Ein möglicher Weg nach vorn wäre, dass die Moderatoren einschreiten und Kommentare zensieren, die die Grenze von respektvoll zu respektlos überschreiten. Mitglieder, die wiederholt gegen akzeptable Verhaltensstandards verstoßen, sollten aus dem Forum verbannt werden - dies ist im Forum für Großformatfotografie hier in Amerika passiert.
wenn so etwas passiert, dann kann man wohl davon ausgehen, das andreas (unser admin) einschreitet. da er das in vorliegendem fall nicht getan hat gehe ich einfach mal davon aus, dass die diskussion in diesem thread dann nicht die "Grenze von respektvoll zu respektlos" überschritten hat.
was sich auch mit meiner einschätzung deckt.
Ich bin ganz für Meinungsfreiheit, aber wenn wir hier übermäßig korrosives Verhalten tolerieren
wer definiert, was "korrosives Verhalten" ist? du? der admin? hast du keine angst, das solche - auf einem "gefühl" oder einem "persönlichem geschmack" beruhenden kategorien in zensur ausarten könnten?
was ich mir aber tatsächlich wünschen würde: eine wirklich glasklare ansage, welche technischen voraussetzungen bilder erfüllen müssen, um hier in einem GF-forum gepostet werden zu dürfen. hätte wir diese regel, würde es auch diese diskussion nicht geben.
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glücklicherweise hat das forum den vorteil, auf der favoritenliste des weltgeistes zu stehen. der/die hat hier nämlich mitgelesen und an anderer stelle (nämlich hier) zwei sehr kluge frauen zu genau diesem thema (insbesondere dem diesen thema INNEwohnenden, aber von AUßEN erzeugten zwang zur selbstzensur, weil irgendeine gesellschaftliche "korrektheit" das einfordern zu müssen glaubt; eine Entwicklung, die Kommunikation extrem erschwert) sehr viel kluges sagen lassen:
Katharina Raabe: ...Das Unbehagen, das ich meinte, ist aber ein anderes. Es gilt nicht der Frage, ob meine Worte dem adäquat sind, was ich beschreiben und gedanklich fassen will. Es betrifft die Adressierung und damit auch die Art und Weise, wie ich über Personen spreche. Bevor ich einen Satz sage oder schreibe, denke ich an mögliche Empfindlichkeiten meines Gegenübers und zögere: Soll ich das wirklich so sagen? Ohne dieses Innehalten - "erst denken, dann sprechen" - gibt es kein vernünftiges Gespräch. Neuerdings geht dieses Zögern aber über das Taktgefühl, das für höfliches und umsichtiges Miteinander selbstverständlich ist, weit hinaus. Es antizipiert die Reaktion auf Markierungen, die ich setze oder unterlasse, bevor ich überhaupt einen Satz zu Ende gebracht habe. Das betrifft etwa Genderstern, Unterstrich, Binnen-Doppelpunkt und Glottisschlag, aber auch ethnische und andere Identitätsmarkierungen, wie sie "politisch korrektes" Sprechen erwarten lässt. Ich antizipiere mithin eine kränkende, befremdende, irritierende oder sogar provozierende Wirkung meiner Ausdrucksweise. Ich unterstelle, dass diese Wirkung stärker ist als die des Gesagten selbst. Was natürlich unsinnig ist, denn noch, so scheint mir, erreiche ich die Adressaten auch ohne derlei Identitätsmarkierungen. Doch dieses Zögern ist unangenehm, weil es die Konzentration auf etwas Äußerliches umlenkt. Die Sache ist sogar noch komplizierter - in dem kurzen Innehalten meldet sich die Sorge, wie ich in meinem Sprechen und Schreiben von den anderen wahrgenommen und verortet werde. Welche Rückschlüsse auf meine politische Haltung zu bestimmten Fragen lege ich durch Übernahme oder Ablehnung dieser Markierungen unwillentlich nahe? Auf einmal sind Distinktionsmerkmale im Spiel, die dem Anspruch des Sprechens, Unterschiede zu überbrücken, im Weg stehen. Teilst du diese Erfahrung?
Olga Radetzkaja: Ich kenne jedenfalls das Zögern in bestimmten Kontexten und die eigene Irritation über diesen kommunikativen Seitenblick in den Spiegel. Dass ich das große Chandos-Geschütz aufgefahren habe, hängt mit einem intuitiven Unbehagen angesichts der aktuellen Sprachkämpfe zusammen, das mich gelegentlich befällt: dem Gefühl, dass eine so stark mit sich selbst beschäftigte, so selbstreferentielle Sprache zumindest vorübergehend Gefahr läuft, als Erkenntnisinstrument und Medium der Auseinandersetzung mit Sachthemen, mit der Welt, unbrauchbar zu werden...Es geht in den Debatten um "gerechte Sprache" nach meinem Eindruck sehr viel um Abgrenzung und Festschreibung von Zugehörigkeiten...mein Eindruck ist generell, dass durch die "geschlechtergerechte" und diskriminierungssensible Sprache oft mehr Klarheit verlorengeht als an anderer Stelle vielleicht gewonnen wird.
Katharina Raabe: ...Seit Wittgenstein und dem linguistic turn hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Bedeutung der Wörter ihr regelgeleiteter Gebrauch ist. Wortbedeutungen sind nicht aus den Dingen ableitbar, sondern aus Konventionen einer Sprechergemeinschaft hervorgegangen, die ihrerseits dem historischen Wandel unterworfen sind. Bedeutungen, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben, können sich im Prozess neuer Festlegungen verändern.
