Moin Uli,
natürlich hast Du recht, wenn Du ein Brillenglas nicht als Objektiv bevorzugst, das wäre ja auch noch schöner. Ich habe auch lediglich von einem sinnvollen Experiment geschrieben, da ich in meinem Beruf einfach im Laufe der Jahre habe lernen müssen, einiges mit unkonventionellen Mitteln zu improvisieren, da im Labor teilweise fotografische Probleme anstehen, die mit landläufigen Mitteln nicht zu bewältigen sind und daher oftmals Lösungen erfordern, die zwar vielleicht nicht zu optimalen, wohl aber zu akzeptablen Ergebnissen führen. Ob dies möglich ist, klärt aber letztlich nur das Experiment, welches selbstverständlich auch mißlingen kann, wie in der Forschung auch. Im Gegensatz dazu sagt die Theorie oft: Geht nich!! "Geht nich!" gibts aber in meinem Beruf nicht.
Eine essentielle Grundlage hierfür ist aber in jedem Fall die korrekte Durchführung dieses Experiments. D.h. in diesem Falle, daß: Irgendein Brillenglas gekauft, in einem Papprohr befestigt und an eine KB-Kamera "drangeflanscht", sicher kein repräsentatives Ergebnis zu erwarten läßt. Hier ist der Experimentator schon gezwungen, möglichst optimale Verhältnisse zu schaffen, also eine gute Zentrierung und Parallelität herzustellen, damit Fehler auf diesem Gebiet nicht von vornherein ein sachliche Beurteilung des Ergebnisses unmöglich machen. Auch das verwendete Brillenglas sollte so gut sein, wie möglich. Vielleicht kann man ja beim Optiker eines leihen, welches zumindest ungefähr die erforderliche Brennweite hat. Zum zweiten ist eine KB-Kamera hier denkbar unzweckmäßig als Testkamera, weil die erforderliche Nachvergrößerung Fehler zeigt, die beim gewünschten Format 4x5´ 3 1/2fach geringer ausfallen würden und u.U. zwischen brauchbar und unbrauchbar unterscheiden. Zum dritten ist es in der Tat mit dem Brillenglas wie Du sagst: für das Auge bestimmt und eigentlich nicht für das Bild. Aaaber: deswegen ja auch die Beschränkung auf Brennweiten länger 700mm, da die von Dir angeführten Mängel aufgrund der geringen Krümmungsradien nicht mehr so stark zum tragen kommen. Positiv ist an dieser Stelle außerdem, daß der Meniskus weniger an Astigmatismus leidet als die Bi-/Plankonvexlinse (Monokel). Viertens bitte ich Dich, zu berücksichtigen, daß auch der "Schröder" inzwischen nicht mehr ganz jung ist ( meiner ist die 6. Auflage, von `87) und auch bei der Herstellung von Brillengläsern in den dazwischen liegenden Jahren Fortschritten gemacht wurden. Ich glaube, Du würdest bei ZEISS und RODENSTOCK einige Empörung ernten, wenn Du denen heute, im "ZEISSalter" der Gleitsichtbrillen, Schlieren in der Brillenoptik unterstellen würdest.
Versuche mit Achromaten, z.B. dem erwähnten 64cm Novoflex, sehe ich unter den gleichen Gesichtspunkten. Ich kann Deine Einwände zur nur mäßigen Leistung in den Randbereichen bei KB nur bestätigen. Aber auch hier ist die nun angestrebte Verwendung eine grundsätzlich andere. Bei stärkerer Abblendung der Randbereiche und entschieden geringerer Nachvergrößerung ist auch das Ergebnis u.U. besser als Du unterstellst. Aber hier macht eben nur Versuch klug.
Den Grünfilter habe ich hier weniger aus genau berechneten optischen Gründen gewählt, sondern mehr aus praktischen Erwägungen: Es erscheint sinnvoll, durch Beschränkung auf einen engeren Wellenlängenbereich die chromatischen Fehler etwas zu mindern. Wichtig ist mir aber vor allem bei der gewünschten Anwendung auch eine leidlich natürliche Grauwertwiedergabe im Bild, und die ist mit einem strengen Grün- oder Gelbgrünfilter eher gegeben, als mit einem Blau- oder gar Blauviolettfilter. Dazu kommt, daß die Grünfilterung, wie Du ganz richtig erwähntest, vorteilhaft für die visuelle Betrachtung ist, weil für unser Auge kontrastreicher. In Folge dessen fällt z.B. die Scharfeinstellung leichter als bei einem blauen Bild.
So, und jetzt denke ich, sollten wir den Spaß beenden (wir kommen so oder so nicht wirklich zusammen), sonst lachen sich die anderen Forenten über uns noch tot und ich möchte keinesfalls schuldig am Ableben eines Teils der heute selten gewordenen Spezies GF-Fotograf/gräfin werden.
Armin
Ich nicht, s.o. meine Preise in DM. Du bestätigst meine Meinung aber, mit Verlaub, mich reizt halt oft der ungerade Weg.
Mit freundlichem Gruß aus der Lüneburger Heide, es ist eine Freude mit Euch zu diskutieren.
Jan