Mich beschäftigt schon seit einiger Zeit die Frage ob eine Foto Abbildung gleich ein Bild ist.
Das beschäftigt nicht nur dich, sondern die Fotografen von Anbeginn an.
In den ersten Jahren der Fotografie, vielleicht so bis 1860/70 galt die Fotografie eher als technische Wissenschaft, die den Fotografen in die Lage versetzte, das Gesehene auf eine Platte zu bannen. Kunstmaler hielten das eher für eine technisch interessante Spielerei als eine Kunstform. Und die Mehrzahl der Fotografen, die in den Gründerjahren sehr mit der Technik zu kämpfen hatten, sah es vermutlich ganz ähnlich.
Als das Ganze dann populärer wurde und die Künstler der etablierten Kunstformen bemerkten, dass sich so etwas wie Fotokunst entwickelte und auf den Markt drängte, war der Aufschrei groß: Fotografie sei keine Kunst, sondern nur eine Technik, ein Abbild zu schaffen ohne Zutun des Fotografierenden. Der Apparat würde ja das Bild machen!
Wohin das ganze führte, ist bekannt. Nicht zuletzt führte die Diskussion ja zum Piktorialismus, in dem versucht wurde, den Effekt gemalter Bilder (u.a. mit Konstruktionen wie dem Imagon) auf die Fotografie zu übertragen.
Heute würde keiner mehr anzweifeln, dass ein Fotograf ein "Bild" erschafft. Lediglich Prozesse wie Übertragung von Dokumenten auf Mikrofilm o.ä. würde ich als "Abbild" bezeichnen. Und selbst solche dokumentarischen Vorgänge sind bereits früh zur Kunstform geworden (siehe die Pflanzenbilder von Bloßfeld).