Die "mit sich selbst beschäftigte Sprache" radikalisiert den Gebrauch, indem eine Gruppe, ihrer Selbstdefinition gemäß, neue Regeln aufstellt und die generierten Bedeutungen, die zunächst nur für sie Gültigkeit besitzen, auf die Sprache aller zu übertragen versucht. Warum geschieht das? Um Gerechtigkeit zu schaffen - im Sinne von Sichtbarkeit: Jede Person soll von allen anderen in ihrem So-Sein sprachlich anerkannt werden...Freilich funktioniert das nur sektoral. Es ist ein Sprachwandel "von unten", der von bestimmten Communities mit einer emanzipatorischen Agenda ausgeht. Aber das Vorgehen als solches breitet sich rasant aus und vermittelt auch mir den Eindruck, Zeuge eines narcissistic turn der Sprache zu sein. Je mehr Gruppen sich innerhalb einer Sprache partikulare Regeln geben, desto größer die Gefahr, dass sich "nichts mehr … mit einem Begriff umspannen" lässt, wie es im Chandos-Brief heißt, und die Empfindlichkeiten gegeneinander zunehmen. "Die Sprache funktioniert als Sprache nur durch die Regeln, nach denen wir uns in ihrem Gebrauch richten", schreibt Wittgenstein. Dieses "wir", das für eine Instanz über allen speziellen Communities stand, zerfällt vor unseren Augen.
Olga Radetzkaja: Ja, und eben deshalb hält sich meine Freude über das neue Nachdenken über Sprache, mit dem wir es derzeit zu tun haben, in Grenzen. Denn es geht dabei meist nicht um die Qualität der Sprache als Ausdrucksmittel, sondern um ihre moralische Integrität in einer ganz bestimmten Hinsicht...
(anmerkung: es empfiehlt sich wirklich, den ganzen text zu lesen).
werden wir mehr gute Fotografen wie Dierk verlieren und dieses Forum wird sich irgendwann selbst erwürgen und sterben. Ich denke, das wäre ein schrecklicher Verlust. Ressourcen aller Art für Großformatfotografen gehen überall weiter zurück
wenn dieses forum irgendwann mal sterben sollte, dann nicht wegen eines mangels an "guten fotografen". du beurteiltst die leute, die hier fotos posten und leute, die hier nicht posten auf gleiche - unzulässige - weise. wer sagt dir denn das foristen, die keine bilder posten keine "guten Fotografen" sind? wo ist der kausale zusammenhang zwischen "keine guten fotografen mehr" und "forum ist tot"?
dieses forum definiert sich meiner meinung nach am allerwenigsten über die qualität der hier eingestellten bilder, so selbstkritsich muss man hier schon sein, will man nicht völlig weltfremd erscheinen (und im amerikanischen forum ist das nach meiner dafürhalten auch nicht anders). das ist aber auch gar nicht schlimm (für mich jedenfalls), "gute bilder" gibt´s wie sand am meer, muss ja nicht hier sein. ich persönlich könnte sogar leichten herzens auf ALLE bilddokumente (außer technische "illustrationen" von basteleien oder ähnlichem) verzichten, ohne dass das forum für mich an wert verlieren würde. aber das ist nur meine persönliche meinung. wenn andere das brauchen: bitte sehr. konsequenterweise beteilige ich mich deshalb ja auch nicht an ästhetischen debatten zu ganz konkreten, von foristen angefertigten bildern.
wenn dieses forum einmal stirbt, dann an inhaltlicher, thematischer und stilistischer belanglosigkeit aufgrund der kritikunfähigkeit, bigotterie und permanent niedrigschwelligster beleidigtheits-attitüde einzelner, die eine faire aber kontroverse oder sogar hart geführte debatte verunmöglichen, indem sie jede aussage auf ihr potential hin abchecken, ob sie - die aussage - ihr "gefühl und empfinden" verletzen könnte. was dann - sollte der opponent ihnen nicht passen oder dessen argumente inhaltlich nicht schmecken - naturgemäß empört (idealerweise auch noch moralisierend) angeprangert wird. oder - wenn einem rein gar nichts inhaltlich-argumentatives dazu einfallen will - man bespöttelt die diskussion dann einfach schal als "auf sandkastenniveau" befindlich. und manch anderer, der an wortfindungsstörung leidet, trotzdem aber dem zwang unterliegt, seinen geschmack für mitteilenswert zu halten, liked/disliked dann gern.
das forum wird sterben wegen der unfähigkeit von foristen - wohlgemerkt einzelnen! - , zwischen person und argument trennen zu können. es wird sterben, weil manche foristen vor lauter hilflosem zorn auf die wortwahl, die tonalität oder die beleghaftigkeit der argumente ihrer mitforisten das forum mit sentimentgespeistem neid fluten, der sich in moralisierender empörung äußert. aber: nur weil man selbst nichts zu einem thema beizutragen hat (oder das aus den verschiedensten gründen nicht kann) gibt das einem noch lange nicht das recht, auch von anderen ein schweigegelübde einzufordern.
im übrigen: wer das forum noch zu zeiten von peter k. kennengelernt hat der wird wissen, das es früher hier noch ganz anders zugegangen ist. dies nur als hinweis an die empfindsamen kassandren von heute: nein, es wird nicht immer alles schlimmer.
das meiste aber schon. 