Hallo,
das was Klaus gesagt hat, beantwortet schon sehr gut die Frage von Christian, zumindest was den ergebnisorientierten Teil betrifft. Es gibt aber natürlich noch einen weiteren Aspekt, der zumindest für uns Amateure in den allermeisten Fällen sicher eine erhebliche Rolle für die Entscheidung zur analogen Großformatfotografie begründet.
Es handelt sich um die Frage, in welche Beziehung zur fotografischen "Kunst" und zu meinem Gerät bzw. Material ich eintrete. Wir bewegen uns in etwa auf dem Vergleich zwischen Bogenschießen und Schnellfeuerwaffe. Vielleicht ist die Schnellfeuerwaffe in mancher Hinsicht erfolgreicher, aber ich werde niemals das gleiche Maß an Identifikation mit dem Prozeß, der Entstehung meines Bildes erreichen. Lassen wir mal offen, welche Art der Fotografie im Zweifelsfall (im kommerziellen Sinne) erfolgreicher ist. Als Amateur muss ich mir diese Frage Gott sei Dank nicht stellen. Aber es ist von entscheidender Bedeutung für mich, welches Maß an Befriedigung ich bei der Ausübung dieser Passion habe und die wird maßgeblich definiert über meinen eigenen Anteil am gesamten Entstehungsprozeß. Die digitale Kamera nimmt mir da viel zu viel aus der Hand. Nicht zuletzt auch die Fehler, die ich dabei mache und die eben auch Teil eines solchen Prozesses sind.
Für uns, die wir nicht unser tägliches Brot mit der Fotografie verdienen müssen, ist doch letztlich der Grad an Entspannung, den wir bei der Ausübung der Fotografie erfahren ausschlaggebend für den qualitativen Wert. Ich habe ihn noch nie erlebt, wenn ich mit der Digitalkamera unterwegs war, aber sehr oft, wenn ich mir in Ruhe ein Objekt auswählte, meine Kamera vorbereitete, mir wesentliche Gedanken über das Objektiv die Einstellungen, Belichtung und und und... machte. Kurz gesagt, wenn ich mich auf dieses eine Bild einlassen konnte.
Ich möchte gerne Ansel Adams aus seiner Autobiografie zitieren, weil man es einfach nicht besser ausdrücken kann:
"Die zwei schönsten Geräusche auf dieser Welt sind das Klicken, wenn der Kameraverschluss sich öffnet und wenn er sich wieder schließt. Und in der Tat habe ich immer noch das behäbig wirkende Geräusch meines alten Compurverschlusses im Ohr, wenn er aus dem Fluß der Zeit eine Sekunde herauslöste, während welcher ein wohlbemessener Protonenstrom durch das fokussierte Objektiv floß, um Milliarden von Hallogenidkristallen in der Negativschicht anzuregen. Der Vorgang ist erschreckend kompliziert in seinen chemischen und physikalischen Aspekten, doch das Wunder >Bild< ist und bleibt ein Triumph der schöpferischen Phantasie."
Kann man das digital erleben?
Herzliche Grüße, Gerd