, Peter. Kennst Du Fred Picker? Von dem gibts ein paar Filme über seine Arbeitsweise. Der macht genau das.

    Gruß
    Karlheinz

  • Zitat von "Peter K"

    Und mit ihm "Zone VI", der Versandhandel in Vermont für den die Filme gedreht wurden.Peter


    Ging das nicht an Calumet?

    Gruß
    Karlheinz

  • Bei solchen Diskussionen, gerade wenn es um Architektur geht muss ich immer an m. spiluttini denken (die wohl bedeutenste Architkekturfotogafin im europ. Raum), die weder Blitze noch Filter verwendet sondern ausschließlich mit vorhandenen Lichtquellen arbeitet.
    Nicht alle ihre Arbeiten kommen bei mir an, aber dennoch muss ich sagen dass mir ihr Stil wesentlich besser gefällt als der "amerikanische ich leuchte alles aus" stil.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von "Mark S."

    Bei solchen Diskussionen, gerade wenn es um Architektur geht muss ich immer an m. spiluttini denken (die wohl bedeutenste Architkekturfotogafin im europ. Raum), die weder Blitze noch Filter verwendet sondern ausschließlich mit vorhandenen Lichtquellen arbeitet.


    Na toll, so kann man/frau auch die zugelaufenen Schatten rechtfertigen.

    Zitat von "Mark S."

    Nicht alle ihre Arbeiten kommen bei mir an, aber dennoch muss ich sagen dass mir ihr Stil wesentlich besser gefällt als der "amerikanische ich leuchte alles aus" stil.


    Alles gleichmäßig hell auszuleuchten ist kein Stil sondern entstand aus der geringe Bandbreite des NTSC-Verfahrens beim damals neuen amerikanischen Farbfernsehen um so die soap-operas in den Fünfzigern auf die kleinen Bildschirme zu bringen. Gut zu sehen in dem Film Was diese Frau so alles treibt. Diese Beleuchtung wurde dann auch von einigen Fotografen übernommen, weil es genau so einfach ist viel zusätzliches Licht zu benutzen wie eben auch gar keines.

    Dagegen besteht der "Trick" - auch - Innenräume so auszuleuchten dass es "ganz natürlich aussieht". Also keine neuen Schatten durch gegenläufig gesetztes Licht zu erzeugen oder gar Reflexe in glatten Flächen. Was aber z. B. bei Küchen mit großen Edelstahlfächen nicht ganz so einfach ist.

    Peter

  • Der kleine Unterschied zwischen "Licht setzen" und "hell machen"... :roll:

    Gruß
    Wolf

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    Gary Perweiler

  • das ist schon klar, ich wollte nur sagen dass es Architekturfotografen (nicht nur Spiluttini) gibt die es generell ablehen weitere Lichtquellen zu verwenden.
    Meistens mit der Begründung dass die Lichtgestaltung Teil der Architektur ist, und diese dokumentarisch widergegeben werden soll.
    Ist jetzt nicht unbedingt meine Meinung, da ja der Film auch ohne zusätzliches Licht (oder gerade deswegen) die Lichtsituation nicht wirklichkeitsgetreu widergeben kann.
    Dennoch wollte ich es mal erwähnen. :wink:

  • Zitat von "Mark S."

    Meistens mit der Begründung dass die Lichtgestaltung Teil der Architektur ist, und diese dokumentarisch widergegeben werden soll.
    Ist jetzt nicht unbedingt meine Meinung, da ja der Film auch ohne zusätzliches Licht (oder gerade deswegen) die Lichtsituation nicht wirklichkeitsgetreu widergeben kann.
    Dennoch wollte ich es mal erwähnen. :wink:


    Ist schon klar. Ich kann durchaus nachvollziehen, daß bei anspruchsvoller Architektur die Ausleuchtung Teil des Gesamtkonzeptes ist und das Einbringen von Zusatzlicht die Wirkung verändert, wenn man nicht extrem viel Aufwand treibt.
    Das ist übrigens der Punkt, wo die moderne, digitale Fotografie Aufnahmen ermöglichkeit, die mit Film einfach nicht drin sind, weil derart riesige Kontraste ggf. unter Mischlicht nicht zu bewältigen sind. Mit einer S5 gehen aber beispielsweise fast 14 EV in einer einzigen Aufnahme (für Höchstauflösung gesticht), alternativ kann man an einer Fachkamera ein hochauflösendes Digi- oder Scanback einsetzen und HDR/DRI-Bilder anfertigen. Und ehe da ein Kommentar kommt :roll: : Nein, nicht die schreiend bunten Hobby-Spielereien, wie man sie zuhauf in den Foren findet, sondern augenrichtige Umsetzung inkl. chromatischer Adaption, wofür diese Technik entwickelt wurde (Prof. Dr. Reinhard z.B.). Die resultierenden Bilder wirken völlig natürlich und erhalten das Ambiente der Location, erfassen aber mit Leichtigkeit Kontraste von mehreren 10.000 zu 1...

    Gruß
    Wolf

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    Gary Perweiler

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